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Parasit

Parasit

Titel: Parasit
Autoren: Richard Laymon
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nicht abschließen.«
    »Und?«
    Sie lächelte ihn an. »Reicht das noch nicht?«
    »So eine Lappalie.«
    »Es ist dir Ernst, oder?«
    »Es wäre das Risiko wert.«
    »Vergiss es, Kumpel.«
    »Ein Feigling stirbt viele Tode ...«
    »Und Diskretion ist der bessere Teil der Tapferkeit.«
    »Mich dünkt, die Dame ist nicht gewillt zu vögeln.«
    Mit einem Lachen machte Alison sich von ihm los. »Bringst du mich zur Arbeit?«
    »Nun, ich weiß nicht. Eine gute Tat erhält natürlich auch eine Gegenleistung, und ...« Er zuckte mit den Achseln.
    »Das ist ein Witz, oder?«
    »Hier kommt niemand herein.«
    »Woher weißt du das?«
    Evan streckte die Hand aus und öffnete den obersten Knopf ihrer Bluse. Dann griff er nach dem nächsten Knopf. Alison ergriff sein Handgelenk und schob die Hand weg. »Ich habe nein gesagt. Und das meinte ich auch so. Jetzt ist nicht die Zeit und nicht der Ort dafür.«
    Er presste seine Lippen fest aufeinander und der Atem entwich pfeifend aus seinen Nasenlöchern. »Wenn du meinst!«
    Alison sah ihm in die Augen. Sein Blick, der vorher so tief und verstehend gewirkt hatte, war jetzt leer, als habe sich etwas in ihm verschlossen. Es war, als sehe er sie gar nicht mehr.
    Er wandte sich ab. Er öffnete seine Aktentasche und nahm einen Ordner heraus.
    »Evan ...«
    »Ich glaube, ich werde noch eine Weile hier bleiben. Ich habe noch ein paar Arbeiten, die ich korrigieren muss. Außerdem will ich sehen, ob in der nächsten halben Stunde jemand hereinkommt. Reine Neugierde.«
    Alison starrte ihn noch einen Augenblick an. Sie konnte nicht glauben, dass er ihr das antun würde. Dann ging sie zur Tür.
    »Hey, komm, Alison, was soll der Stress?«
    Sie antwortete nicht. Sie ging.
    Auf dem Flur, und dann auf der Treppe, erwartete sie, dass Ii van hinter ihr her gelaufen käme. Er würde sich entschuldigen. Es tut mir Leid, es war eine dumme Idee. Ich hätte es gar nicht erwähnen sollen.
    Als Alison den Haupteingang aufstieß, wusste sie, dass Evan nicht hinter ihr her laufen würde. Er hatte es ernst gemeint. Kr blieb da. Und doch sah sie immer wieder zurück, als sie Über den Rasen lief. Wie konnte er ihr das antun?
    In den letzten zwei Wochen hatte Evan sie fast jeden Tag zur Arbeit gebracht. An einigen Tagen konnte er das nicht, weil er Konferenzen oder so etwas hatte. Aber das hier - das war pure Gemeinheit. Eine Bestrafung - weil sie nicht mit ihm ficken wollte.
    Ficken. Was für ein ekelhafter Ausdruck.
    Kick oder verschwinde!
    Sie hatte sich den ganzen Tag darauf gefreut, ihn zu sehen. Eine Umarmung und ein Kuss im Klassenzimmer, und dann händchenhaltend zum Restaurant gehen.
    Sie hätten miteinander gesprochen, Späße gemacht, wären zusammen gewesen. Und nach der Arbeit hätten sie sich getroffen, wären in den Park gegangen oder zurück in seine Wohnung, und dann wäre er in ihr gewesen.
    Nicht heute, Leute.
    Der Bürgersteig verschwamm vor ihr. Sic wischte sich über die Augen, aber die füllten sich erneut mit Tränen. Wenn das für ihn so wichtig war, dann ... Es sollte nicht so wichtig sein. Was sollte der Stress? Nun, er machte jedenfalls eine Menge deswegen. Ich bin plötzlich der Buhmann, weil ich mich von ihm nicht auf dem Boden seines Klassenzimmers vögeln lasse.
    Und, du hast gedacht, er liebt dich. Das war wohl nichts. Er hat
    dich schon irgendwie geliebt - er hat es geliebt, ihn dir Reinzuschieben, das war es. Verfluchter Mistkerl. Alison rieb sich wieder die Augen. Sie schniefte und putzte sich die Nase und blieb dann am Straßenrand stehen. Gabbys Restaurant war nur noch einen Häuserblock weit weg. Sie wollte da nicht heulend ankommen.
    Sie wollte da gar nicht hin. Nicht heute. Am liebsten würde sie sich in ihrem Zimmer einschließen und da bleiben. Und schlafen. Und vergessen.
    Aber als die Ampel auf Grün sprang, ging sie über die Straße und weiter zum Restaurant.
    Vielleicht kommt er später bei Feierabend doch noch, so als sei gar nichts geschehen. Was dann?
    Sie ging an den Schaufenstern des Restaurants vorbei. Nur ein paar Tische waren besetzt. Es war noch zu früh für den Andrang zum Abendessen. Sie hoffte, es würde voll werden, so voll, dass zum Nachdenken keine Zeit mehr blieb.
    Der Eingang war um die Ecke. Sie zog einen der gläsernen Türflügel auf. Er schien ihr schwerer als sonst. Als sie drinnen war, gelang es ihr, Jean zuzulächeln, die ihr mit einem Tablett leerer Bierkrüge entgegenkam.
    »Du bist früh dran heute«, sagte Jean.
    Es gelang ihr gerade
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