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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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zu diesen Leuten. Aber Eure Seele ist nun wieder die Eure, und Ihr könnt daraus machen, was Ihr wollt. Wir alle, jeder von uns, sind das, was wir aus uns machen. Am Ende unseres Lebens bieten wir unsere Seelen unseren Schutzherrn an wie ein Handwerker das Werk seiner Hände.«
    »Wenn das so ist, bin ich verpfuscht, Majestät.«
    »Ihr seid noch unvollendet. Unsere Schutzherrn sind wählerisch, aber ich glaube, es ist nicht unmöglich, sie zufrieden zu stellen. Der Bastard selbst sagte zu mir …«
    Dy Cabon atmete keuchend ein.
    »… dass die Götter keine makellosen Seelen wollen, sondern bedeutsame. Ich denke, dass die Größe aus der Dunkelheit erwächst, wie Blumen aus dem Erdreich. Vielleicht kann Größe überhaupt nicht ohne Dunkelheit erblühen. Ihr wurdet von den Göttern ebenso berührt wie jeder hier. Gebt Euch nicht selbst auf.«
    Seine matten grauen Augen röteten sich. Tränen schimmerten darin. »Ich bin zu alt, um noch einmal neu anzufangen.«
    »Ihr habt noch mehr Jahre vor Euch als Pejar, der nur halb so alt war wie Ihr und den wir vor zwei Tagen hier vor den Mauern begraben haben. Stellt Euch an sein Grab und nutzt die Gabe des Atems, um Euch dort über Eure fehlende Zeit zu beklagen. Wenn Ihr es wagt.«
    Er zuckte beim eisernen Klang ihrer Stimme zusammen.
    »Ich biete Euch einen ehrenvollen Neubeginn. Ich kann Euch keine Versicherung geben, wie es ausgeht. Ein Versuch kann scheitern, doch nicht so sicher wie ein Unterfangen, das gar nicht erst angegangen wird.«
    Er atmete langsam aus. »Nun … wenn es so ist, und da Ihr das alles von mir wisst … und ich glaube, Ihr wisst mehr von mir, als ich jemals einer lebenden oder toten Seele eingestanden habe … Wenn Ihr mich haben wollt, bin ich Euer Mann, Majestät.«
    »Ich danke Euch, Hauptmann. Als mein Rittmeister werdet Ihr Eure Befehle von meinem Seneschall erhalten. Ihr werdet in ihm einen erträglichen Vorgesetzten finden.«
    Goram lächelte leicht und verabschiedete sich.
    Dy Cabon blieb noch einen Augenblick bei ihr stehen und sah zu, wie Goram dy Hixar aus dem Hof schritt. Er wirkte beunruhigt.
    »Nun, dy Cabon? Wie fühlt Ihr Euch jetzt in Bezug auf Euren Wunsch, Zeugnis abzulegen?«
    Er seufzte. »Wisst Ihr … von den Göttern erwählt sein ist … nun, kein so großes Vergnügen, wie ich gedacht hatte, damals in Valenda, bei unserem Aufbruch. Ich war insgeheim schrecklich aufgeregt, weil ich dafür ausgewählt wurde, die Arbeit des Gottes zu tun.«
    »Ich habe versucht, es Euch zu erklären. Als wir in Casilchas waren.«
    »Ja. Ich glaube, heute verstehe ich Euch besser.«
    »Mein Hof wird auch einen Geistlichen brauchen, wie Ihr wisst. Da ich nun eine Art Laienschwester in der Kirche des Bastards bin, dürftet Ihr gut zu mir passen. Wir werden vermutlich in die fünf Fürstentümer reiten. Wenn Ihr tatsächlich das Märtyrertum erstrebt, wie Eure früheren Predigten vermuten ließen, findet Ihr dort vielleicht eine Gelegenheit.«
    Er wurde rot. »Fünf Götter, was für dümmliche Predigten!« Er holte tief Luft. »Ich wäre froh, wenn wir das mit den Märtyrern übergehen könnten. Doch was das Übrige betrifft, sage ich Ja, Majestät, von ganzem Herzen. Auch ohne Träume, die mir den Weg weisen … ganz besonders, weil ich keine Träume hatte, die mir den Weg weisen sollten. Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob ich noch Wert darauf lege.« Er zögerte und fügte hinzu, mit einer Sehnsucht in der Stimme, die so gar nicht zu seinen vorherigen Worten passen wollte: »Ihr sagtet … Ihr habt ihn tatsächlich von Angesicht zu Angesicht gesehen, in Euren Träumen? In Euren Wahrträumen?«
    »Ja.« Ista lächelte. »Einmal hat er Eure Gestalt angenommen, um mit mir zu sprechen. Wie es scheint, hält Euch zumindest einer nicht für unwürdig, Seine Farben zu tragen. Andernfalls hätte Er wohl kaum im Gegenzug Eure fleischliche Erscheinung gewählt.«
    »Oh.« Dy Cabon blinzelte, während er dies auf sich wirken ließ. »Ist das so? Wirklich? Ach du meine Güte.« Er blinzelte wieder. Als er sich von ihr verabschiedete, zuckten seine Mundwinkel immer noch nach oben.
     
    Nach dem Abendessen, als die Sonne schon untergegangen war und weiße Sterne am kobaltfarbenen Himmel über dem steinernen Innenhof schimmerten, kam Lord Illvin die Treppen empor und klopfte an die Tür zu Istas Gemächern. Liss ließ ihn mit einem freundlichen Knicks ins Vorzimmer. Mit verwirrter Miene hielt er Ista die Hände entgegen.
    »Schaut. Das habe ich am
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