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Pandaglueck

Pandaglueck

Titel: Pandaglueck
Autoren: Sophia Berg
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Wort.
    „ Was hast du Freitagabend vor?“ Völlig verdattert von der Frage, drehe ich mich zu ihm um und starre ihn ungläubig an. Fragt der gut aussehende Typ mich nach einem Date? Innerlich schüttele ich mir selbst den Kopf. Nein, definitiv nicht.
    „ Freitagabend habe ich noch nichts vor“, gebe ich ein wenig unsicher von mir. Unsicher darüber, ob das die richtige Antwort gewesen ist.
    „ Sehr gut. Darf ich dich dann zum Essen einladen?“, fährt er unbeirrt fort. Essen gehen? Ich mit ihm? Wieso will er mit mir essen gehen? Für eine adäquate Begleitung kann mit Sicherheit eine seiner Model-Freundinnen sorgen, deren Nummern er bestimmt in seinem Handy hat.
    „ Warum?“, höre ich aus meinem Mund kommen, bevor ich in der Lage bin, die Frage zu verhindern. Er sieht mich verdutzt an. Herzlichen Glückwunsch, Lara! Deine Klappe hat einmal wieder die Oberhand gewonnen.
    „ Warum?“, fragt er mich ungläubig zurück und zieht seine Augenbrauen irritiert zusammen.
    „Ä h … ja … warum?“ Er scheint mit dieser Gegenfrage nicht gerechnet zu haben. Er braucht einen Moment, um zu antworten.
    „ Wenn du nicht möchtest, ist es völlig legitim meine Einladung abzulehnen“, sagt er zweifelnd.
    „ Okay“, sage ich. Wirkliche Gedanken darüber, was ich mit dieser Aussage bezwecken will, habe ich mir nicht gemacht.
    „ Ist das ein Nein?“, fragt er verwirrt nach.
    Ich schü ttle leicht den Kopf, ohne den Blick von ihm zu lösen. „Nein.“
    „ Nein?“
    „ Nein, es ist kein nein.“
    „ Ein Ja?“
    Dies ist der Zeitpunkt, an dem ich meinen Mund halten sollte. Natü rlich will ich mit ihm essen gehen. Oder nicht? Gestern jammerte ich herum, dass ich keinen Freund vorweisen kann und nie einen kennenlernen werde. Jetzt habe ich hier ein männliches Exemplar neben mir sitzen, das Interesse zeigt. Aber ich habe ihm das verdammte Taxi geklaut! Wie soll ich ihn angucken, ohne rot zu werden und mir jedes Mal das tiefste Loch zu wünschen, das sich vor mir zum Verkriechen auftun kann?
    Ich sollte jeden Strohhalm ergreifen, der mir angeboten wird. Eine groß e Auswahl an Männern, die mit mir essen gehen wollen, existiert nicht. Zudem ist der Mann neben mir nicht der schlechteste Halm, an den ich mich klammern könnte.
    „ Ja gerne“, sage ich zufrieden über die Worte aus meinem Mund. Diese Zufriedenheit wird aber jäh von dem nachfolgenden Satz meinerseits zerstört. „Ich werde zahlen. Für das Taxi und als Dankeschön für die Mitfahrgelegenheit heute Abend.“ Offensichtlich hat er sich mit meiner seltsame Art arrangiert, denn statt eines verwunderten Blickes, nickt er zustimmend.
    „ Okay. Dann würde ich vorschlagen, ich hole dich um 20 Uhr ab?“ Jetzt kann ich ihm die Erleichterung über meine Antwort deutlich ansehen. Er ist es wohl nicht gewohnt Absagen zu bekommen.
    „ Das passt. Bis Freitag“, sage ich und versuche so grazil wie möglich in meinen Gummistiefeln aus dem Auto auszusteigen. Als ich die Autotür schließe, winke ich ihm kurz zu. Er hebt die Hand. Ich drehe mich um und halte mir entsetzt die Hände vors Gesicht.
    JA, ABER ICH ZAHLE?! Welches Pferd ist da mit mir durchgegangen?
    Warum, Lara, warum?, frage ich mich selbst. Bevor ich jedoch in Selbstmitleid auf einer öffentlichen Straße zerfließen kann, nehme ich jedes Stückchen Selbstrespekt zusammen, das tief drin in mir vorhanden ist, und stecke meinen Schlüssel in die Haustür vor mir.
    Ich kann mi ch nicht weiter mit meinem Schamgefühl oder dem wunderbaren Kribbeln in meinem Bauch auseinandersetzen, da mich das nächste Problem in der Wohnung blinkend empfängt. Mein Anrufbeantworter. Ich weiß ganz genau, von wem ich mindestens zehn Anrufe in Abwesenheit habe, meiner Mutter. Nicht, dass mein Tag nicht desaströs genug gelaufen ist. Jetzt kommt die schlimmste aller Katastrophen hinzu.
    Ich hä nge lustlos meine Jacke an der Garderobe auf, ziehe mir meine Gummistiefel aus und stelle mich vor das Gerät. Ich drücke den Knopf für das Abspielen der Nachrichten. Es ist aber keine einzige Nachricht auf den Anrufbeantworter gesprochen worden. Der AB teilt mir lediglich mit, wie oft meine Mutter versuchte, mich anzurufen. Dies ist in der Tat ungewöhnlich. Normalerweise hätte sie mindestens fünf Mitteilungen hinterlassen und das Wort „Enterben“ in Zusammenhang mit den Namen ihrer Töchter in jedem zweiten Satz erwähnt. Die Angelrute knackt ein neues Wut-Level in ihr. Ich werde auf die Entwarnungs-E-Mail meines Vaters
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