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Paris im 20. Jahrhundert

Paris im 20. Jahrhundert

Titel: Paris im 20. Jahrhundert
Autoren: Jules Verne
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einhundert Millionen Franc, aufgeteilt in 100000 Aktien zu je 1000 Franc.
     
    Aufsichtsrat:
     
    Baron von Vercampin, C. , Vorsitzender
    de Montaut, O , Direktor der Eisenbahnlinie von Orléans
    Garassu, Bankier
    zwei stellvertretende Vorsitzende
    Marquis von Amphisbon, G O , Senator
    Roquamon, Oberst der Gendarmerie, G.C.
    Dermangent, Abgeordneter
    Frappeloup, *, Generaldirektor der Bildungskreditbank
     
    Es folgten die mit größter Sorgfalt in Finanzsprache abgefaßten Statuten der Gesellschaft. Wie man sieht, weder der Name eines Gelehrten noch der eines Professors im Aufsichtsrat. Für ein kommerzielles Unternehmen war dies vertrauenerweckender.
    Ein Regierungsinspektor überwachte das Wirken der Kompanie und erstattete dem Minister für die Verschönerung von Paris Bericht.
    Der Einfall des Barons war gut und ausgesprochen praktisch, und so war ihm über alle Erwartungen hinaus Erfolg beschert. 1960 zählte die Bildungskreditbank nicht weniger als 157342 Schüler, denen die Wissenschaft mit mechanischen Mitteln eingeflößt wurde.
    Wir müssen eingestehen, daß man das Studium der schönen Literatur, der alten Sprachen (Französisch eingeschlossen) mehr oder weniger geopfert hatte; Latein und Griechisch waren nicht nur tote, sondern begrabene Sprachen; der Form halber gab es noch ein wenig Literaturunterricht, doch war er schlecht besucht, wenig beachtenswert und noch weniger geachtet. Die Wörterbücher, die Gradus ad Parnassum, die Grammatiken, die Auswahlbände für Hin-und Rückübersetzungen, die klassischen Autoren, der gesamte Büchervorrat an irgendwelchen
De Viris, Quintus Curtius, Sallust, Titus Livius
schimmelte in den Regalen des alten Verlagshauses Hachette still vor sich hin; aber die
Leitfäden der Mathematik,
die
Abhandlungen über darstellende Geometrie, über Mechanik, über Physik, über Chemie, über Astronomie,
die
Lehrbücher für praktische Industrie, für Handel, für Finanzen, für industrielle Künste,
alles, was sich auf die spekulativen Tendenzen des Tages bezog, ging in Tausenden Exemplaren weg.
    Kurz gesagt, die Aktien der Kompanie, die sich in zweiundzwanzig Jahren verzehnfacht hatten, besaßen nunmehr einen Wert von je 10000 Franc.
    Wir wollen uns nicht länger über den blühenden Zustand der Bildungskreditbank auslassen; die Zahlen sagen alles, wie es in einem unter Bankiers geläufigen Sprichwort heißt.
    Gegen Ende des letzten Jahrhunderts ging es mit der Ecole Normale ganz offensichtlich bergab; nur wenige junge Leute, die sich durch ihre Neigungen zu einer literarischen Berufslaufbahn hingezogen fühlten, bewarben sich um Aufnahme; man hatte bereits viele von ihnen, und darunter die besten, ihr Lehrergewand an den Nagel hängen und sich in das Gewühl von Journalisten und Autoren stürzen sehen; doch dieses verdrießliche Schauspiel wiederholte sich nicht mehr, denn seit zehn Jahren meldeten sich nur noch bei den wissenschaftlichen Studienrichtungen der Ecole Normale jede Menge Prüfungskandidaten.
    Doch wenn auch die letzten Griechisch-und Lateinlehrer endgültig in ihren vereinsamten Klassen ausstarben, welchen Rang nahmen die Herren Professoren der Wissenschaften ein, und auf welch distinguierte Art und Weise sahnten sie ab!
    Die Wissenschaften waren in sechs Zweige unterteilt: es gab einen Divisionschef für Mathematik, mit seinen Unterchefs für Arithmetik, Geometrie und Algebra – einen Divisionschef für Astronomie, einen für Mechanik, einen für Chemie, schließlich den bedeutendsten, den Divisionschef für angewandte Wissenschaften, mit seinen Unterchefs für Metallurgie, für Fabrikbau, für Mechanik und für Chemie im Bereich der Künste.
    Die lebenden Fremdsprachen, mit Ausnahme des Französischen, standen hoch im Kurs; sie genossen besonderes Ansehen; ein passionierter Philologe hätte hier die zweitausend Sprachen und viertausend Idiome erlernen können, die in der ganzen Welt gesprochen wurden. Der Unterchef für Chinesisch brachte es seit der Kolonisation von Kotschinchina auf eine stattliche Schülerzahl.
    Die
Erste Allgemeine Bildungskreditbank
besaß riesige, auf dem Areal des einstigen Marsfeldes errichtete Gebäude, denn seit Mars keine Gelder mehr aus der Staatskasse bezog, war auch das Marsfeld nutzlos geworden. Sie war eine abgeschlossene Siedlung, eine richtige Stadt, mit ihren Vierteln, ihren Plätzen, Straßen, Palais, Kirchen, Kasernen, etwa so wie Nantes oder Bordeaux, und konnte einhundertachtzigtausend Seelen fassen, die der Lehrenden
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