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Paloma

Paloma

Titel: Paloma
Autoren: Alexandra Dannenmann
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sprach schnell und laut, seine Stimme überschlug sich fast. Bobby stand auf und umarmte ihn. „Ich freue mich für dich.“
    „Bitte freu dich ganz schrecklich. So wie ich. Ich bin vor lauter Freude fast besoffen.“
    Bobby sah zu ihm auf. Sie lächelten sich an.
    Als die Kinder vom Strand zurückkehrten, deckten Bobby und Philipp gerade gemeinsam den Tisch und auch die Kinder halfen mit und so liefen alle ins Haus hinein und wieder hinaus und Philipps aufgeregte Fröhlichkeit übertrug sich schon bald auf die Kinder, die lachend allerlei Unfug machten. Als Karen plötzlich auftauchte, veränderte sich die Stimmung jedoch schlagartig. Sie hatte sich umgezogen, war jetzt in Rock und Bluse.
    „Meine Sachen sind gepackt. Könntest du mich bitte zum Hafen bringen, Philipp.“
    Bobby war die erste, die ihre Sprache wiederfand. „Karen, bitte, sei vernünftig. Das letzte Schiff ist doch längst weg. Ganz gut so vielleicht, wer weiß.“
    „Das letzte Schiff ist weg? Hätte ich mir eigentlich denken können. Gibt es auf dieser verdammten Insel überhaupt etwas einigermaßen Zivilisiertes?“
    „Komm, iss erst mal was. Wir reden nachher in Ruhe“, versuchte Bobby sie zu beruhigen.
    „Du bist auf Philipps Seite. Das spüre ich deutlich. Natürlich, wie könnte es auch anders sein bei euch beiden. Du warst doch immer auf seiner Seite.“
    Bobby wollte darauf antworten, aber Karen kehrte bereits wieder ins Haus zurück.
    Die Kinder blickten einander betreten an.
    „Was hat Tante Karen denn?“, fragte Vicky leise. „Ist sie böse auf uns?“
    „Nein“, antwortete Bobby. „Ich glaube nicht, dass sie böse ist. Ich glaube, sie ist traurig.“
    „Weil ihr was weh tut?“
    „Kann schon sein.“ Bobby blickte Philipp an und er wusste, was sie damit meinte. Aber er schüttelte den Kopf. Nein, er stürzte jetzt nicht ins Haus, um Karen auf den Knien anzuflehen, morgen nicht abzureisen.
    „Aber morgen ist sie nicht mehr traurig?“
    „Das kann ich nicht sagen. Hoffen wir es“, sagte Bobby und als sie gegessen hatten und die Kinder, die eigentlich ins Bett sollten, noch eine Weile hinter dem Haus spielten, sagte sie zu Philipp: „Geh und red mit ihr. Das wenigstens könntest du tun. Du weißt, es ist nicht einfach für sie.“
    „Ja, das weiß ich. Aber ich wünschte mir, sie würde sich irgendwie abreagieren, einen Teller an die Wand schmeißen oder viele Teller.“
    „Sie hat sich bereits abreagiert, denke ich.“
    „Dadurch, dass sie gepackt hat? Du glaubst, sie will gar nicht weg?“
    „Sicher bin ich mir nicht.“
    Philipp nahm eine Scheibe Weißbrot, aber er zerkrümelte sie nur zwischen den Fingern.
    „Du hast wirklich nichts von dem Kind gewusst? Hast es nicht mal geahnt?“
    „Nein.“
    „Und was ist mit der Mutter von deinem Kind, mit Paloma? Du  ... ?“ Bobby beendete den Satz nicht, aber Philipp wusste auch so, was sie meinte.
    „Ja. Absolut nichts hat sich verändert zwischen uns. Paloma ist so warmherzig, so ... so stark, aber gleichzeitig auch sehr stolz. Ich kann sie nur schlecht beschreiben.“
    „Ich hoffe, ich lerne sie endlich mal kennen ... nach all den Jahren.“
    „Ja. Nach all den Jahren.“
    Philipp saß da und dachte an Paloma und an das Kind, von dessen Existenz er bis heute nichts geahnt hatte, und erst das Klirren des Geschirrs, als Bobby den Tisch abräumte, riss ihn aus seinen Gedanken. Er wusste, dass er sich jetzt nicht mehr länger drücken konnte. Dass er aufstehen und ins Haus gehen musste, um mit Karen zu reden.
     
    Philipp war hinunter ans Wasser gegangen, als Bobby die Kinder ins Bett brachte. Der Abend war drückend schwül. Um diese Jahreszeit lagen die Temperaturen selbst um Mitternacht manchmal noch über dreißig Grad. Er saß auf einem Felsen und ließ die Füße ins Wasser hängen und versuchte, Ordnung in den Wust von Gedanken zu bringen, die einander geradezu jagten. Vorhin hatte er gegen die Versuchung ankämpfen müssen, sich nicht ins Auto zu setzen und zu Paloma zu fahren. Aber Karens wegen musste er wenigstens ein Mindestmaß an Rücksichtnahme aufbringen. Auch Bobby erwartete das von ihm.
    Das Gespräch mit Karen hatte die Fronten nicht weiter geklärt – Philipp hatte auch nichts anderes erwartet. Karen blieb dabei, morgen abzureisen. Gleich mit dem ersten Schiff. Darüber, was später in Deutschland folgen würde, hatten sie nicht gesprochen. Es hatte sich wohl auch erübrigt. Eine Trennung war wohl unvermeidbar geworden.
    Immerhin, sagte sich
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