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Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Titel: Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer
Autoren: Christoph Lode
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Tornes Labor gebracht und auf einen steinernen Tisch gelegt. Der Alchymist hielt sich seit ein paar Minuten im hinteren Teil des Raumes auf und tat ... irgendetwas. Was genau, wusste Lucien nicht — da er seinen Kopf nicht bewegen konnte, sah er lediglich die rußverschmierte Gewölbedecke. Doch was er hörte, klang nicht gerade beruhigend. Geräte klickten und surrten metallisch, und Torne summte gut gelaunt vor sich hin.
    Lucien versuchte, seine Muskeln anzuspannen, seine Hand zur Faust zu ballen, irgendwie die Kontrolle über seinen Körper zurückzuerlangen — vergeblich. Er konnte nicht einmal um Hilfe rufen, geschweige denn, sich unauffällig machen oder in die Traumlanden entkommen. Das Gift legte sich wie Nebel über seinen Verstand, machte seine Gedanken schwerfällig und blockierte seine Albenfähigkeiten. Diesmal hatte Torne wirklich an alles gedacht.
    Irgendwann erschien das entstellte Gesicht des Alchymisten über ihm. Seine mumienhaft vertrockneten Lippen formten ein Lächeln.
    »Lucien, alter Freund, du ahnst gar nicht, wie glücklich du mich machst. Weißt du, wie oft ich mir diesen Moment vorgestellt habe? Hundertmal. Tausendmal. Ach, noch viel öfter. Nacht für Nacht habe ich wachgelegen und mir ausgemalt, wie du auf meinem Tisch liegst, hilflos und voller Angst. Und jetzt ist mein Wunsch endlich in Erfüllung gegangen.«
    Torne verschwand aus Luciens Sichtfeld und redete weiter, während er in einem Regal herumwühlte.
    »Monatelang habe ich mir den Kopf zerbrochen, wie ich dich zur Strecke bringen könnte. Wie fängt man einen Alb, der so gerissen ist wie Lucien?, habe ich mich gefragt. Am besten mit Giftgas, dachte ich mir, aber natürlich durfte es kein gewöhnliches Giftgas sein. Ich musste eine völlig neuartige Rezeptur erfinden, eine Substanz, die genau auf die speziellen Widerstandkräfte eines Alben abgestimmt ist. Du machst dir keine Vorstellung, wie schwierig es ist, ein solches Gift zu destillieren. Was man dabei alles bedenken muss. Es gab Tage, an denen ich beinahe aufgegeben hätte, und ich bin sicher, ein Wald-und-Wiesen-Alchymist wäre an dieser Aufgabe verzweifelt. Aber wie du weißt, bin ich kein gewöhnlicher Trankmischer. Ich bin ein Meister meines Fachs, und so habe ich schließlich eine Rezeptur gefunden, die meine kühnsten Erwartungen übertroffen hat.«
    Der Alchymist kam mit zwei Lederriemen zurück. »Leider hält die Wirkung nicht ewig. Wenn du also entschuldigst ...« Er befestigte die Riemen an einer Seite des Tisches, schlang sie Lucien über Brust und Arme und über die Oberschenkel, zog sie fest und hakte sie auf der anderen Tischseite ein.
    »Und weißt du, was mich ganz besonders stolz macht? Das Giftgas ist nicht einmal mein Meisterstück.« Etwas quietschte wie die Scharniere einer Kiste, und Torne erschien mit einem Messer in der Hand.
»Das
ist mein Meisterstück.«
    Das Messer bestand vom Griff bis zur Spitze aus grünem Glas, in dem sich der Lampenschein brach wie in geschliffenem Smaragd.
    »Wunderschön, nicht wahr? Es besteht aus Millionen von Kristallen, angereichert mit raffinierten und kostbaren Wirkstoffen, und es ist nicht gelogen, wenn ich dir sage, dass es eine verfluchte Schufterei war, sie zu gewinnen. Jeden Tag höchstens einen Fingerhut voll. Aber es hat sich gelohnt. Es ist ein Prachtstück. Der Gipfel der alchymistischen Kunst, wenn du mir das Eigenlob gestattest. So etwas hat es noch nie gegeben.«
    Torne drehte das Glasmesser so, dass das Licht auf der Schneide gleißte. Dann strich er mit der Spitze sanft über Luciens Wange. Lucien konnte spüren, dass es
sehr
scharf war. Hätte der Alchymist ein wenig mehr Druck ausgeübt, hätte er sein Gesicht verletzt.
    »Weißt du, was geschieht, wenn ich dich damit schneide? Die Klinge entzieht dir einen winzigen Teil deiner Albenkräfte und speichert sie in den Kristallen, sodass ich sie später extrahieren und zu einer nützlichen Essenz verarbeiten kann. Auf diese Weise zu sterben ist überaus qualvoll, denn es dauert
lang.«
    Die Klinge wanderte weiter, von Luciens Wange zu den Lippen, zum Kinn, über die Kehle, strich ganz sanft über seine Haut. Schließlich verharrte sie auf seinem Adamsapfel. Lucien bekam kaum noch Luft.
    »Wir werden viel Spaß miteinander haben, wir zwei«, flüsterte ihm der Alchymist ins Ohr. Sein Atem roch Ekel erregend, nach schlechten Zähnen und entzündetem Zahnfleisch. »Wo soll ich anfangen? Am Arm? Du darfst entscheiden. Vielleicht könntest du ein bisschen
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