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Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)

Titel: Paradies. Doch kein Himmel (German Edition)
Autoren: Anthea Bischof
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Polizei, so sie denn käme, keine weiteren Informationen zu geben.
    Die schrecklich entstellte Leiche Marcials hatte man vom Baum, an dem sie noch hing, heruntergetragen und in einen pompösen Sarg gelegt. Sie hatten sie zunächst im Haus aufgebahrt, doch als Consuelo sie belehrt hatte, dass Marcial den bösen Mächten anheimgefallen war, Gott habe ihn selig, hatten sie ihn nach seiner Villa schicken lassen. Mochten seine verschwiegenen Hausangestellten damit tun, was sie für richtig hielten. Sie aber, die Gemeinde, hatte ihre neue Priesterin bestimmt.
    Schaudernd erzählte Consuelo Vincent von ihren Erlebnissen.
    „Wie können sie nur so blind sein?“ fragte sie Vincent, noch immer an seinem Bett sitzend. „Ich bin so jung und wurde so stark von ihm beeinflusst, und selbst ich habe irgendwann Verdacht geschöpft, dass mit ihm etwas nicht richtig ist.“
    „Aber du hast nicht vor, ihre Priesterin zu werden, oder?“ fragte Vincent entgeistert.
    „Nein. Es war schon genug, dass sie die Statuten geändert hätten, weil eigentlich müsste es ja ein Mann sein.“ Sie lächelte schwach. „Aber ich werde wohl hier bei meiner Mama bleiben. Wenn sie zu mir kommen, kann ich ihnen vielleicht erzählen, dass wir nicht Opfer der Engel und der Dämonen sind, sondern dass wir unseren Weg selbst einschlagen. Ich hoffe, sie glauben es mir einmal.“
    „Das hoffe ich auch“, stimmte Vincent zu.
    „Ach was, du glaubt doch nicht einmal, dass es etwas anderes gibt als das was du vor der Nase hast“, wehrte Consuelo ab.
    „Tja, ich stecke auch in meiner Haut, weisst du. Aber wenn jemand meine Sicht der Dinge hat beeinflussen können, dann du. Kanns t du dir etwas darauf einbilden“, sagte er.
    „Wie du meinst“, sagte sie mit einem Schulterzucken. „Aber weisst du, ich werde dich so schrecklich vermissen, wenn du mein Land hinter dir lässt. Du hast mir die Freiheit gezeigt, weisst du, frei zu sein von all den Dingen, die mich mein ganzes Leben bedrückt haben. Ich hoffe, ich werde noch viele Gespräche mit dir haben und deine Freundschaft bleibt mir noch lange Jahre erhalten“, sprach sie bewegt weiter.
    Vincent musste blinzeln, aber es half nichts.
    „Dann habe ich wenigstens etwas in meinem Leben richtig gemacht“, sagte er und die Rührung raubte ihm fast den Atem.
     
     
    Zurück in Asunción traf sich Vincent mit Luz. Er erzählte ihr, was sich in Concepcion zugetragen hatte. Obgleich Consuelo und ihre Mutter ihn mit Hingabe gepflegt hatten, sah Vincent noch immer erschreckend aus. Die drei Backenzähne hatte ein froschäugiger Zahnarzt mit einer Menge Antibiotika und vorsintflutlich anmutenden Gerätschaften fixiert, so dass Vincent weiche Nahrung ohne Schmerzen zu sich nehmen konnte. Doch er hegte den Verdacht, sein Kiefer selbst sei in Mitleidenschaft gezogen und selbst in einen Apfel zu beissen verlangte ihm Einiges ab. Doch am schlimmsten war seine Hand. Dass die Fingernägel kohlschwarz waren, machte ihm weniger zu schaffen, als dass sie bei jeder Berührung noch immer höllisch wehtaten. Doch Consuelo hatte sich sehr zufrieden gezeigt, dass die Nägel nicht abfielen. Vincent war dagegen weniger genügsam.
    Luz jedoch war schockiert. Er hatte sie gebeten, ihn in seiner Wohnung zu besuchen, die er vordem gemietet und mit Consuelo bewohnt hatte. Als er ihr die Tür öffnete, wich sie zurück und starrte ihn an.
    „Was um Himmel Willen ist denn mit dir passiert?“ fragt sie entsetzt.
    „Man war nicht meiner Ansicht in Concepcion“, bemerkte Vincent und liess sie eintreten.
    Zögerlich blieb sie in der Diele stehen und blickte sich in der kargen Umgebung um. „Hast du die Listen bekommen?“
    „ Ja, habe ich. Wer war anderer Meinung als du?“ fragte sie weiter.
    Da erzählte ihr Vincent von seiner Gefangenschaft im Haus der Gemeinde der Flammenden Herzen und berichtete von dem erstaunlichen Ausgang seiner Unternehmung. Da er selbst nicht über die Sichtweise des Mädchens verfügte, meinte er nur, Marcial habe angesichts der zurückgekehrten Consuelo einen Anfall erlitten und sei aus dem Fenster gestürzt. Dass jene ihm beteuert hatte, die Geister, die Marcial im Verlauf seines verbrecherischen Lebens gerufen hatte, hätten ihn bedrängt und seinen Fall auf den spiessförmigen Ast gelenkt, liess er aus. Er war zu dem Zeitpunkt von Marcials Tod schliesslich bewusstlos gewesen und kam als Zeuge für übernatürliche Vorgänge nicht in Frage.
    Dann berichtete Vincent Luz, was er von Consuelo über die
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