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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)
Autoren: Anthea Bischof
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Strasse trauten und Consuelo in Scharen um Hilfe anflehten. Sie begannen, ihr für den erteilten Rat Geschenke und Geld zu geben und Consuelo las ihnen aus der Hand und befreite sie von bösen Ängsten und Ahnungen. Es war eine Art Frieden, der in Concepcion eintrat, nachdem die Wellen des Entsetzens über die verruchte Sekte sich gelegt hatten. Doch wurde gemunkelt, dass noch immer einige der ehemaligen Mitglieder in ihren Kellern Versammlungen abhielten und dem Geist des toten Marcial sowie seinen Dämonen huldigten. Das aber konnte Consuelo nicht hindern.
    Luz war zufrieden mit sich. Sie löschte jede Verbindung zu der Adresse [email protected] und ging so unauffällig und stet ihrer Arbeit nach wie immer. Doch es war das erste Mal, dass sie sie mit einer Art Stolz erfüllte.
    Durch die Auslassung des Firmennamens in der Presse fiel niemandem auf, dass Madame Frisolé, welche durch die internationale Erwähnung der Sekte vom Tod Marcials erfahren hatte, ihren Einfluss gezielt ausspielte. Sie erreichte binnen Kürze ihre Aufnahme in den Vorstand von Transmar Import Export Ltd. Nun stutzte sie sorgfältig die Bilanzen in ihrem Sinn und zweigte und zwischen-handelte wie in alter Zeit. Unbehelligt von Zoll und Ordnungsdienst flossen geölte Waffen und raffinierte Spezereien in Sao Paulo in die Container und fanden von dort ihren Weg nach aller Herren Länder. Es befriedigte Madame Frisolé, angebunden an die von Bestimmungen überschwemmte Europäische Kommission, dass noch etwas wie freier Welthandel bestand, wie ihn Frances Drake und Cortez dereinst hatten zu schaffen wissen.
     
     
    Vincent wartete auf die Umbuchung seines Rückflugs, während der Skandal über die Gemeinde der Flammenden Herzen die Tagespresse überschwemmte. Aus dem Bedürfnis nach Genugtuung sandte er Verweise auf die Berichterstattung an die Niederlassung des Internationalen Roten Rings in Asunción sowie an den Hauptsitz in Genf. Er selbst sammelte alle Erwähnungen des Skandals. Es wurmte ihn, dass Transmar ohne Sanktionen davonkam. Doch hatte die Erfahrung ihn gelehrt, dass die Probleme des Rauschgift- und Waffenhandels sich nicht so einfach lösen liess. Er musste es wohl zufrieden sein, dass die Sekte aufgelöst war.
    Des Weiteren setzte er Nuuk in groben Zügen über die Entwicklungen in Kenntnis. Sie hörte und staunte. Unversehens fragte sie: „Was hast du denn jetzt für Pläne?“
    „ Keine“, erwiderte Vincent wahrheitsgemäss. „Ausser natürlich mich körperlich wieder in Ordnung zu bringen. Schaffe ich wahrscheinlich nicht ohne fremde Hilfe.“
    „Um Himmels Wi llen, das klingt so schrecklich!“ erwiderte Nuuk.
    „Wenn ich bis jetzt überlebt habe, ist das Weitere ein Kinderspiel“, meinte er nur.
    Dann erzählte sie ihm von ihrer Forschung und den Fortschritten, die sie machten. Nuuk liess nebenbei durchblicken, dass sie nun mit Siegmar zusammen sei, ein besonders schlauer Kopf auf seinem Gebiet. Vincent gab seine Glückwünsche obendrein und verabschiedete sich.
    Am Tag, da er Paraguay hinter sich liess , strahlte heller Sonnenschein und gleissend überfloss das Licht die Startbahn des Flughafens von Luque. Er sass am Fenster und blickte in die blendende Sonne, die Sonnenbrille hatte er abgenommen und blinzelte ins Licht. Als die Maschine abhob, fühlte Vincent eine Art Erleichterung, das Abfallen einer unerklärlichen Last, deren Schwere er sich bis dahin nie bewusst gewesen war. Als die Beschleunigung nachliess und der Druck, der ihn in den Sitz presste, abebbte, war es Vincent, als müsse er schweben. Ganz von sich aus. Wie nie zuvor wusste er, er hatte eine Sache vollständig abgeschlossen
    Asunción wurde unter seinem Blick immer kleiner und schrumpfte auf niedliche Baukastengrösse, ehe die Stadt ganz seinen Blicken entschwand. Er empfand wenig Wehmut und die einzige Person, die er ernstlich vermissen würde, war Consuelo. Er hatte sie nie in sein Leben gebeten, im Gegenteil, sie hatte sich ihren Platz erschmeichelt und erpresst. Doch nun, da er sie in ihrer Heimat zurückliess, bemerkte er, wie sehr ihm diese aussergewöhnliche Persönlichkeit ans Herz gewachsen war. Heftig schob er den Gedanken von sich, dass er sie vielleicht zum letzen Mal gesehen hatte.
     
     
    Der Internationale Rote Ring hatte ihn schriftlich darüber in Kenntnis gesetzt, dass Herr Vincent Thal vollständig rehabilitiert sei. Man habe angesichts der Entwicklungen in Asunción und anderweitig in Paraguay zum Schluss kommen müssen, dass Herrn V.
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