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Pandablues: Roman (German Edition)

Pandablues: Roman (German Edition)

Titel: Pandablues: Roman (German Edition)
Autoren: Britta Sabbag
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Das ist doch total uncool!« Ich wusste, dass diese Tatsache Trine mit Sicherheit überzeugen würde, jetzt kein Kind in der Kurve nach Sommerloch zu kriegen.
    »Stimmt«, antwortete Trine stöhnend und stemmte sich gegen den Haltegriff der Autotür. »Du hast recht. So kriegt er sicher keins von den coolen Mädchen. Nein, das geht wirklich nicht.«
*
    Ich konnte mich nicht erinnern, jemals zuvor so froh gewesen zu sein, heil bei meiner Oma Melitta anzukommen. Strahlender Sonnenschein, so weit das Auge sah.
    »Da seid ihr ja endlich!«, begrüßte Melitta uns. Sie saß wie immer, wenn sie nicht gerade in ihren Gemüsebeeten herumgrub, im bunten Kittel in ihrer alten Hollywood-Schaukel. Mit ihren fast neunzig Jahren war sie wirklich noch agil, vor allem stimmtechnisch. »Ihr kommt gerade richtig, um …« Melitta stockte, als sie Trine aus dem Wagen plumpsen sah. »Um Himmels willen!« Melitta sah mich vorwurfsvoll an, fast so, als hätte ich Trine geschwängert. »Du hast mir ja gar nicht erzählt, dass deine Freundin schwanger ist, Lotte!«
    Ich wusste genau, warum ich das nicht erwähnt hatte. Man konnte nicht sagen, dass Melitta keine Kinder mochte. Allerdings fand sie mehr als nur tausend gute Gründe – unzählige –, warum man als Frau von heute besser keine bekommen sollte. Im Mittelpunkt ihrer Argumentationslinie stand dabei immer die Kostenintensität, die sie bildlich zu veranschaulichen wusste.
    »Trine, Sie wissen aber schon, dass Sie über hundertfünfzigtausend Euro in so ein Kind stecken, bis es achtzehn ist, richtig?« Das war Melittas und Trines erste Begegnung und gleichzeitig ihre Begrüßung. Melitta hielt Glückwünsche zur Schwangerschaft generell für überbewertet.
    Trine winkte ab. »Sicher mehr. Wenn ich bedenke, was uns unser erster Sohn Finn schon alles gekostet hat …« Es sah so aus, als würde Trine jetzt kopfrechnen. »Na ja, also in jedem Fall sind wir froh über unsere Haftpflichtversicherung. Wir haben die Premium, ohne Selbstbeteiligung, wissen Sie. Das ist wirklich sehr sinnvoll.«
    Melitta nickte. »Verstehe. Und das zweite war kein Unfall, nein?«
    »Also …« Trine holte aus, und ich wusste, dass dies nun ein langer Vortrag werden würde. Da ich mich bei diesem Gespräch nicht wirklich integriert fühlte, schleppte ich mich und unser Gepäck ins Haus.
    Melitta und Trine wollten nach ihrer kleinen Pro-Contra-Kinder-Diskussion, die anscheinend in einer freundschaftlichen Patt-Situation geendet hatte, Melittas ganzen Stolz – das prächtige Grünkohlbeet mit der »wahrscheinlich besten Ernte seit dreißig Jahren« – besichtigen und es sich danach auf der Hollywoodschaukel gemütlich machen.
    Mir war das ganz recht. Ich war nicht nur klatschnass, sondern inzwischen auch total durchgefroren. Jetzt brauchte ich erst mal eine heiße Dusche und etwas zu trinken, am besten was Hochprozentiges. Da es schon früher Abend war, beschloss ich, sofort mit einem Gin-Tonic ins Bett zu gehen. So was hatte Melitta Gott sei Dank immer im Haus.
    Für einen Eric-Anruf reichten meine Kräfte nicht mehr aus. Also schrieb ich ihm eine kurze SMS, dass die Fahrt den Umständen entsprechend gut verlaufen sei und wir nun wohlbehalten angekommen seien.
    Ich war so fertig, als hätte ich gerade einen Marathon hinter mir. In gewisser Weise war das ja auch so, und deshalb ließ ich mich auf das orange-schwarz geblümte Siebzigerjahre-Sofabett fallen. Egal, welche Katastrophen heute noch anstanden: Ich würde nicht zuständig sein. Dieses Wochenende diente der Erholung. Und damit würde ich jetzt auch beginnen. Es dauerte keine zwei Minuten, und ich befand mich im Land der Glückseligen.
    »Chaaaaaaaaaaaloooooooooooooooooteeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee!!!«
    So geweckt zu werden wirft Fragen auf. Ich wollte aber nicht wissen, was schon wieder los war. Ich wollte einfach nur schlafen. Deshalb drehte ich mich um.
    »Loooooooooooo-teeeeeeeeeeeeeee!!!«
    Eine Mischung aus lautem Gebrüll und einem etwas leiseren Wimmern drang durch das offene Fenster in mein Schlafzimmer im ersten Stock, das den direkten Blick auf Omas Gemüsebeet freigab.
    Widerwillig hatte ich mich aus dem Bett geschält und stand nun am Fenster, um das Gebrüll zu lokalisieren. In der Abenddämmerung konnte ich nur schemenhaft zwei Gestalten im Grünkohl-Beet erkennen. Eine davon schien zu liegen.
    Oh Gott! Trine!
    Ich rannte los.
    Sie wird doch wohl nicht ausgerechnet jetzt …?! Oh nein! Und was machen Melitta und Trine da überhaupt in dem
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