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Paris, Ein Fest Fürs Leben

Paris, Ein Fest Fürs Leben

Titel: Paris, Ein Fest Fürs Leben
Autoren: Ernest Hemingway
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& Bosse, Leck
Printed in Germany 480-ISBN 3 499 11438 o
    Wenn du das Glück hattest, als junger
Mensch in Paris zu leben, dann trägst
du die Stadt für den Rest deines Lebens
in dir, wohin du auch gehen magst,
denn Paris ist ein Fest fürs Leben.

    Ernest Hemingway zu einem Freund, 1950

Vorwort

    Aus Gründen, die dem Autor genügen, sind viele Orte, Menschen, Betrachtungen und Eindrücke in diesem Buch weggelassen. Manches war geheim, und manches war allgemein bekannt, und alle haben darüber geschrieben und werden fraglos noch mehr darüber schreiben. Das Stade Anastasie ist nicht erwähnt, wo der Boxring im Garten war und wo die Boxer als Kellner an den Tischen servierten, die unter den Bäumen aufgestellt waren. Weder das Training mit Larry Gains noch die großartigen Zwanzig-Runden-Kämpfe im Cirque d'Hiver. Noch so gute Freunde wie Charlie Sweeny, Bill Bird und Mike Strater noch Andre Masson und Miro. Unsere Reisen in den Schwarzwald sind nicht erwähnt noch unsere Tagesausflüge, auf denen wir die von uns geliebten Wälder der Umgebung von Paris erforschten. Es wäre schön, wenn all das in diesem Buch enthalten wäre, aber einstweilen müssen wir uns hiermit begnügen. Wenn es der Leser vorzieht, kann dieses Buch auch als ein Werk der Phantasie angesehen werden. Aber es besteht immer die Chance, daß solch ein Werk der Phantasie einiges Licht auf das wirft, was als Tatsache geschrieben worden ist.

    Ernest Hemingway

    San Francisco Paola, Kuba, 1960

Anmerkung

    Ernest begann im Herbst 1957 auf Kuba mit der Niederschrift dieses Buches, arbeitete daran im Winter 1958/59 in Ketchum, Idaho, und nahm es mit, als wir im April 1959 nach Spanien fuhren. Er brachte es im Spätherbst nach Kuba zurück und dann nach Ketchum. Er beendete das Buch im Frühling i960 in Kuba, nachdem er es 1959 beiseite gelegt hatte, um ein anderes Buch, The Dangerous Summer zu schreiben, das von der leidenschaftlichen Rivalität zwischen Antonio Ordóňez und Miguel Luis Dominguin in den spanischen Stierkampfarenen berichtet. Er überarbeitete das Buch im Herbst 1960 in Ketchum. Es behandelt die Jahre 1921 bis
    1926 in Paris. M.H.

Ein gutes Café auf der Place Saint-Michel

    Dann war das schlechte Wetter da. Wenn der Herbst vorbei war, war es eines Tages plötzlich da. Nachts mußten wir die Fenster wegen des Regens schließen, und der kalte Wind blies die Blätter von den Bäumen der Place Contrescarpe. Die Blätter lagen durchweicht im Regen, und der Wind trieb den Regen gegen den großen grünen Autobus an der Endstation, und das Cafe des Amateurs war gedrängt voll, und von der Hitze und dem Rauch drinnen beschlugen die Fenster. Es war ein trauriges, schlechtgeführtes Cafe, in dem sich die Säufer des Viertels zusammenfanden, und ich hielt mich wegen des Geruchs von schmutzigen Körpern und dem säuerlichen Geruch von Betrunkenheit von ihm fern. Die Männer und Frauen, die im Amateurs ein und aus gingen, waren die ganze Zeit über betrunken oder die ganze Zeit über, die sie es sich leisten konnten, meist von Wein, den sie halbliter- oder literweise kauften. Viele seltsam benannte Aperitifs wurden angepriesen, aber wenige Leute konnten sie sich leisten, außer als Grundlage, um ihren Weinrausch zu unterbauen. Die betrunkenen Frauen nannte man po ivrottes , was weibliche Schnapser bedeutet.
    Das Café des Amateurs war die Kloake der Rue Mouffetard, jener wundervollen, engen, wimmelnden Marktstraße, die zur Place Contrescarpe führt. Die Hockklosetts der alten Mietshäuser, eines auf jedem Stockwerk neben der Treppe, mit den zwei durch Querleisten verstärkten, schuhförmigen Erhöhungen zu jeder Seite der Öffnung, damit die lo cataire nicht ausrutschen würde, entleerten sich in Kloaken, die nachts durch Pumpen in von Pferden gezogene Tankwagen entleert wurden. Zur Sommerzeit pflegten wir, wenn alle Fenster offenstanden, das Pumpen zu hören, und der Geruch war sehr stark. Die Tankwagen waren braun und safranfarben gestrichen, und wenn sie in der Rue Cardinal-Lemoine arbeiteten, sahen die von Pferden gezogenen, beräderten Zylinder im Mondlicht wie Bilder von Braque aus. Niemand jedoch entleerte das Café des Amateurs , und der vergilbte Anschlag, auf dem die Bestimmungen und gesetzlichen Strafen für Trunkenheit in der Öffentlichkeit verzeichnet waren, war genauso fliegenbesudelt und unbeachtet, wie die Kundschaft gleichbleibend und übelriechend war.
    Die ganze Traurigkeit der Stadt war plötzlich mit dem ersten, kalten
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