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Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Titel: Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer
Autoren: Christoph Lode
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ließ den Rauch aus den Kaminen zerfasern. Im Nordosten, weit hinter den Türmen der Kathedrale, befand sich ein Hügel. Mit etwas Mühe konnte Jackon das Gebäude erkennen, das darauf stand. Es war groß und grau und abweisend und besaß Gitter vor jedem Fenster.
    Das Ministerium der Wahrheit.
    Just in diesem Moment befand sich Liam irgendwo da drinnen, gefangen in einer Zelle, und wartete darauf, dass ...
    Nein. Jackon beschloss, diesen Gedanken nicht weiterzuverfolgen, am besten
überhaupt nicht mehr zu
denken, er hatte ja gesehen, wohin das führte. Er musste sich ablenken, musste irgendetwas tun, das ihn daran hinderte, sich immer wieder zu fragen, was er hätte tun müssen, damit es nicht so weit gekommen wäre.
    Du bist ein Traumwanderer. Ein Leibwächter von Lady Sarka. Hör auf mit diesem albernen Selbstmitleid!
    Seine innere Unruhe wurde so stark, dass er weitergehen musste. Mit hängenden Schultern schlurfte er durch das trübe Farbenspiel der Buntglasfenster, und irgendwann fand er sich auf der Treppe wieder, die zum Palastkeller und von dort aus zu den Höhlen unter den Gewölbekammern führte. Stufe für Stufe stieg er hinab, dem blauen Licht entgegen. Er wusste nicht recht, warum er ausgerechnet diesen Weg genommen hatte. Vielleicht weil er hoffte, jemanden zum Reden zu finden. Jemanden, der ihm sagte, dass er das Richtige getan hatte.
    Die Treppe mündete in einen Gangkomplex, dessen Wände, Böden und Decken aus einer wulstigen, glasartigen Substanz bestanden. Jackon war schon ein paarmal hier unten gewesen, aber er hatte nie herausgefunden, woher das blaue Licht kam. In manchen Felsnischen hingen papierne Spindeln, die zu groß geratenen Wespennestern ähnelten. Mit Grausen erinnerte er sich, dass es sich dabei um Hüllen handelte, in denen neue Spiegelmänner heranwuchsen.
    Er ging zum Zentrum der Höhlen. Dort, umgeben von Säulen aus gewuchertem Glas, befand sich das Labor von Lady Sarka.
    Seit die Lady Aziels Platz eingenommen hatte und über die Träume herrschte, hielt sie sich kaum noch in der Wachwelt auf. Doch wenn sie es tat, war sie meist hier unten. Gerade unterhielt sie sich mit Corvas. Das silbrige Tuch ihres Gewandes nahm das Höhlenlicht und den Feuerschein des alchymistischen Ofens auf und schimmerte wie Perlmutt in geheimnisvollen Farben, als sie sich zu Jackon umwandte.
    »Da ist ja unser Held des Tages. Bei Tessarion, du siehst ja furchtbar aus. Ist etwas passiert?«
    »Ich habe mir nur den Magen verdorben«, murmelte Jackon. »Es geht schon wieder.«
    »Corvas hat mir gerade erzählt, dass er die Verräter festgenommen hat. Heute ist ein großer Tag für Bradost. Und wessen Verdienst ist das? Allein der deine. Ich bin stolz auf dich.«
    Früher hatte ihr Lächeln ihn stets aufgemuntert. Jetzt bewirkte es nur, dass er sich noch elender fühlte.
    Lady Sarka hob eine Augenbraue. »Es ist wegen Liam, nicht wahr? Hast du seinetwegen etwa ein schlechtes Gewissen?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Dazu besteht wirklich kein Grund. Er wollte mir schaden. Er hat bekommen, was er verdient.«
    »Er war mein Freund.«
    »Du brauchst keine Freunde. Du hast uns.«
    Jackon blickte von ihr zu Corvas, der mit seiner bleichen Haut und dem knochigen Schädel im Zwielicht wie eine lebende Leiche wirkte. Ein Schauder lief ihm über den Rücken.
    »Du hast das Richtige getan«, erklärte Lady Sarka sanft. »Jetzt hör auf, so ein Gesicht zu machen. Heute ist für uns alle ein Tag der Freude.«
    Da war er, der Satz, den er unbedingt hatte hören wollen. Doch er beruhigte ihn nicht, im Gegenteil, er klang wie grausamer Hohn in seinen Ohren. Am liebsten wäre er davongelaufen und hätte sich irgendwo verkrochen, für immer.
    In diesem Moment zogen sich in einem Winkel der Höhle die Schatten zusammen und verdichteten sich zu einem nachtschwarzen Kern. Ein Schattentor. Umbra trat heraus, gefolgt von Silas Torne und zwei Spiegelmännern. Die Maskierten trugen eine Gestalt. Obwohl ihr der Kopf auf die Brust gesunken war, erkannte Jackon auf den ersten Blick, um wen es sich handelte.
    »Lucien«, sagte er überrascht und lief Umbra entgegen.
    Die Spiegelmänner hielten den Alb an den Armen fest; seine Füße schleiften über den Boden. Ohnmächtig war er nicht — seine Augen waren offen —, aber er schien irgendwie gelähmt zu sein.
    »Wieso hast du ihn nicht zum Ministerium gebracht, so wie die anderen?«, fragte Jackon.
    »Weil er mir gehört«, antwortete Silas Torne an Umbras Stelle.
    Die
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