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Paris, Ein Fest Fürs Leben

Paris, Ein Fest Fürs Leben

Titel: Paris, Ein Fest Fürs Leben
Autoren: Ernest Hemingway
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sie in Deutschland gewesen war. Der Schilling ging rauf und runter, aber im längeren Verlauf runter.

    In Schruns gab es weder Skilifte noch Seilbahnen, aber es gab Holzabschleppwege und Viehwege, die durch verschiedene Bergtäler ins Hochgebirge führten. Man stieg mit Seehundsfellen auf, die man unter den Skiern angeschnallt hatte. Am oberen Ende der Gebirgstäler waren die großen Alpenvereinshütten für die Sommerbergsteiger, dort konnte man schlafen, und man hinterließ Geld für alles Holz, das man verbrauchte. Zu manchen mußte man sein eigenes Holz hinaufschaffen, oder man heuerte, wenn man auf eine lange Hochgebirgs- oder Gletschertour ging, jemanden an, der einem Holz und Vorräte dorthin schaffte, wo man sein Quartier aufschlug. Die berühmtesten dieser hochgelegenen Schutzhütten waren die Lindauer Hütte, das Madlener Haus und die Wiesbadener Hütte.

    Hinter der Taube war eine Art Ubungshang, wo man durch Obstgärten und Felder lief, und ein anderer guter Hang war jenseits des Tals hinter Tschagguns, wo es ein wunderschönes Wirtshaus mit

    einer hervorragenden Sammlung von Gamshörnern an den Wänden der Gaststube gab. Hinter dem Holzfällerdorf von Tschagguns, das am anderen Ende des Tales war, erstreckte sich das gute Skigelände immer weiter bergan, bis man schließlich das Gebirge überqueren und hinüber in die Silvretta, in das Gebiet von Klosters gelangen konnte.

    Schruns war ein gesunder Aufenthaltsort für Bumby. Ein dunkelhaariges, hübsches Mädchen fuhr ihn in seinem Schlitten in der Sonne spazieren und kümmerte sich um ihn, und Hadley und ich hatten Gelegenheit, all das neue Land und die neuen Dörfer kennenzulernen, und die Leute im Ort waren sehr freundlich. Herr Walther Lent, einer der ersten Hochgebirgsskiläufer, der eine Zeitlang der Partner von Hannes Schneider, dem großen Arlbergskiläufer gewesen war und mit ihm Skiwachs fürs Aufsteigen und für alle Arten von Schneebeschaffenheit hergestellt hatte, gründete eine Schule für alpines Skilaufen, in der wir uns beide anmeldeten. Walther Lents Methode war, seine Schüler so schnell wie möglich von den Übungshängen wegzubekommen und mit ihnen Ausflüge ins Hochgebirge zu machen. Skilaufen war nicht so, wie es heute ist. Damals war der Bruch der Wirbelsäule noch nichts Alltägliches, und niemand konnte sich ein gebrochenes Bein leisten. Es gab keine Pistenpatrouillen, und man mußte auf jeden Berg, von dem man abfuhr, hinaufklettern. Dadurch bekam man Beine, die zum Abfahren taugten.

    Walther Lent fand, daß der Spaß beim Skilaufen darin lag, ins höchste Gebirgsland hinauf zugelangen, wo sonst niemand war, und wo es keine Spuren im Schnee gab, und dann über die höchsten Pässe und Gletscher der Alpen von einer hohen Alpenvereinshütte zur anderen zu laufen. Man durfte keine Bindung haben, die einem das Bein brach, wenn man fiel. Der Ski mußte abgehen, ehe er einem das Bein brach. Was er besonders gern hatte, war Gletscherskilaufen ohne Seil, aber damit mußten wir bis zum Frühjahr warten, wenn die Gletscherspalten genügend zugeschneit waren.

    Hadley und ich fanden Skilaufen herrlich, seit wir es zuerst zusammen in der Schweiz versucht hatten und später in Cortina d'Ampezzo in den Dolomiten, ehe Bumby geboren wurde; der Arzt in Mailand hatte ihr erlaubt, weiter Ski zu laufen, wenn ich versprach, daß sie nicht fallen würde. Das erforderte eine sehr sorgfältige Wahl des Geländes und der Abfahrten und eine völlig beherrschte Kon

    trolle beim Laufen. Aber sie hatte schöne, wundervoll kräftige Beine und eine ausgezeichnete Herrschaft über ihre Skier, und sie fiel nicht. Wir alle kannten die verschiedenen Schneebeschaffenheiten, und jeder wußte, wie man im tiefen Pulverschnee laufen mußte.

    Wir liebten das Vorarlberg, und wir liebten Schruns. Wir fuhren gegen Ende November hin und blieben beinahe bis Ostern. Man konnte immer Ski laufen, obwohl Schruns für einen Wintersportplatz - außer in einem Winter mit schweren Schneefällen - nicht hoch genug lag. Aber jeder Aufstieg machte Spaß, und in jenen Tagen störte es niemanden. Man setzte sich eine gewisse Geschwindigkeit, weit unter dem Tempo, in dem man steigen konnte, und es war leicht, das Herz war in Ordnung, und man war stolz auf das Gewicht seines Rucksacks. Ein Teil des Anstiegs zum Madlener Haus war steil und sehr schwierig, aber wenn man zum zweitenmal dort hinaufstieg, war es leichter, und schließlich schaffte man es mühelos mit dem doppelten
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