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Pandablues: Roman (German Edition)

Pandablues: Roman (German Edition)

Titel: Pandablues: Roman (German Edition)
Autoren: Britta Sabbag
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verdammten Beet?
    Ich stolperte beinahe über meine eigenen Füße, als ich jede zweite der wenigen Treppenstufen bis ins Erdgeschoss übersprang. Unten angekommen, wollte ich die Haustür öffnen, aber das seit sicher zwanzig Jahren klemmende Fliegengitter tat das, was es immer tat: Es klemmte. Nach mehrmaligem, erfolglosem Herumruckeln stellte ich allerdings fest, das einfach nur der Riegel vorgeschoben war.
    Wie geht diese verblödete Verriegelung denn jetzt nun wieder auf?
    »Schaaaaaaaaaaaaaaaaaa-Scha-Schaa-haaaa-haaaaaa-loooooooooooh-teeee!«
    Irgendwie hörte sich der Ton nun gequälter an.
    Ich riss nun mit voller Wucht die Fliegengittertür auf und rannte barfuß raus.
    Mitten in den Grünkohlköpfen lag eine schwer atmende Trine.
    Oma Melitta stand direkt vor ihr, während sie sie motivierte, ordentlich zu atmen: »Los, Kindchen, atmen Sie immer eins, zwei, drei …«
    »Trine, was machst du hier im Beet …?«
    »Nicht pffthhh-jetzt!!! Pffthhh-Ruf pffthhh-den pffthhh-Kranken-pffthhh-wagen! Looos!«
    Trine hat echte Wehen! Oh – mein – Gott!!! Und das fast zwei Wochen zu früh!
    Ohne ein weiteres Wort rannte ich wieder ins Haus. Da hier im Outback der Handyempfang eher eingeschränkt war, lief ich sofort ins Wohnzimmer, wo noch ein altes Telefon stand. Mit Wählscheibe!
    Wie lange dauert denn bitte so eine Wählscheibendrehung?!?! Dafür habe ich doch jetzt keine Zeit! Und was muss ich eigentlich wählen? 112? 110? Wer zur Hölle ist denn für Geburten zuständig?
    Ich wählte irgendwas.
    Als sich eine weibliche Stimme aus der Notrufzentrale meldete, ließ ich sie gar nicht erst ausreden, sondern brüllte irgendwas von »Elmo kommt mitten im Gemüsebeet!« und Melittas zerstückelte Adresse in den Hörer.
    Bis die hier mitten im Wald angekommen sein würden, würden wir Elmo doch bereits aus der Schule abholen können! Ich schmiss den Hörer auf den Tisch und rannte zurück.
    Stopp! War da nicht immer von heißem Wasser und sterilen Tüchern die Rede? Hatte nicht schon Scarlett O’Hara ihre Bedienstete Prissy losgeschickt, um Wasser und Tücher zu holen, als Melanie in den Wehen lag?
    Was schon mitten im amerikanischen Bürgerkrieg funktioniert hatte, das würde doch auch hier im Outback helfen!
    In Ermangelung sämtlicher Bediensteten suchte ich wie wild nach Handtüchern und fand sie im Badezimmerregal. Jetzt nur noch einen Eimer Wasser …
    »Chaaaaaa-loooo-teeeee!«
    »Ich komme!«, brüllte ich Richtung Badezimmerfenster, das unter meinem Schafzimmerfenster lag und somit auch direkt auf den Garten hinausging.
    Praktischerweise stand mitten im Waschbecken ein großer, runder Plastikbehälter, in dem Melitta immer das Spülwasser sammelte. Ich hatte mir sagen lassen, Kriegskinder täten so etwas nun mal.
    Nachdem ich den Behälter ausgewaschen hatte, lief ich in die Küche, schmiss den Wasserkocher an und wartete ungeduldig auf das heiße Wasser. Als der Behälter halb voll war, schüttete ich das Wasser in den Eimer und rannte mit den Handtüchern und einer Decke über der Schulter und dem Wassereimer in der Hand los.
    Bei Trine und Melitta angekommen, wusste ich allerdings auch nicht, wie ich nun weiter vorgehen sollte, und stellte den mitgebrachten Kram erst mal ab. Trine lag immer noch schwer atmend mitten im Beet, und Melitta sah uns kopfschüttelnd an.
    »Dass das kein gutes Ende nehmen würde, wusste ich gleich. Und dann auch noch in der besten Grünkohlsaison, die ich je hatte. Nicht, dass ihr mir noch meine ganze Ernte verderbt! Ich wollte sie ja noch ins Haus …«
    »Oma!!!«
    »Was denn?« Sie sah mich verständnislos an. »Dabei wollte ich Trine doch nur meine beiden prächtigsten Grünkohlköpfe zeigen!«
    Ich versuchte, Trine auf eines der Handtücher zu rollen, von denen ich zwischenzeitlich eines neben ihr ausgebreitet hatte. Sie hörte sich mittlerweile an wie Thomas, die kleine Lokomotive , die ich durch Finn an einem der vielen Babysitter-Nachmittage kennengelernt hatte.
    »Hand-pffthhh-tuch pffthhh-nass pffthhh-an pffthhh-hinten!« Trine sah mich mit weit aufgerissenen Augen an, während Melitta sie mit ihrer Taschenlampe anleuchtete, die sie inzwischen aus dem Haus geholt hatte.
    Verdammt, wie lange braucht der dämliche Krankenwagen denn noch?
    »Los jetzt!«, kommandierte Melitta und krempelte sich die Ärmel hoch, schnappte sich eines der Handtücher, tauchte es in den Eimer und näherte sich Trines Intimzone.
    Sie wird doch nicht …?!?
    Mir wurde schwindelig.
    Verdammt,
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