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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See
Autoren: Andrea Schacht
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schienen nicht aus Feldstein zu bestehen, sondern wirkten viel glatter und wa ren hellgelb, fast wie der Sand. Unten gab es ganz viele Fenster mit Schnörkeln drum herum, und auf dem Rasen davor standen weiße Tische und zierliche Stühle. Ein paar Leute saßen plaudernd unter gelbweißen Sonnenschirmen und plauderten, in den Gläsern auf den Tischen blitzte das Licht.
    »Da haben wir früher auch manchmal eine Limonade getrun ken, Pantou fle. Als Maman und Grand mère noch lebten und ich ein kleines Mädchen war. Das ist ein vornehmes Hotel«, erklärte mir Janed. »Aber heute bleibt uns dafür keine Zeit. Und Geld habe ich auch nicht für ein fei nes Mittagessen, wie es dort an geboten wird. Aber es ist schön hier zwischen den beiden Meeren.«
    Das mochte schon sein, denn vor uns erstreckte sich der weiße, lange Strand rechts und links vom Fahrweg. Weiter vor uns türmte sich ein gewaltiges Bauwerk auf und machte einen martialischen Eindruck.
    »Die Festung von Penthièvre«, erklärte mir Janed. »Puh, noch eine halbe Meile.« Pferdefuhrwerke, hochbeladen, rollten an uns vorbei, ein eiliger Reiter galoppierte den Strand entlang, in der geschützten Bucht links von uns schaukelten Segelboote auf dem glitzernden
Wasser, und am Ufer flickten einige Männer Netze neben ihren roten, blauen und gelben Booten.
    Janed ließ noch im mer ihren Blick über das Land und das Meer streifen, als wollte sie sich alles für immer einprägen. Sie schnaufte dabei ein wenig und roch verschwitzt. Aber sicher nicht, weil sie mich tragen musste. So schwer bin ich nämlich nicht. Eigentlich bin ich sogar ziemlich klein und mager geblieben. Obwohl ich nie hungern musste. Aber Janeds Tasche war prall gefüllt, und an ihr hatte sie sicher ordentlich zu schleppen.
    Sie knüpfte das Tuch über ihren Haaren auf und ließ den Wind ihre feuchte Stirn kühlen. Außerdem nagte sie an einem verschrumpelten Apfel. Ich ruckelte ein wenig in meinem Tuch, weil ich gerne etwas umhergelaufen wäre, aber sie kraulte mich nur ein bisschen unter dem Kinn und meinte, gleich gehe es weiter.
    Und so war es auch. Doch der nächste Halt kam schnell.
     
    »Jozeb, bist du zu Hause?«
    Ich wieder mit der Nase raus aus dem Umhang und kritisch geäugt. Wir standen vor einer Hütte mit nied rigem Binsendach, an deren Wand sich Körbe und Kiepen stapelten. Es roch nach Holz und Leim, Tabak und getrockneten Algen. Jener Jozeb, den Janed ge rufen hatte, schlurfte um die Hausecke und musterte uns.
    »Schau an, die kleine Janed von St. Pierre!«, rief er dann erfreut aus.
    »So klein nun auch nicht mehr, Jo zeb. Schon vierundzwanzig Jahre habe ich auf dem Buckel!«
    »Trotzdem nur ein Drittel von dem, was ich mit mir
herumschleppe! Aber jedem seine Last, was, Mäd chen? Was führt dich zu mir? Brauchst du ein hübsches Blumenkörbchen oder einen zierlichen Vogelkäfig oder doch eher eine Reuse?«
    »Einen Korb für meinen Kater, Jozeb.«
    Ich nahm diese Erwähnung zum Anlass, einen Begrüßungsmaunzer auszustoßen. Der alte Gnom bemerkte mich und grinste. Dabei breiteten sich alle seine Falten quer über sein braunes Gesicht aus.
    »Der ist niedlich. Aber Katzen gehören ins Haus, nicht auf den Rücken.«
    »Mein Haus ist fort.«
    Die Falten im Gesicht des Alten zogen sich nach unten.
    »Oh, wie schrecklich. Der Sturm, Janed?«
    »Ja, der Sturm.«
    »Komm rein und erzähle. Ich habe einen Kouin Amman, den ich mit dir teilen kann.«
    Janed liebte diesen süßen Kuchen, das wusste ich wohl. Ich hingegen nicht. Aber der Alte war auch zu mir freund lich, und in sei ner engen, vollgestellten Hütte durfte ich den Umhang verlassen und bekam ein Tellerchen mit dicker Sahne gereicht. Darüber geriet ich leider derart in Ekstase, dass ich dem Gespräch zwischen den beiden Menschen nicht besonders aufmerksam lauschen konnte.
    Als ich den Sah nebart endlich von den Lip pen geleckt hatte, sagte der Alte gerade: »… warst du noch ein Mädchen, Janed. Die arme Mademoiselle de Lanneville. Sie war so eine schöne junge Frau. Obwohl natürlich ein bisschen hochnäsig. Aber du hast da mals sehr umsichtig
gehandelt, kleine Janed. Ich seh dich noch völlig außer Atem hinter mir herlaufen.«
    »Ich hatte solche Angst, Jo zeb. Und ich konnte ihr doch nicht helfen.«
    »Ich auch nicht, Gott sei’s geklagt. Es passiert immer wieder, dass jemand von den Klippen stürzt, und kaum einer hat es je überlebt.«
    »Die Klippen haben auch meinem Vater und meinem Bruder den Tod gebracht.«
    »Ich
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