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Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa
Autoren: Agatha Christie
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Taxi.«
    »Entschuldigen Sie.«
    Die freundliche Stimme eines älteren Mannes, der soeben aus einem Taxi gestiegen war. Er kniete sich neben Terry auf den Boden, schob seine Oberlippe hoch und fuhr ihm dann mit der Hand über den Körper.
    »Ich fürchte, er hat innere Blutungen«, sagte er. »Knochen sind anscheinend nicht gebrochen. Wir müssen ihn schnell zum Tierarzt bringen.«
    Zusammen mit Joyce hob er den Hund hoch. Terry jaulte auf vor Schmerz. Seine Zähne gruben sich in Joyces Arm.
    »Terry, alles ist gut, alles in Ordnung, alter Mann.«
    Sie legten ihn ins Taxi und fuhren davon. Geistesabwesend wickelte sich Joyce ein Taschentuch um den Arm. Verzweifelt versuchte Terry, ihr die Wunde zu lecken.
    »Ich weiß, mein Schatz, ich weiß. Du wolltest mir nicht wehtun. Es ist alles gut, Terry, alles ist gut.«
    Sie streichelte ihm den Kopf. Der Mann ihr gegenüber beobachtete sie, sagte aber nichts.
    Kurz darauf waren sie beim Tierarzt angekommen und trafen ihn in seiner Praxis an. Er war ein rotgesichtiger Mann mit fühllosem Gebaren.
    Er ging nicht allzu sanft mit Terry um, während Joyce gequält danebenstand. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Dabei redete sie die ganze Zeit mit leiser, beruhigender Stimme auf ihren Hund ein.
    »Alles ist gut, mein Schatz, alles ist gut…«
    Der Tierarzt richtete sich auf.
    »Ich kann nichts Genaues sagen. Ich muss eine richtige Untersuchung anstellen. Sie müssen ihn hierlassen.«
    »Oh! Das kann ich nicht!«
    »Ich fürchte, Sie müssen. Ich muss ihn mit nach unten nehmen. Ich rufe Sie an – in einer halben Stunde.«
    Mit wehem Herzen gab sie nach. Sie drückte Terry einen Kuss auf die Nase. Blind vor Tränen stolperte sie die Treppe hinunter. Der Mann, der ihr geholfen hatte, war noch da. Sie hatte ihn ganz vergessen.
    »Das Taxi wartet noch. Ich bringe Sie zurück.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich laufe lieber.«
    »Dann begleite ich Sie.«
    Er zahlte den Fahrer aus. Sie war sich seiner kaum bewusst, während er still, ohne zu sprechen, neben ihr ging. Als sie vor Mrs Barnes Haus standen, ergriff er das Wort.
    »Ihr Handgelenk. Sie müssen die Wunde versorgen.«
    Sie schaute an sich hinunter.
    »Oh. Das ist nichts.«
    »Die Wunde muss ordentlich ausgewaschen und verbunden werden. Ich komme mit.«
    Er stieg mit ihr die Treppe hinauf. Sie ließ es zu, dass er die Wunde wusch und mit einem sauberen Taschentuch verband. Sie sagte nur eines: »Terry hat das nicht gewollt. Er würde so etwas niemals tun, niemals. Er hat mich einfach nicht erkannt. Er muss schreckliche Schmerzen gehabt haben.«
    »Ja, so war es wohl.«
    »Und vielleicht tun die ihm auch jetzt schrecklich weh?«
    »Ich bin ganz sicher, dass alles für ihn getan wird, was getan werden kann. Sobald der Tierarzt anruft, können Sie ihn abholen und hier gesund pflegen.«
    »Ja, natürlich.«
    Der Mann stockte kurz, dann ging er zur Tür.
    »Ich hoffe, dass alles wieder gut wird«, sagte er unbeholfen. »Auf Wiedersehen.«
    »Auf Wiedersehen.«
    Zwei oder drei Minuten später fiel ihr auf, dass er sehr freundlich zu ihr gewesen war und dass sie sich nicht einmal bedankt hatte.
    Mrs Barnes erschien in der Tür, eine Tasse in der Hand.
    »Hier, mein armes Lämmchen, eine schöne Tasse Tee. Sie sind ja völlig aus der Fassung, wie ich sehe.«
    »Danke, Mrs Barnes, aber ich möchte keinen Tee.«
    »Er wird Ihnen guttun, meine Liebe. Machen Sie sich keine Sorgen. Der Hund wird wieder gesund und wenn nicht, dann schenkt ihr Gentleman Ihnen ein hübsches neues kleines Hündchen…«
    »Bitte nicht, Mrs Barnes. Bitte nicht. Bitte, wenn es Ihnen nichts ausmacht, wäre ich jetzt lieber allein.«
    »Ich wollte nicht… das Telefon!«
    Wie der Blitz stürmte Joyce die Treppen hinunter. Sie nahm den Hörer ab. Hinter ihr keuchte Mrs Barnes und hörte Joyce sagen: »Ja, am Apparat. Was? Oh! Oh! Ja. Ja, danke.«
    Sie hängte den Hörer wieder ein. Das Gesicht, das sie Mrs Barnes zuwandte, erschütterte die gute Frau. Es schien ohne jedes Leben und ohne Ausdruck.
    »Terry ist tot, Mrs Barnes«, sagte sie. »Er ist alleine dort gestorben, ohne mich.«
    Sie stieg in ihr Zimmer hinauf und zog entschlossen die Tür hinter sich zu.
    »Ich wollte doch nicht…«, sagte Mrs Barnes zur Tapete.
    Fünf Minuten später steckte sie den Kopf ins Zimmer. Joyce saß kerzengerade auf einem Stuhl. Sie weinte nicht.
    »Ihr Gentleman ist da, Miss. Soll ich ihn hereinschicken?«
    Joyces Augen leuchteten auf.
    »Ja, bitte. Ich würde ihn gern
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