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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter
Autoren: Iris Johansen
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verschwinden. Du hättest fliehen und Megan vor ihm verstecken sollen.«
    »Ich hab mich sicher gefühlt und dachte, dass du dich irrst. Ich wollte Megan nicht schon wieder irgendwo anders hinbringen. Ich habe mich so bemüht, ihr ein normales Leben zu bieten. Nicht so ein Leben wie meines oder deines.« Sie holte scharf Luft. »Alles wird so … verschwommen. Ich hatte nicht erwartet, dass es so ist. Ich … habe Angst. Du kannst mir doch helfen, oder?«
    Er nickte. »Ja, ich kann dir helfen.«
    »Das dachte ich mir. Darf ich … dich berühren?«
    »Ja.« Er legte sich neben sie und nahm sie in den Arm. »Entspann dich einfach, Sarah.«
    »Das geht nicht. Noch nicht. Megan. Du musst Megan helfen.«
    »Um Himmels willen, Sarah, du hast sie nicht einmal vorbereitet. Du hast sie belogen. Ich weiß nicht, ob ich etwas für sie tun kann.«
    »Versuch’s.«
    »Ich kann dir nichts versprechen. Du weißt, was passiert ist, als du sie einmal allein gelassen hast.«
    »Versuch’s«, wiederholte sie. »Bitte, Neal.«
    »Keine Versprechen.« Er strich ihr zärtlich über die Wange. »Ich sehe, was ich machen kann.«
    »Das weiß ich. Sie ist stark, Neal. Viel stärker als ich. Sie hat eine Chance … Du wirst auf sie aufpassen. Du … magst sie. Du hast … meine Megan gern.«
    »Ja. Aber jetzt sei still, und ruh dich aus.«
    Sie schwieg nur einen kurzen Moment. »Neal, ich bin … keine Pandora.«
    »Doch, das bist du«, flüsterte er. »Aber das spielt jetzt keine Rolle. Halt dich an mir fest. Ich helfe dir, das durchzustehen.«
    »Das hatte ich gehofft.« Sie schmiegte sich an ihn. »Ja, hilf mir …«
    Sie ergab sich ihrem Schicksal. Wärme ersetzte die Kälte, Licht durchflutete die Dunkelheit. Gesunder Menschenverstand statt Verrücktheit.
    »Danke, Neal«, hauchte sie.
    »Schsch, lass einfach los …«
     
    Megan schrie.
    Der gequälte Laut zerriss Neal das Herz.
    Verdammt, Sarah war ihm gerade entglitten, und Megan spürte bereits den Verlust.
    Schmerz.
    Er schob Sarah sanft von sich und stand auf.
    Ein quälender Stich. Er musste zu ihr, bevor sie sich das Herz aus dem Leibe riss.
    Bevor sie ihn zerfetzte.
    Er musste sie finden.
    Wo bist du, Megan?
    Mehr Schmerz.
    Kopflose Panik und Qual.
    Er musste sie suchen.
    Finden.
    Ihr helfen.
     
    Mama!
    Megan kauerte an der Höhlenwand, als sie der Schmerz durchfuhr.
    Keine Pandora. Keine Pandora. Keine Pandora.
    Stimmen. Geplapper. Schreie.
    Nicht Mamas Stimme. Wo bist du, Mama?
    Gegangen.
    Die Stimmen waren noch da. Sie fielen über sie her, schlugen sie, stachen auf sie ein.
    Geht weg! Geht weg! Geht weg!
    Hilf mir, Mama!
    Mama war fort.
    Panik machte sich breit. Sie war allein mit den Stimmen, die an ihr rissen und sie schier umbrachten.
    Wieder stieß sie einen Schrei aus. Hilf mir!
    »Es gibt nur eine Möglichkeit, wie ich dir helfen kann, Megan.«
    Ein Mann stand in der Höhlenöffnung. Dunkel, schlank, groß. War das derselbe Mann wie der, mit dem ihre Mutter sprechen wollte?
    Mama war fort und würde nie wiederkommen.
    Von ihr gegangen.
    Nein, dies war nicht der Fremde. Es war Neal Grady. Erleichterung durchströmte sie. Neal würde ihr helfen.
    Neal steht hinter jemandem. Stahl funkelt, als sein Messer den Hals durchschneidet. Blut sprudelt …
    Mord.
    Mama? Ist das Mamas Hals?
    Nein!
    Instinktiv warf sie sich gegen seine Knie und riss ihn zu Boden.
    Die Stimmen wurden wieder laut, und sie wand sich in Qualen.
    »Hör auf, mich zu bekämpfen«, sagte er heiser. »Ich will dir nichts antun.«
    Sie biss ihm ins Handgelenk.
    »Mein Gott, Sarah hatte recht. Du bist viel stärker, als sie es jemals war.«
    Sie konnte ihn kaum verstehen, weil die Stimmen so laut waren und an ihr zerrten.
    Wehr dich gegen sie. Wehr dich gegen ihn.
    Sie versuchte, zur Höhlenöffnung zu kriechen.
    »Nein.« Er packte sie. »Es ist vorbei, Megan.«
    Mama.
    »Hör auf damit.« Sein Gesicht war schmerzverzerrt. »Sie kann dir nicht mehr helfen. Und ich bin nicht sicher, ob ich es kann.«
    Mama.
    »Mach das nicht. Ich hab ihr gesagt, dass ich nichts versprechen kann …«
    Mama!
    »Verdammt, Megan, du musst bei mir bleiben.« Er schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht.
    Finsternis.
    Doch die Stimmen waren noch da, rissen an ihr, verschlangen sie.
    »Okay, ich mach das nicht länger mit«, flüsterte er. »Du gewinnst, Megan. Oder vielleicht gewinnt Sarah.« Er packte sie an den Armen und hielt sie fest. »Ich bringe dich zum Schweigen. Kämpf nicht mit mir. Ich werde dir nicht weh tun. Du
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