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Paloma

Paloma

Titel: Paloma
Autoren: Alexandra Dannenmann
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sich ein Auto, zwei, mehrere. Plötzlich waren die Leute der Guardia Civil da und etliche Freiwillige. Und auch der Wasserwagen der Feuerwehr tauchte auf. Ein Schlauch wurde ausgerollt, an den Wasserwagen angeschlossen. Aber der dünne Wasserstrahl schien in den Flammen zu verdampfen.
    Jemand nahm ihm seinen Spaten aus der Hand und begann einen Graben rund um die Brandstelle zu ziehen. Auch andere Leute gruben. Philipp beteiligte sich nicht daran, er stand da und starrte in die Flammen.
    Wenn das stimmte, wenn es wirklich Brandstiftung war ... wenn sie jemand umbrachten, weil er ihnen und ihren Plänen im Weg war ... er stöhnte auf und murmelte dann: „Desiree, halt durch! Halt durch!“ Dann spürte er, dass ihn jemand berührte. Es war Bobby, die ihm einen Arm um die Schulter legte und ihr Gesicht gegen seine Brust drückte.
    „Das wird ein Nachspiel haben“, sagte er mit zusammen gebissenen Zähnen. „So oder so.“
    Es dauerte die halbe Nacht, ehe die Leute von der Guardia Civil das Feuer soweit unter Kontrolle hatten, dass sie das Haus betreten konnten. Nicht lange danach fanden sie Desiree. Innen im Haus, dicht hinter der Tür, die sie nicht hatte öffnen können, da eine Eisenstange von außen anmontiert worden war. Vor Jahren hatte es schon einmal ein ähnliches Unglück gegeben. Ein eifersüchtiger Ehemann hatte Feuer gelegt und hatte vorher die Tür verrammelt. Auch damals hatten sich die vergitterten Fenster als tödliche Falle erwiesen.
    Stumm, mit brennenden Augen und eng aneinandergedrückt standen Philipp und Bobby da, als Desiree mit einer Plane bedeckt abtransportiert wurde.
    „Damit haben sie gewonnen. Keiner hier auf der Insel wird jetzt noch wagen, sich gegen ihr Projekt zu stellen“, murmelte Félix neben ihnen.
    „Darum geht es im Moment doch gar nicht. Halten Sie endlich den Mund“, fuhr Bobby ihn an. „Ein Mensch ist getötet worden. Eine Freundin.“
    Sie weinte.
    Philipp strich ihr über die Haare und sah dabei auf die noch qualmende geschwärzte Ruine, die sich in der Morgendämmerung mit beklemmender Deutlichkeit vom fahlen Himmel abhob. Daneben einige verkohlte Baumskelette. Er sah sich alles lange an, so als ob er es sich für immer einprägen wollte und sagte dann: „Doch, vielleicht geht es gerade darum. Aber noch haben sie trotzdem nicht gewonnen. Auf diese Art gewinnt niemand. Desiree war unsere Freundin, wir sind es ihr schuldig ...“
    Danach schwieg Philipp. Er stand da und lauschte. Denn eben war ihm so gewesen, als ob er Desirees tiefes, volles Lachen gehört hatte. Sie war bei ihnen, er spürte das deutlich, obwohl eben der Sanitätswagen mit der Toten über das Feld fuhr. Sie würde immer bei ihnen sein und ihnen über die Schulter blicken, wenn sie ihre Arbeit fortsetzten. Denn wie er Desiree gekannt hatte, wäre sie die letzte gewesen, die gewollt hätte, dass sie aufgaben, ihretwegen.
     
    Sie hatten beschlossen, alle zusammen an Desirees Beerdigung teilzunehmen. Bobby, Philipp und auch Paloma. Wie immer und überall ließ auch hier der Tod eines nahe stehenden Menschen die Zurückgebliebenen enger zusammenrücken. Nur Karen fehlte. Da sie Desiree kaum gekannt hatte, sah sie keinen Grund, ihre Abreise aufzuschieben.
    Trotz des tragischen Anlasses schafften es Bobby und Paloma, sehr herzlich aufeinander zuzugehen. Blanca war der vielen Fremden wegen ziemlich scheu, Philipp war dennoch stolz auf seine beiden Frauen, die er neu in die Familie einbrachte.
    Er folgte in einigem Abstand, als Paloma Bobby und die Kinder über den Hof führte. Sie hatten noch etwa eine halbe Stunde, ehe der Trauergottesdienst in der Kirche von San Lorenzo begann. Danach würden alle gemeinsam zu Fuß dem Leichenwagen zum außerhalb des Ortes liegenden Friedhof folgen. Und anschließend würden sie mit allen, die Desiree heute das letzte Geleit gaben, zur Cala Dragonera hinüber fahren. In erster Linie wohl die ausländischen Residenten, von denen kaum einer sich nicht irgendwann einmal Rat oder Hilfe bei Desiree geholt hatte oder von ihr bekocht worden war. Aber auch ihre einheimischen Freunde und davon gab es eine ganze Menge und außerdem die Mitglieder der GON. Philipp hoffte es wenigstens. Denn er wollte damit eine Art Zeichen setzen. Er wollte damit bereits an diesem Tag deutlich machen, dass er Desirees Arbeit fortsetzen würde.
    Auf einem anderen Gebiet vertrat er Desiree bereits. Er hatte ihren Katzen, die Bobby schließlich völlig verängstigt in einem Gebüsch in der Nähe der
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