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Parasit

Parasit

Titel: Parasit
Autoren: Richard Laymon
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und hinunter. Auf der anderen Seite des Bachs nahm er sich die Zeit, das Areal nach Spuren abzusuchen. Das Unkraut wuchs beinahe kniehoch. Er konnte keine Blutspuren oder niedergetrampelte Pflanzen finden. Vielleicht hatte der Bursche die Richtung geändert. Aber als er zurückblickte, sah Jake auch von seinem eigenen Weg nur schwache Spuren.
    Ich bin nicht gerade der beste Fährtensucher der Welt, dachte er.
    Und wenn der Kerl sich die Mühe gemacht hatte, vorsichtig zu sein, konnte er die Stellen mit dem hohem Unkraut einlach umgangen haben und war dahin ausgewichen, wo der Bodenbewuchs nur spärlich war. Möglicherweise war er auch dem Bach gefolgt.
    Vielleicht bin ich schon an ihm vorbeigekommen. Wenn er sich flach auf den Boden gelegt hat... Wenn er sich an mich heranschleicht...
    Jake wirbelte herum. Da war niemand.
    Sein Blick glitt über die Wiese. Dann blickte er zur Straße hinüber. Der Lieferwagen qualmte noch, aber er sah keine Flammen mehr. Chuck stand neben Celia. Ein Sanitäter lief auf sie zu.
    Jake setzte seinen Weg zum Hügel fort, konnte sich jedoch des Gefühls nicht erwehren, dass er den Verdächtigen verloren hatte. Der Gedanke gefiel ihm nicht. Trotz des Blutes schien es offensichtlich, dass der Mann nicht allzu schwer verletzt war. Zwar verletzt, aber nicht außer Gefecht gesetzt.
    Jemand, der versucht hatte, ein Mädchen umzubringen.
    Jake wollte ihn nicht entkommen lassen.
    Was war das für ein Kerl, der so etwas tun würde - der versuchte, eine Radfahrerin zu überfahren, eine völlig Fremde, am helllichten Tage?
    Er hatte zwar nicht am Steuer gesessen, aber er war ein Komplize, da war sich Jake sicher.
    Vielleicht hatten sie gar nicht vorgehabt, sie zu töten, und wollten sie bloß von der Straße abdrängen, ihr genügend Angst einjagen, dass sie nicht weglaufen würde, um dann über sie herzufallen. Das konnte Jake verstehen. Eine gutaussehende junge Frau - wenn man sie in den Lieferwagen zerrte, seinen Spaß mit ihr hatte, und sie dann später wieder rauswarf, sie vielleicht auch vorher umgebracht hatte ... Doch wenn Celias Aussage stimmte, hatten sie wirklich versucht, sie mit dem Lieferwagen über den Haufen zu fahren. Das wäre mit Sicherheit ihr Tod gewesen — und besonders appetitlich wäre sie dann auch nicht mehr gewesen. Schwerlich der typische Modus operandi für ein Paar umherreisender Vergewaltiger.
    Sie zuerst umbringen? Krank. Und ungewöhnlich. Es gab nun einmal nicht viele Nekrophile; die Chancen, dass sich zwei von denen zusammentaten, mussten verschwindend gering sein. Aber es gab sie.
    Wahrscheinlicher war es allerdings, dass die Kerle sie einfach liegengelassen hätten. Mörder aus Lust am Nervenkitzel, die Straßen in einem Lieferwagen abklappern, auf der Suche nach geeigneten Opfern.
    Wenn ich diesen Kerl verliere ...Jake drehte sich langsam um und suchte mit den Augen die ganze Wiese ab. Dann stapfte er zur Kuppe der Anhöhe hinauf. Er sah sich rasch unter den Bäumen um. Da,war niemand. Auf der anderen Seite fiel der Boden zu einer schmalen Straße hin ab. Dahinter setzte sich die Wiese fort. Das Gesträuch und die Bäume wuchsen dort dichter. Eine Menge Möglichkeiten für einen Mann, sich zu verstecken.
    Jake beobachtete das Gebiet lange Zeit. Dann drehte er sich um und musterte die Wiese, über die er gekommen war.
    Du hast ihn verloren.
    Er könnte jetzt eine Suchmannschaft zusammenstellen und die Gegend Zentimeter für Zentimeter durchkämmen. Das wäre das Sinnvollste, ließ sich aber leider nicht realisieren. Wie sollte er kurzfristig genügend Leute zusammenbekommen, um das auch ordentlich zu machen?
    Jake lehnte sich gegen einen Baum. Er trat gegen einen Stein und ließ ihn den Abhang hinunterfliegen. Er landete in einem Gebüsch, und Jake stellte sich vor, wie sein Verdächtiger »Aua!«, schrie und die Flucht ergriff.
    Träum weiter, Corey. Scheiße.
    Er starrte auf die Seitenstraße hinunter. Sie führte lediglich zum Oakwood Inn. Das alte Restaurant war seit Jahren geschlossen, doch ein Paar aus Los Angeles hatte vor, es wieder zu eröffnen. Er sah einen Kombi, der vor dem Gebäude parkte. Die Leute waren wohl da und brachten den Laden wieder auf Vordermann.
    Ich muss sie warnen.
    Aber das verdammte Restaurant schien kilometerweit weg zu sein. Müde und frustriert - und von nagender Schuld darüber erfüllt, dass er den Kerl verloren hatte -, stieß Jake sich von dem Baum ab und bahnte sich seinen Weg den Abgang hinunter. Er stapfte durch das
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