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Parasit

Parasit

Titel: Parasit
Autoren: Richard Laymon
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Unkraut. Als er schließlich die Straße erreichte, war das Gehen einfacher.
    Obwohl er nicht mehr erwartete, auf den Verdächtigen zu stoßen, hielt er weiterhin die Augen auf.
    Verdächtiger, was für eine Untertreibung. Der Kerl steht darauf, willkürlich Menschen umzubringen. Und ich hab' ihn entkommen lassen.
    Vielleicht hatte der Unfall, der Schock, seinen Partner verloren zu haben, ihn auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Sicher.
    Gottverdammt. Ich hab' ihn entkommen lassen, und es ist meine Schuld, wenn ...
    Ein entferntes Motorengeräusch unterbrach Jakes Gedanken. Wollte Chuck ihn einsammeln? Er drehte sich um und erkannte, dass das Geräusch aus der Richtung des Oakwood Inn kam. Der Kombi fiel ihm wieder ein.
    Er wandte den Kopf nach vorn.
    Er stand in einer Senke. Er sah nur die Straße.
    Dem Lärm nach beschleunigte der Wagen.
    Jetzt begriff er: Er war schwer von Begriff gewesen - er hätte es in dem Moment ahnen müssen, als er den Wagen dort unbewacht vor dem Restaurant stehen sah. Dein Lieferwagen hat einen Totalschaden, du bist zu Fuß unterwegs, du hast Schmerzen, und du entdeckst ein unbeaufsichtigtes Fahrzeug...
    Mit wild rasendem Herzen und trockenem Mund zog Jake Corey seine Dienstwaffe, platzierte seine Füße zu beiden Seiten der verblassten gelben Mittellinie der Straße, ging in Schussposition und wartete.
    Er zielte auf den Kamm der Straße, fünfzig Meter vor ihm.
    »Komm schon, du Bastard.«
    Jake wünschte, er hätte eine Magnum, wie die, die Chuck trug. Damit hätte er den Wagen ausschalten können.
    So musste er den Fahrer selbst ausschalten. Er hatte noch nie jemanden erschossen. Doch er wusste, jetzt war es soweit. Er durfte den Mistkerl nicht entwischen lassen.
    Sechs Kugeln durch die Windschutzscheibe. Das wird reichen.
    Der Wagen kam in Sicht, hüpfte durch die Schlaglöcher, als er über den Kamm raste, und auf ihn zukam.
    Warte, bis er dich fast erreicht hat, dann pustest du ihn weg und bringst dich mit einem Hechtsprung in Sicherheit.
    Jakes Finger straffte sich um den Abzug.
    Bremsen kreischten. Der Wagen geriet ins Schleudern, schlingerte und kam dreißig Meter vor ihm zum Stehen.
    Jake konnte es nicht fassen. »Lassen Sie mich Ihre Hände sehen!«, brüllte er.
    Der Fahrer, ein dünner und ängstlich aussehender Mann von etwa Dreißig, starrte ihn durch die Windschutzscheibe an.
    »Ich will Ihre Hände sehen, sofort! Aufs Lenkrad, jetzt!«
    Die Hände kamen in Sicht. Sie umklammerten die Spitze des Lenkrades.
    »Nicht rühren!«
    Jake hielt seinen Revolver auf das Gesicht des Mannes gerichtet, während er sich dem Wagen näherte. Der Kopf des Fahrers drehte sich; die Augen folgten ihm, als er zur Tür ging.
    Niemand sonst war im Fahrzeug. Jake öffnete die Tür und trat zurück. Er ging leicht in die Knie und hatte den Mann so voll im Blick.
    Der Mann trug ein blaues Strickhemd. Und Bermudashorts. Und machte nicht den Eindruck, verletzt zu sein.
    »Was ist los, Officer?«
    »Legen Sie Ihre Hände auf den Kopf und verschränken Sie die Finger ineinander.«
    »Ja, aber ...«
    »Tun Sie 's!«
    Warum machst du das hier? fragte sich Jake. Das ist doch eine billige Show. Aber vielleicht auch nicht. Du weißt es noch nicht genau. Nicht sicher.
    Der Mann legte die Hände auf seinen Kopf.
    »Gut. Steigen Sie jetzt aus.«
    Als der Bursche der Anweisung nachkam, sah Jake ihn von hinten. Auch dort kein Blut und keine Anzeichen einer Verletzung.
    »Drehen Sie sich langsam um.« Jake deutete eine kreisförmige Bewegung mit seinem linken Zeigefinger an. Der Mann wandte sich um. Jake suchte nach verdächtigen Ausbeulungen an seiner Kleidung. Das Strickhemd war hauteng. Die einzige nennenswerte Beule befand sich an der Hinterlasche seiner Shorts - eine Geldbörse. Gut. Jake wollte ihn nicht filzen.
    »Dürfte ich wissen, was das soll?«
    Jake schob seine Waffe in das Holster zurück.
    »Kann ich bitte Ihren Führerschein sehen?«
    Der Mann holte seine Brieftasche hervor. Er war erfahren genug, um den Führerschein aus seiner Plastikhülle zu ziehen. Wahrscheinlich war er bereits des Öfteren wegen Verkehrsdelikten angehalten worden.
    Jake nahm den Ausweis entgegen. Seine Hand zitterte. Es erinnerte ihn an Celias bebenden Arm.
    Er schaute sich den Führerschein an. Ronald Smeltzer. Das Foto stimmte mit dem Gesicht des Mannes vor ihm überein. Er wohnte in der Euclid Street, Santa Monica, Kalifornien.
    »Vielen Dank, Mr. Smeltzer«, sagte Jake und gab den Führerschein zurück. »Es tut
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