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Pandablues: Roman (German Edition)

Pandablues: Roman (German Edition)

Titel: Pandablues: Roman (German Edition)
Autoren: Britta Sabbag
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Wer fährt eigentlich?«, fragte ich zögernd.
    »Na du natürlich! Als ob ich mit diesem Bauch hier noch fahren will. Die Strecke von zu Hause bis hier war schon der pure Horror! Ich konnte nur mit sechs Stundenkilometern fahren, na ja, geschätzten sechs, der Tacho spinnt ja ab und zu, und alle haben sich tierisch aufgeregt.«
    Ein Hoch auf moderne, bequeme Kleinwagen mit automatisch verstellbaren Sitzen, Latte-Macchiato-Haltern, völlig frei von Esprit und Charme und dämlich-sentimentalen Knutscherinnerungen.
    Nach der Fahrt würde ich wahrscheinlich so weit sein, selbst so ein Teil zu kaufen und es Trine und Paul ungefragt vor die Tür zu stellen, nachdem ich nachts heimlich den Bulli verschrotten lassen hätte.
    »Los geht’s!« Trine ließ sich schwungvoll auf den Beifahrersitz plumpsen.
    Ich verstaute meine Reisetasche auf dem Rücksitz, nachdem ich mich mit meinem gesamten Gewicht (Und das sollte was bedeuten!) gegen die Schiebetür stemmen musste, um sie überhaupt erst aufzukriegen.
    »Ja, los geht’s«, murmelte ich und legte den ersten Gang bei dem brummenden Bulli ein, der zufrieden und gleichmäßig vor sich hin tuckerte.
    Wie war das noch gleich? Funktioniert der zweite oder der dritte Gang nicht …?
    »Vergiss nicht, dass der dritte Gang nicht funktioniert«, erinnerte mich jetzt auch Trine.
    Stimmt, das war es.
    Vom zweiten in den vierten zu schalten war allerdings eine echte Herausforderung, vor allem auf der Autobahnzufahrt, auf die wir gerade zurollten.
    In der Stadt langsam zu fahren brachte uns höchstens ein paar aufgebrachte Straßenverkehrsteilnehmer, ein paar Huper, Buhrufe und Stinkefinger ein, aber das Ganze auf der Autobahn durchzuziehen, das war eine Nummer für echte Adrenalinjunkies.
    »Verdammt, Trine, das ist doch scheiße hier«, fluchte ich.
    Mit circa fünfzig im zweiten Gang zu fahren war echt laut.
    »Wieso? Schalt doch einfach …!« Mittlerweile war das Auto so laut, dass Trines letzte Worte im Lärm untergingen.
    »Waaas?«
    Viele Dinge im Leben vergisst man irgendwie nie: die erste Regel, den ersten Zungenkuss und eben das erste Mal mit fünfzig Stundenkilometern im zweiten Gang auf die Autobahn zu fahren.
    Mit einem lauten Knirschgeräusch schaffte ich es, vom zweiten über den kaputten dritten in den vierten Gang zu schalten und gleichzeitig vom Beschleunigungsstreifen auf die rechte Spur zu wechseln. Langsam, sehr langsam kroch der Tacho auf unser Höchstgeschwindigkeitstempo, die zweiundachtzig, zu.
    Ein Mercedes-M-Klasse-Fahrer zeigte mir beim Überholvorgang kopfschüttelnd einen Vogel.
    »Toll, Trine. Ganz toll. Alle halten uns für komplett gestört, mit so einem Schrottteil überhaupt auf der Autobahn zu fahren.«
    Trine war gerade dabei, ihr erstes Butterbrot auszupacken, um anschließend genüsslich hineinzubeißen. Dabei waren wir gerade erst zehn Minuten unterwegs.
    »M-nich m-uns, m-ur m-dich«, brabbelte sie mit vollem Mund. »M-auch m-eins?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Außerdem haben wir ein Navi«, erklärte Trine stolz. »Sonst kommen wir bei deinem Anti-Orientierungstalent nie an. Hat Paul extra gekauft. Ist das nicht luxuriös?«
    Ich war begeistert, denn ich war passionierte Zugfahrerin und konnte keine einzige Autostrecke auswendig. Auch eine Sache, über die Eric gern und häufig lachte. Das Navi hatte sicher mehr gekostet, als der gesamte Bulli wert war.
    »Mhm … ich weiß nur nicht so genau … mhm … wie man das Teil bedient«, schob Trine mampfend hinterher.
    Diese Fahrt würde nicht nur meine Nerven, sondern auch meinen vollen Einsatz fordern, das stand außer Frage.
    Die fast dreistündige Fahrt verlief dann aber doch recht glimpflich, zumindest gab es keine Verletzten.
    Bei einem halbstündigen Überholvorgang eines Sondertransportes bei achtzig Stundenkilometern auf der mittleren Spur wurde ich zwar von einem BMW-Fahrer durch das offene Fenster mit »Ich hoffe, ihr seid auf dem Weg zum Schrottplatz!« angebrüllt, fand das aber nicht weiter bedenklich, angesichts der Tatsache, dass er ja recht hatte. Ich war sogar positiv überrascht, dass ich ihn trotz Fahrtwind und der lauten Bulli-Geräusche überhaupt verstehen konnte.
    Als es dann aber zu regnen begann – typisches Herbstwetter eben – und ich die Fenster hochkurbelte, kam Trine mit einer Hiobsbotschaft um die Ecke.
    »Ach ja, die Scheibenwischer funktionieren irgendwie nicht.«
    »Was? Wie ›irgendwie nicht‹?« Ich glaubte nicht, was ich da hörte. »Und
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