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Parasit

Parasit

Titel: Parasit
Autoren: Richard Laymon
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eben ein Nicken.
    »Geht es dir gut?«
    »Alles in Ordnung.« Jean kam näher. »Wenn du mit jemandem reden willst, sag einfach Bescheid. Ich habe drei Töchter großgezogen und das war nicht immer einfach, das kannst du mir glauben. Nenn mir nur ein Problem und du kannst deinen Arsch darauf verwetten, dass ich damit irgendwann schon mal fertig werden musste.«
    »Danke.«
    »Und jetzt zieh dich um.« Jean bewegte den Kopf einen Millimeter zur Seite. Alison begriff und sah über Jeans linke Schulter. »Pass auf, sonst folgt unser Märchenprinz dir noch in den Waschraum.«
    Der Märchenprinz saß allein am hintersten Tisch.
    »Du willst mich wohl aufheitern, was?«
    Jean zwinkerte und ging um sie herum.
    Alison versuchte nicht zu dem Märchenprinzen hinzustarren, aber sie konnte es doch nicht unterdrücken, als sie in den Waschraum eilte. Er war an seinem Tisch zusammengesunken und zupfte und zerrte an einer langen, schmierigen Locke, die ihm vor die Augen hing. Fahle Haut lugte durch ein Loch in der Schulter seines Sweat-Shirts. Das Shirt selbst sah aus, als habe er es seit Monaten nicht mehr gewechselt. Ein Teller Gemüsesuppe stand unter seiner Nase.
    Die arme Jean hatte das zweifelhafte Vergnügen, ihn bedienen zu müssen. Versuchte er, etwas aus seinem Haar in die Suppe zu wringen?
    Alison wandte den Blick ab. Sie bekam eine Brise seines Geruchs in die Nase, als sie an ihm vorbeieilte. Gott sei Dank sah er nicht zu ihr auf.
    Sie erreichte den Waschraum und verriegelte die Tür hinter sich.
    Wenigstens war es dem Märchenprinzen gelungen, ihre Gedanken von Evan abzulenken.
    Evan. Der Schmerz begann von neuem.
    Wenn ich mich schlecht fühlen will, dann sollte ich mit unserem Pinzen da draußen meine Probleme tauschen.
    Sie konnte nur hoffen, dass er verschwunden war, wenn sie sich umgezogen hatte.
    Bedächtig legte sie ihr Make-up auf. Dann warf sie ihre Bluse und ihren Rock über die Tür der Toilettenkabine und öffnete ihre Tasche.
    Die meisten der anderen Serviererinnen kamen in ihren Uniformen zur Arbeit. Alison mochte es aber nicht, ihre Uniform auf der Straße zu tragen, und ganz bestimmt nicht auf dem Campus. Der gelbe Taftrock war mehrere Zentimeter zu kurz und hatte eine süße kleine Schürze vorn aufgenäht. Auf der kurzärmeligen dazugehörigen Bluse war ihr Name über die rechte Brust gestickt. Der Stoff von beiden Kleidungsstücken war dünn genug, dass man hindurchsehen
    konnte, und war offenkundig von jemandem ausgesucht worden, der den männlichen Kunden ein zusätzliches Vergnügen gönnen wollte.
    Alison zog einen kurzen Slip über, dann das Kostüm.
    Sie legte ihre Alltagskleidung zusammen. Als sie die Tasche öffnete, um sie hineinzulegen, sah sie die Zahnbürste und das schwarze Négligé. Die Sachen für später. Für Evans Wohnung. Sie hätte sie auch zu Hause lassen können.
    Sie klemmte sich die Unterlippe zwischen die Zähne, stopfte ihre Kleidung in die Tasche und zog den Reißverschluss zu.
    Sie verließ den Waschraum. Der Märchenprinz war gegangen.
    Heut' ist mein Glückstag, dachte sie.

4
    In gewisser Weise ist es eine Erleichterung«, sagte Ron.
    »Du wirst noch ganz anders tönen, mein Lieber, wenn wir morgen früh um fünf rausmüssen.« Peggy nippte an ihrem Wodka Gimlet und achtete sorgfältig darauf, keinen Tropfen zu verschütten. Zum Trinken war es eine schlechte Position, aber es fühlte sich einfach gut an, sich so ausgestreckt gegen das Sofakissen zu lehnen, mit den Füßen auf dem Wohnzimmertisch.
    »Ich glaube, ganz so früh müssen wir gar nicht raus«, meinte Ron.
    »Denk mal scharf nach. Die kommen um zehn mit den ganzen Geräten und bis dahin muss der Küchenboden geschliffen und gewachst sein.«
    »Aber das dauert doch wohl keine fünf Stunden, oder?«
    »Ach nein?«
    »Du wirst schon wissen, was wir tun müssen.«
    Peggy nickte. Ein eisiger Tropfen fiel vom Boden ihres Glases auf ihren nackten Bauch unterhalb der abgeschnittenen Kante ihres Sweat-Shirts. Sie zuckte kurz zusammen, dann wischte sie das Glas an ihren Shorts ab. Es hinterließ einen dunklen Streifen auf dem roten Stoff. Sie nahm noch einen Schluck.
    »Wir hätten die Küche sofort nach dem Mittagessen machen sollen«, sagte Ron.
    »Gott, wir hatten aber geplant, es nach dem Abendessen zu tun - wir konnten ja nicht wissen, dass der lange Arm des Gesetzes, oder wie das heißt, nach uns greifen und unsere Pläne über den Haufen werfen würde.«
    »Er hat nur versucht, uns zu helfen.«
    »Ich kann ohne
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