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Pandablues: Roman (German Edition)

Pandablues: Roman (German Edition)

Titel: Pandablues: Roman (German Edition)
Autoren: Britta Sabbag
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jetzt?«
    »Sicherheitshalber habe ich meine Chucks angezogen«, erklärte Trine ruhig und deutete auf ihre Stoffschuhe im pinken Leoprint. »Paul macht das auch immer so. Du musst nur einen Schürsenkel nehmen und ihn an den Scheibenwischer auf deiner Seite binden. Dann kannst du ihn hin und her bewegen. Das reicht und geht richtig gut!«
    Ich fasste es nicht.
    »Nur leider komme ich nicht mehr an meine Füße«, ergänzte Trine bedauernd. »Die Schuhe musst du mir wohl ausziehen.«
    Super.
    »Verdammt Trine, das ist das allerletzte Mal, dass ich in dieser Schrottkarre sitze, klar?«
    Wiederwillig fuhr ich rechts ran, ließ den Motor aber vorsorglich laufen. Es regnete mittlerweile so heftig, dass man durch die Scheibe kaum mehr hindurchsehen konnte. Trine versuchte, mir ihren linken Schuh auf den Schoß zu legen, aber irgendwie war ihr beeindruckender Bauch im Weg.
    »So geht das nicht.«
    Ich stieg aus und lief zur Beifahrertür. Binnen weniger Sekunden war ich total durchnässt, während ich wild an Trines Schuh zerrte. Trines Bauch war meiner Mission allerdings kolossal im Weg. Außerdem war der verdammte Schuh einfach nicht auszukriegen. Im Hintergrund tuckerte der Motor bedenklich unregelmäßig.
    »Wassereinlagerungen!« kommentierte Trine meine sinnlosen Bemühungen.
    Doch ich gab nicht auf.
    Als ich den Schuh endlich in der Hand hatte, war ich so nass, dass ich mich am liebsten selbst ausgewrungen hätte. Schnell rannte ich um den Bulli herum zurück zum Fahrersitz.
    »Und jetzt nur noch den Senkel an den linken Wischer binden …«, instruierte mich Trine.
    »Brrrrr!«
    Wirklich arschkalt, in so nassen Klamotten, das braucht kein Mensch! Ach, wie schön wäre eine entspannte Zugfahrt gewesen …
    Ich band den Schnürsenkel an den Scheibenwischer und testete Trines System. Es funktionierte zu meinem Erstaunen wirklich, nur quietschte es ein wenig laut.
    »Du musst natürlich jetzt das Fenster auflassen«, sagte Trine und nahm einen Schluck Yogi-Tee aus der mitgebrachten Thermoskanne. »Also nur, solange es regnet.«
    Ein sehr scharfe Kurve an einer Abfahrt in der Höhe von Sommerloch, in der ich mit dem halben Oberkörper zum Fenster heraushing, um den Wischer hin- und herzuziehen und sowieso vom vielen Wischen abgelenkt war, wäre uns allerdings beinahe zum Verhängnis geworden.
    Immer, wenn ich unseren manuell betriebenen Wischer kräftig bedienen musste, bat ich Trine, das Lenkrad zu halten. Alles andere wäre mir nämlich dann doch eindeutig zu viel Multitasking gewesen.
    »Ich bin aber doch Rechtshändler!«, versuchte Trine noch, sich zu wehren.
    »… händer!«
    Ihre eingeschränkten Fähigkeiten, mit links zu lenken, waren mir in dem Moment ebenso egal wie ihr Bauch. Sie hatte uns in diese Lage gebracht, dann musste sie jetzt auch mal ran.
    Allerdings wunderte ich mich bereits nach kurzer Zeit, warum es plötzlich im Auto so schaukelte. Ich wurde mit voller Wucht in die Kurve geschleudert, als ich versuchte, meinen Oberkörper wieder zurück ins Auto zu bugsieren.
    Ich glaubte nicht, was ich sah, als ich mich auf den Fahrersitz plumpsen ließ: Trine bog einfach in die Ausfahrt ab – obwohl wir überhaupt nicht rausmussten!
    »Trine, was zur Hölle machst du da?!«, raunzte ich meine Freundin von der Seite an, während der Bulli verdächtig schräg in der Kurve hing.
    »Ich hab doch gesagt, dass ich Rechtshändler bin!«, rechtfertigte Trine sich, was allerdings nicht erklärte, warum sie die falsche Ausfahrt genommen hatte. »Du hättest halt bremsen müssen!«
    Klar, jetzt bin ich schuld, wenn sie einfach irgendeine Ausfahrt nimmt!
    »Ich konnte ja nun mal nicht bremsen, Charlotte!«
    »Nee«, stöhnte ich, »aber lenken!«
    »Bitte bei der nächsten Möglichkeit wenden«, sagte die Stimme unseres Navigationssystems.
    Sofort bekam Trine leichte Wehen, wie immer, wenn sie sich aufregte.
    »Bitte wenden!« Wieder die Stimme.
    Ich sah sie prüfend an. Denn ich wusste nie so genau, ob Trine simulierte oder es ernst war. Oft genug hatte sie mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählt, wie sie kleinere bis mittelschwere Wehen bei Paul vorschob, wenn es etwas zu tun galt, worauf sie keine Lust hatte.
    »Bitte wenden!« , sagte die Stimme wieder, und nun kam es mir vor, als klinge sie sogar leicht gereizt.
    »Bitte nicht jetzt, Trine, nicht in der Kurve nach Sommerloch! Stell dir vor, der Kleine wird später gefragt, wo er denn geboren ist, und er muss sagen: ›In der Kurve nach Sommerloch!‹
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