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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See
Autoren: Andrea Schacht
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Menschen.
    Aber erst bat ich um eine kleine Stärkung.
    Ich mag Fisch.
    Und ich bekam reichlich. Denn Janed ver brachte ihre Tage in einer Konservenfabrik, wo sie köstliche Dinge aus Fischen herstellte. Das Zeug wurde dann in Dosen gesteckt und an Menschen verfüttert. Ob mit oder ohne Dose – das ent zog sich allerdings meiner Kenntnis.
    Ich bekam es, bevor es in die Dose gelangte.
    Für eine Wei le vergaß ich über mei nem Teller fast das Toben der Elemente. Hier im Haus zog es zwar da und dort ein wenig durch die Ritzen an den Fenstern, rüttelte es an den Läden, und das tiefe Donnern der aufgebrachten See brachte die Kupferpfannen über dem Herd zum Scheppern, aber es war trocken, und nichts zauste an Pelz und Röcken.

    Und dennoch, ich hatte es in den Schnurrhaaren!
    Kaum war der Fisch verputzt und ich ge putzt, zuckten sie schon wieder in höchster Aufregung.
    Janed hatte eine Lampe angezündet, so finster war es an diesem Nachmittag, und in ihrem flackernden Schein stopfte sie ein paar Strümpfe. Sie schien sich keine Sorgen zu machen. Ich strich ihr leise maunzend um die Beine, um ihr mein Missbehagen mitzuteilen.
    »Pantoufle, was ist denn? Ängstigt dich der Wind?«
    Natürlich. Da half auch das Kraulen im Nacken nichts.
    »Der geht vorbei, Katerchen. Das ist nur einer der wilden Frühjahrsstürme. Die kommen um diese Jahreszeit über den Atlantik gezogen, und unsere Klippen sind das erste Hindernis, das sich ihnen in den Weg stellt. Das tun sie aber schon seit langer, langer Zeit, und bisher haben sie immer standgehalten.«
    Was war schon lange Zeit? Ich hatte erst einen Frühling so richtig miterlebt; der erste zählte nicht, da war ich gerade zur Welt gekommen. Aber Janed war viel älter als ich. Eine richtig betagte Katze aus der Nachbarschaft hatte mir mal erzählt, dass Menschen mehr als dreimal so lange leben können wie wir.
    Also sollte ich ihr wohl vertrauen, wenn sie behauptete, dass keine Gefahr drohte.
    Aber meine Schnurrhaare sagten etwas anderes!
    Und der Sturm heulte lauter.
    Und das Meer donnerte stärker.
    Und der Boden unter meinen Pfoten erzitterte.
    Meine Schnurrhaare befanden sich in Aufruhr.
    Es krachte!

    Ein Stück grauschwarzer Himmel wurde über uns sichtbar. Wind fauchte durch das Loch im Dach.
    Janed sprang auf, und die Socken fielen auf den Boden.
    Es krachte noch einmal.
    Sie schrie, als mehr von dem Dach davonflog.
    Ich drückte mich in eine Ecke.
    Janed raffte ihr Umschlagtuch um sich und zog die Schuhe an.
    Es knirschte.
    In der Mauer knirschte es.
    Es donnerte, rumpelte, toste.
    Ein Riss tat sich in der Wand neben mir auf.
    »Raus, Pantoufle!«
    Nein. Doch nicht nach draußen …
    Schon öff nete sie die Tür, stemmte sich gegen den Wind.
    »Raus, Pantoufle!«, schrie sie mich an, aber ich war wie gelähmt vor Angst.
    Sie kam zurück, packte mich, klemmte mich unter den Arm wie einen Brotlaib und kämpfte sich nach draußen.
    Gischt nässte uns. Graugrüne Wellen schossen die Felsen empor. Janed rannte.
    Es gab einen gewaltigen Schlag, und mit einem schrecklichen Laut brach ein Stück von der Klippe ab.
    Unser Haus verschwand in den brodelnden Fluten.
    Janed warf sich auf den Boden. Wasser spülte über uns. Sie ließ mich los, krallte sich in das magere Strandgras. Ich mich auch.
    Regen, Gischt, Salzwasser stürzten auf uns nieder, der
Sturm riss Janeds Tuch fort. Es flatterte wie eine Fledermaus über die Heide. Sie kroch auf dem Bauch weiter.
    Ich auch.
    Wassermassen erfassten mich von hinten. Ich wurde umhergewirbelt, verlor erst die Orientierung und dann das Bewusstsein.

Traurige Erinnerungen
    Benommen erwachte ich in einem Bündel nasser Algen. Jeder Knochen tat mir ein zeln weh. Salz und Sand verkrusteten mein Fell, an einigen Stellen auch Blut.
    Aber ich lebte.
    Zumindest noch ein bisschen.
    Der Sturm war zu ei nem stetigen Wind abgeflaut, die Wellen rauschten zwar noch immer aufgeregt über den Strand, bauten sich aber nicht mehr zu diesen hohen Wasserwänden auf.
    Das war beruhigend.
    Aber leider auch das Einzige, was beruhigend war.
    Mühsam bewegte ich eine Pfote. Aha, das ging. Auch die anderen folgten, wenn auch zögerlich, meinem Willen. Der Schwanz zuckte auch noch. Wie üblich nicht nach meinem Willen; dennoch war ich ganz froh, dass er noch dran war.
    Ein weißer Blitz schoss von oben auf mich nie der, und sogleich legten die Pfoten alles Zögern ab.

    Ich sprang auf und entwischte gerade noch dem harten, gelben Schnabel.
    »Höhöhö!«, höhnte
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