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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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was sie sah. Er antwortete mit einer erschütterten Kopfbewegung.
    »Dy Cabon«, fuhr sie fort. »Ihr wolltet Zeuge eines Wunders sein, und das seid Ihr nun. Bitte geleitet Hauptmann dy Hixar zurück in sein Gemach. Er braucht Ruhe, damit sein Verstand und seine Erinnerung wieder ins Gleichgewicht kommen. Ein wenig geistlicher Beistand wäre vielleicht nicht verkehrt, wenn er so weit ist.«
    »Allerdings, Majestät«, entgegnete dy Cabon und schlug überglücklich das heilige Zeichen. »Es wäre mir eine Ehre.« Er half Goram – dy Hixar – auf die Füße und führte ihn unter dem Torbogen hindurch davon. Illvin sah ihnen nach und richtete seine dunklen Augen dann wieder nachdenklich auf Ista.
    Mit schwacher Stimme wollte dy Baocia wissen: »Was ist da eben geschehen?«
    »Fürstin Joen hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, mit Hilfe ihres Dämons für ihre Zauberer nützliche Stücke aus den Seelen anderer Leute zu stehlen. Unter anderem von Kriegsgefangenen. Fürst Sordso war ihr bedeutendstes Konstrukt und voll von solchen Bruchstücken. Als Sordsos Dämon gestern durch mich hindurchgegangen ist, erlaubten mir die Götter, jenen Teil von Hauptmann dy Hixar zu erkennen und zurückzuhalten, der mit den anderen Teilen verwoben war, und so konnte ich ihn gerade zurückgeben. Dies gehört zu der Aufgabe, die der Bastard mir übertragen hat: Die Dämonen in der Welt der Materie zu jagen, sie aus ihren Wirten herauszurupfen und in seine Hölle weiterzuleiten.«
    »Und diese Aufgabe … ist nun vollendet, nicht wahr?«, fragte er hoffnungsvoll. Oder eher besorgt. Er blickte über das Durcheinander von Porifors. »Gestern, oder?«
    »Nein. Ich nehme an, das war nur der Anfang. In den letzten drei Jahren ließ Joen eine regelrechte Heimsuchung an Elementargeistern auf die Welt los. Sie sind entkommen und haben sich über alle fünf Fürstentümer und über die Königreiche verbreitet. Doch die meisten von ihnen befinden sich vermutlich noch immer in Jokona. Die Frau, die vor mir diese Berufung hatte, wurde in Rauma ermordet. Es ist nicht leicht, sich für diesen Dienst ausbilden zu las sen. Wenn ich den Gott richtig verstanden habe – Er findet Gefallen an Rätseln und Mehrdeutigkeiten –, suchte Er einen Nachfolger, der ein wenig besser beschützt sein würde, da uns in der nächsten Zeit einige … äh, theologische Herausforderungen bevorstehen.«
    Illvins Augen funkelten, während er zuhörte. »Das erklärt einiges«, murmelte er.
    »Er ließ mich wissen, dass Er nicht noch einen Pförtner ausbilden will«, fügte Ista hinzu. »Und dass Er seit einiger Zeit eine Schwäche für eine Königin hat. Genau so hat Er es ausgedrückt.« Sie hielt kurz inne, um ihre letzte Aussage zu unterstreichen. »Ich wurde gerufen. Ich komme.« Und du kannst mir entweder helfen, Bruder, oder mir aus dem Weg gehen. »Ich möchte einen fahrenden Hof zusammenstellen, klein und beweglich. Die Pflichten des Gottes werden vermutlich auch weiterhin körperliche Mühen erfordern. Mein Sekretär, sobald ich einen ernannt habe, und der Eure müssen sich bald zusammensetzen und überlegen, wie man mir die Erträge meines Wittums nachsenden kann. Ich bezweifle, dass meine Aufgaben mich zurück nach Valenda führen werden.«
    Dy Baocia ließ das alles für einen Augenblick auf sich wirken, dann räusperte er sich und meinte bedächtig: »Meine Männer bereiten unser Lager bei einer Quelle östlich der Burg vor. Willst du dich auch dort einrichten, Ista, oder wieder deine Gemächer hier in Porifors beziehen?«
    Ista schaute zu Illvin auf. »Das zu entscheiden, obliegt der Burgherrin. Doch solange die Festung noch mit den Folgen des Angriffs belastet ist, möchte ich ihr nicht meinen angewachsenen Haushalt aufbürden. Ich werde eine Weile in deinem Lager verweilen.«
    Illvin bedachte sie mit einem kurzen, anerkennenden Nicken für ihr Feingefühl und für alles, was unausgesprochen mitschwang: Bis die Toten begraben sind.
    Ihr Bruder bot ihr an, sie zu den Zelten zu begleiten, da er sich ohnehin in diese Richtung wenden wollte. Illvin verneigte sich förmlich vor ihr, zum vorläufigen Abschied.
    »Meine Pflichten heute sind drängend«, murmelte er. »Doch später muss ich mit Euch noch besprechen, wie wir einen angemessenen Wachtrupp für Euren fahrenden Hof zusammenstellen.«
    »Das ist wahr«, erwiderte sie. »Und auch über weitere Einstellungen.«
    »Und Berufungen.«
    »Darüber auch.«
     
    Pejar und seine beiden getöteten Kameraden aus dem
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