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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See
Autoren: Andrea Schacht
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kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich hatte gerade mal die Augen geöffnet und konnte mit ihnen voller Staunen den rotgoldenen Bauch mit den prallen Zitzen betrachten, als diese verdammte Raubmöwe niederstieß, mich am Kragen packte und entführte.
    Eine Zeit lang hing ich in der Luft, hilflos und starr vor Entsetzen, dann ließ sie mich plötzlich fallen. Ich stürzte und stürzte und schlug in etwas Weichem auf.
    Später erfuhr ich, dass es sich um Janeds Schürze gehan delt hatte, die sie geistes gegenwärtig ausbreitete, als sie mich fallen sah. Danach kümmerte sie sich um mich, wofür ich ihr auf immer und ewig dankbar sein werde. Sie trug mich unter ihrem Umschlagtuch, damit mir warm blieb, sie fütterte mich mit einem in Milch getauchten Stoffzipfel, sie brachte mir ganz klein gehackten Fisch oder Muschelfleisch. Sie bearbeitete mein Fell mit einer weichen Bürste, ließ mich nach einem Wollknäuel haschen und zeigte mir Haus und Garten. Aber
nach draußen ging ich nicht gerne. Die Möwen machten mir Angst. Darum nannte Janed mich auch manchmal ihre kleine Schisserkatze.
    Das gefiel mir nicht, ob wohl sie eigentlich recht hatte. Lieber hörte ich auf Pantoufle. Warum sie mich so nannte, wurde mir klar, als ich lern te, mei nen Pelz selbst zu pflegen. Er war heller als der von Maman, einfach nur sandfarben, aber an allen vier Pfoten trug ich strahlend weiße Pantoffeln. Mein Bauch war auch weiß, und es war mir ein Anliegen, ihn immer fleckenlos sauber zu halten. Einen kleinen weißen Fleck unter dem Kinn besaß ich auch. Den konnte ich aber nur se hen, wenn ich in eine spiegelnde Fläche blickte. Die hatte mir Janed mal vorgehalten und gesagt, der hübsche kleine Kater darin sei ich.
    Und das glaubte ich ihr wirklich!
    Aber was nützte mir das Hübschsein jetzt?
    Außer dass mein Fell im Sand eine recht gute Tarnung darstellt.
    Aber die Möwen sahen mich trotzdem, diese widerlichen Pelzrupfer.
     
    Das Meer kam und ging, der Himmel wölbte sich des Tags blau und wolkenlos über mir. Nachts glitzerten die Sterne, und der Mond ließ die Wellenkämme silbern leuchten.
    Die kleine Bucht, in der ich gestrandet war, bot einigermaßen Schutz vor dem Wind, hatte trockene, sonnige Flecken, aber auch schattige Winkel. Wie ein Torbogen ragte ein Felsen an ei ner Seite in das Wasser, und bei Ebbe konnte ich trockener Pfote durch ihn hindurchgehen.
Das half mir aber nicht weiter, denn dahinter befand sich nur wieder eine noch kleinere Bucht innerhalb von noch stei leren Felsen. Bei Flut tobte die Brandung darin, weshalb ich es bei einem kurzen Besuch beließ.
    Drei weitere Tage sann und sann ich darüber nach, wie ich wohl die Felsen hinaufkommen könnte. Im Klettern war ich eigentlich ganz geschickt; die Holzpfosten, die Janeds Wäscheleinen hielten, hatte ich schon sehr früh zu erklimmen gelernt, aber in Holz konnte man seine Krallen schlagen. Auch in den Klippen am Haus hatte ich einen moosbewachsenen Weg gefunden, aber hier war es viel schroffer, und überall lag Ge röll an ih rem Fuß. Schon ein paar Stellen hatte ich ausprobiert, war aber immer abgeglitten. Und da mir die Gräten noch immer wehtaten, traute ich mich einfach nicht, die steile Wand zu erklettern. Wenn ich von größerer Höhe abstürzte, würde ich vermutlich Tage brauchen, um wieder laufen zu können.
    Ach Janed! Wie sehr fehlte sie mir. Wie oft hatte sie mich aus dum men Situationen be freit, wenn ich irgendwo hineingeraten war, wo ich nicht wieder hinausfand. Ich musste nur jämmerlich maunzen, sie hörte mich immer. Sogar als dieser dumme Kessel umgefallen war und ich darunter gefangen saß. Fast den ganzen Tag. Oder als der Holzstapel vor dem Haus ins Rutschen gekommen war und mich unter sich begraben hatte. Oder ich im Butterfass feststeckte …
    Ach Janed.
    Ohne sie fühlte ich mich so hilflos.
    Sie verscheuchte auch im mer die Möwen, wenn ich mit ihr in dem kleinen Garten arbeitete. Sie grub ganz
gerne in der Erde – ich auch, wenn auch aus anderen Gründen. Sie pflanzte Blumen und Kräuter an, rupfte anderes Zeug aus, und oft lud sie mich ein, nach ein paar langen Grashalmen zu haschen. Eine dieser Pflanzen liebte ich besonders, das war so ein wundervoll duftendes Kraut, das sie Baldrian nannte. Hach, was konnte ich mich darin wälzen. Richtig wollüstig, jawohl. Sie pflückte es für mich und stopfte es in einen kleinen Leinenbeutel, mit dem wir dann auch im Haus spielen konnten. Und sie legte die getrockneten Blättchen manch mal im
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