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Paris im 20. Jahrhundert

Paris im 20. Jahrhundert

Titel: Paris im 20. Jahrhundert
Autoren: Jules Verne
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weichem Eisen, die im Inneren unter der Einwirkung der mit einem Druck von mehreren Atmosphären zusammengepreßten und von der
Gesellschaft der Pariser Katakomben
gelieferten Luft dahinglitt. Diese Scheibe, die mit hoher Geschwindigkeit durch die Röhre gejagt wurde, so wie eine Kugel durch ein Blasrohr, riß den ersten Wagen des Zuges mit sich fort. Aber wie befestigte man diesen Wagen an der im Inneren der Röhre eingeschlossenen Scheibe, da diese Röhre doch keinerlei Verbindung nach außen haben durfte? Durch elektromagnetische Kraft.
    Tatsächlich waren zwischen den Rädern des ersten Wagens Magnete angebracht, rechts und links von der Röhre montiert, so nah wie möglich, aber ohne diese zu berühren. Diese Magnete wirkten durch die Röhrenwand hindurch auf die Scheibe aus weichem Eisen 2 . Diese schleppte in ihrer Gleitbewegung den Zug hinter sich her, ohne daß die Preßluft durch irgendeinen Ausgang entweichen konnte.
    Wenn ein Zug stehenbleiben sollte, drehte ein Stationsbediensteter an einem Hahn; die Luft entwich, und die Scheibe bewegte sich nicht mehr. Sobald der Hahn wieder geschlossen war, sorgte die Luft für den Antrieb, und der Zug nahm seine Fahrt sogleich wieder mit hoher Geschwindigkeit auf.
    Bei diesem äußerst einfachen Konzept von so unkomplizierter Wartung gab es keinen Rauch, keine Dampfwolken, keine Zusammenstöße, dagegen aber die Möglichkeit, jede Steigung zu bewältigen, und es schien, als hätten diese Eisenbahnlinien seit unvordenklicher Zeit existiert.
    Der junge Dufrénoy löste seine Fahrkarte am Bahnhof von Grenelle, und zehn Minuten später hielt er an der Station Madeleine; er ging auf den Boulevard hinunter und schlug die Richtung zur Rue Impériale ein, welche der Achse der Oper folgend bis zum Garten der Tuilerien reichte.
    Die Straßen waren voller Menschen; die Nacht brach herein; luxuriöse Geschäfte warfen den Schein elektrischen Lichts weit hinaus; die nach dem Way-System durch Elektrisierung eines Quecksilberstreifens konstruierten Kandelaber leuchteten in unvergleichlichem Glanz; sie waren mittels unterirdischer Drähte miteinander verbunden; in ein und demselben Augenblick und mit einem Schlag erstrahlten die hunderttausend Laternen von Paris.
    Ein paar rückständige Läden waren jedoch dem alten Kohlenwasserstoffgas treugeblieben; die Ausbeutung neuer Kohlengruben erlaubte tatsächlich, es zu einem Preis von zehn Centime je Kubikmeter zu liefern; die Kompanie machte dennoch stattliche Gewinne, insbesondere weil sie es als Antriebskraft in Umlauf brachte.
    Von den unzähligen Wagen, die auf dem Fahrdamm der Boulevards dahinrollten, liefen die meisten ohne Pferde; sie wurden von einer unsichtbaren Kraft bewegt, mit Hilfe eines Motors, bei dem sich die Luft durch Gasverbrennung ausdehnte. Dabei handelte es sich um den zur Fortbewegung benutzten Motor Lenoirs.
    Der wichtigste Vorteil dieser 1859 erfundenen Maschine bestand darin, daß sie Kessel, Feuerstelle und Brennstoff abschaffte; eine kleine Menge Leuchtgas, das mit Luft vermischt, unter den Kolben geleitet und durch einen elektrischen Funken entzündet wurde, erzeugte die Bewegung; an den verschiedenen Wagenstationen errichtete Gassäulen lieferten den notwendigen Wasserstoff; jüngste Weiterentwicklungen hatten das Wasser, welches einst dazu diente, den Zylinder der Maschine abzukühlen, überflüssig gemacht.
    Diese war also einfach konstruiert und
leicht zu handhaben;
der auf seinem Sitz thronende Maschinist lenkte ein Steuerrad; ein unter seinem Fuß liegendes Pedal erlaubte es ihm, die Gangart des Fahrzeuges augenblicklich zu verändern.
    Wagen mit der Kraft einer Pferdestärke kosteten pro Tag nicht einmal den Preis eines Achtel Pferdes; der genauestens kontrollierte Gasverbrauch erlaubte es, die Nutzleistung jedes Wagens zu berechnen, und die Kompanie konnte nicht mehr wie einst von ihren Kutschern betrogen werden.
    Schon diese Gas-Cabs verschlangen sehr viel Wasserstoff, ganz zu schweigen von jenen riesigen, mit Steinen und Werkstoffen beladenen Vehikeln, welche die Kraft von zwanzig bis dreißig Pferden entfalteten. Dieser Lenoir-Motor hatte aber auch den Vorteil, daß er während der Ruhestunden nichts kostete, eine Einsparung, die mit Dampfmaschinen unmöglich erzielt werden kann, weil diese ihren Brennstoff selbst im Stillstand aufzehren.
    Die Transportfahrzeuge kamen auf den Straßen, die weniger überfüllt waren als früher, also rasch voran, denn eine Verordnung des Polizeiministeriums
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