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Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter
Autoren: Iris Johansen
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den Händen in der Tür zu ihrem Schlafzimmer »Nachdem ich dir am Fluss eine Dosis Koffein gegeben habe, die einen Elefanten wach halten könnte.«
    »Ich bezweifle, dass sie mich wach hält.« Sie lächelte, als er zu ihrem Bett kam und sich auf den Stuhl daneben setzte. »Ich bin vollkommen ausgelaugt.«
    »Gut.« Er reichte ihr eine Tasse. »Normalerweise bist du nach einer schlimmen Nacht so aufgedreht, dass Erschöpfung praktisch eine Therapie ist.«
    »Therapie?« Sie verzog das Gesicht. »Benutz nicht dieses Wort. Ich habe in der Klinik genug Probleme mit Leuten, die mich für ein bisschen labil halten.« Sie schüttelte matt den Kopf. »Vielleicht haben sie recht. Ich kapiere das nicht. Warum fühlen sie nicht dasselbe wie ich? So viel Schmerz … Wie können sie immer an der Oberfläche bleiben? Selbst Scott scheint den Patienten nicht nahe genug zu kommen, und er ist ein guter Mann, Phillip.«
    »Ich weiß.« Er schaute in seine Tasse. »Du bist eine sehr empfindsame junge Frau. Ich habe dich gewarnt, dass der Arztberuf vielleicht nicht das Richtige für dich ist.«
    »Das klingt, als wäre ich eine idiotische Südstaatenschönheit, die ständig in Ohnmacht fällt. Es war eine gute Wahl. Ich wollte nie etwas anderes werden.« Ihre Lippen wurden schmal. »Und ich bin eine gute Ärztin, Phillip. Ich muss nur diese Schwierigkeiten überwinden. Ich schaffe das.«
    »Ich hege nicht den geringsten Zweifel, dass du alles schaffst, was du dir in den Kopf setzt. Ich hoffe nur, dass du objektiv genug bist, dem Ganzen den Rücken zu kehren, wenn es zu schwer für dich wird.«
    »So nüchtern und objektiv, wie du es bist, wenn dein Footballteam verliert?«
    Er kicherte. »Gütiger Gott, ich hoffe, du bist besser als ich, du kleines Biest.« Er stand auf. »Jetzt lasse ich dich schlafen.« Er ging zur Tür. »Und träum nicht von diesem Geistesgestörten, der versucht hat, dich von der Brücke zu drängen. Er ist keinen weiteren Gedanken wert.«
    »Er wird aber ein paar deutliche Gedanken bekommen«, entgegnete sie grimmig. »Betrunkene wie er sollten nicht auf der Straße sein. Ich hoffe inständig, dass ihn die Polizei ausfindig macht.«
    »Ich auch«, sagte Phillip. »Aber echauffiere dich nur nicht mehr, okay?«
    Sie lächelte. »›Echauffieren‹ – das Wort passt auch zu einer Südstaatenschönheit. Sei vorsichtig, Phillip.«
    »Ich schätze, ich lebe schon zu lange in Atlanta.« Er zwinkerte ihr zu und schloss die Tür.
    Liebe wallte in ihr auf, als sie die Tasse abstellte und die Nachttischlampe löschte. Phillip war in Atlanta geblieben, weil er Megan nach dem Tod ihrer Mutter nicht entwurzeln wollte. Dabei war er nur der Halbbruder ihrer Mutter und hatte keinerlei Verpflichtung, sich um Megan zu kümmern. Dennoch hatte er die Verantwortung für sie übernommen. Er hatte sich entschlossen, sein bequemes Leben in Seattle aufzugeben und zu ihr nach Atlanta zu ziehen. Er hatte ihr erzählt, dass er freischaffender Ingenieur sei und überall arbeiten könne, außerdem gefiele ihm das Ambiente von Atlanta. Er hatte seinen Umzug wie ein Abenteuer, nicht wie ein Opfer dargestellt.
    Gott segne ihn.
    »Schlaf gut.« Phillip schaute noch einmal zu ihr herein. »Alles wird gut. Wir müssen nur dafür sorgen.«
    »Ich muss dafür sorgen«, korrigierte sie ihn. »Du hast schon genug für mich getan.«
    »Jetzt hör auf, hier herumzugeistern, und geh selbst schlafen.«
    »Ja, Ma’am.« Er machte leise die Tür zu.
    Ihr Lächeln verblasste, als sie versuchte, sich zu entspannen. Es war tatsächlich ihr Job, ihre eigenen Probleme zu lösen, genau wie sie gesagt hatte. Und eins dieser Probleme war, dass sie nach einem traumatischen Abend immer Einschlafschwierigkeiten hatte. Wenn sie doch schlief, hatte sie eigenartige, zusammenhanglose, schreckliche Träume …
    Sie betete, dass sie heute verschont blieb.
     
    Phillip wartete, bis er sicher war, dass Megan fest schlief, ehe er ins Wohnzimmer ging und sein Handy aus der Tasche nahm.
    Es wurde schon fast Tag, aber Neal Gradys Stimme klang, als wäre er hellwach. Vermutlich hat der Bastard meinen Anruf erwartet, dachte Phillip. »Es könnte Probleme geben.«
    »Das ist keine Überraschung. Sie haben sich in den letzten drei Jahren nicht bei mir gemeldet.« Er machte eine Pause. »Ist sie launisch oder sprunghaft?«
    »Nein, verdammt, nichts dergleichen.«
    »Protestieren Sie nicht ein bisschen zu vehement, Phillip?«
    »Nein, sie kommt zurecht, das sag ich Ihnen
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