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Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa
Autoren: Agatha Christie
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sehen.«
    Ungestüm trat Halliday ein.
    »Da bin ich wieder. Habe nicht viel Zeit verloren, nicht wahr? Ich bin willens und bereit, dich gleich hier und jetzt aus diesem schrecklichen Loch zu erlösen. Du kannst hier nicht bleiben. Los, zieh dich an.«
    »Das ist nicht nötig, Arthur.«
    »Nicht nötig? Wie meinst du das?«
    »Terry ist tot. Ich muss dich nicht mehr heiraten.«
    »Wovon redest du?«
    »Von meinem Hund, Terry. Er ist tot. Ich wollte dich nur heiraten, damit wir zusammenbleiben konnten.«
    Halliday starrte sie an, sein Gesicht wurde rot und röter. »Du bist verrückt.«
    »Das mag sein. Hundeliebhaber sind wohl verrückt.«
    »Du willst mir allen Ernstes erzählen, dass du mich nur heiraten wolltest, weil… Oh, das ist absurd!«
    »Was hast du gedacht, warum ich dich heiraten wollte? Du weißt, dass ich dich nicht ausstehen kann.«
    »Du wolltest mich heiraten, weil ich dir ein schönes Leben bieten kann – und das kann ich.«
    »Für mich«, sagte Joyce, »ist das ein noch verachtenswürdigerer Grund als meiner. Aber wie dem auch sei, es ist vorbei. Ich werde dich nicht heiraten.«
    »Ist dir eigentlich klar, wie verdammt schlecht du mich behandelst?«
    Sie sah ihn kalt und doch mit einem solchen Feuer in den Augen an, dass er zurückwich.
    »Das sehe ich anders. Ich habe dich sagen hören, dass du einen Kick erwartest vom Leben. Und genau das wolltest du auch von mir – und dass ich dich nicht mag, hat den Reiz nur erhöht. Du weißt, dass ich dich nicht ausstehen kann, und du hast es genossen. Als ich mich gestern von dir küssen ließ, warst du enttäuscht, dass ich nicht zusammengezuckt und zurückgewichen bin. Du hast etwas Brutales an dir, Arthur, etwas Grausames – dir macht es Spaß, anderen wehzutun… Kein Mensch könnte dich je so schlecht behandeln, wie du es verdienst. Wenn du jetzt so freundlich wärst, mein Zimmer zu verlassen? Ich hätte es gern für mich allein.«
    Er geriet ins Stottern: »W-was hast du denn vor? Du hast kein Geld.«
    »Lass das meine Sorge sein. Bitte geh jetzt.«
    »Du kleiner Teufel. Du treibst mich in den Wahnsinn. Aber so leicht wirst du mich nicht los.«
    Joyce lachte.
    Es war dieses Lachen, mehr als alles andere, das ihm einen Schlag versetzte. Es kam so unerwartet. Konsterniert stieg er die Treppen hinab und fuhr davon.
    Joyce atmete tief durch. Dann setzte sie sich den abgewetzten schwarzen Filzhut auf und ging ebenfalls hinaus. Wie mechanisch lief sie durch die Straßen, sie dachte und fühlte nichts. Irgendwo weit hinten in ihrem Bewusstsein lauerte der Schmerz – Schmerz, den sie schon bald spüren würde, der aber für den Augenblick gnädig betäubt war.
    Als sie am Arbeitsamt vorbeikam, blieb sie stehen.
    »Irgendetwas muss ich tun. Natürlich gibt es immer noch den Fluss. An den habe ich schon oft gedacht. Einfach allem ein Ende setzen. Aber der Fluss ist so kalt und nass. Ich glaube nicht, dass ich dafür stark genug wäre. Ich bin nicht stark.«
    Sie trat in das Amt.
    »Guten Morgen, Mrs Lambert. Es tut mir leid, aber wir haben keine Tagesstelle.«
    »Das macht nichts«, sagte Joyce. »Ich kann jede Stelle annehmen. Mein Freund, der bei mir lebte, ist… ist davongegangen.«
    »Sie würden also auch in Betracht ziehen, ins Ausland zu gehen?«
    Joyce nickte.
    »Ja, so weit weg wie möglich.«
    »Zufällig ist Mr Allaby gerade hier und spricht mit einigen Anwärterinnen. Ich werde Sie zu ihm hereinschicken.«
    Eine Minute später saß Joyce in einem winzig kleinen Raum und beantwortete Fragen. Ihr Gesprächspartner kam ihr vage bekannt vor, aber sie wusste nicht, woher. Erst als ihr auffiel, dass seine letzte Frage ein klein wenig aus der Reihe fiel, merkte sie auf.
    »Können Sie gut mit alten Damen umgehen?«, fragte Mr Allaby.
    Joyce musste lächeln.
    »Ich denke ja.«
    »Meine Tante, die bei mir lebt, müssen Sie wissen, ist eine etwas schwierige Person. Mich hat sie sehr ins Herz geschlossen, und sie ist eine Seele von Mensch, wirklich, aber ich kann mir vorstellen, dass eine junge Frau sie doch manchmal als ein klein wenig schwierig empfinden könnte.«
    »Ich glaube, ich bin geduldig und freundlich«, sagte Joyce, »und ich bin immer sehr gut mit älteren Menschen zurechtgekommen.«
    »Sie würden auch für meine Tante gewisse Aufgaben erledigen müssen und wären darüber hinaus für meinen kleinen Jungen verantwortlich, der drei Jahre alt ist. Seine Mutter starb vor einem Jahr.«
    »Ich verstehe.«
    Eine Pause entstand.
    »Gut, wenn Sie
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