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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Aus der geöffneten Tür ihres Doppelzimmers drang eine vertraute, aber unerwartete Stimme.
    »Sie legt keinen Wert mehr auf deine Dienste«, verkündete Lady dy Hueltar würdevoll. »Sie hat keine Verwendung für dich. Ich bin jetzt hier, und ich kann dir versichern, ich bin sehr viel besser vertraut mit all ihren Bedürfnissen, als du es jemals sein wirst. Also lauf wieder zurück zu den Ställen, oder wo immer du herkommst. Fort, fort!«
    »Aber das kann nicht sein«, erwiderte Liss überrascht.
    Foix hob die Brauen, kniff sie dann finster zusammen. Ista bedeutete ihm, sich zurückzuhalten; dann schob sie sich ins Vorzimmer. Die Männer kamen hinterdrein.
    »Was ist das für eine Streiterei?«, wollte Ista wissen.
    Rote Flecken glühten auf Lady dy Hueltars Wangen. Sie zögerte und holte dann tief Luft. »Ich habe diesem ungehobelten Mädchen hier erklärt, dass Ihr mit Eurer überhasteten Pilgerfahrt nun fertig seid, liebe Ista, und dass Ihr wieder einer angemessenen Zofe bedürft, keiner Pferdepflegerin.«
    »Ganz im Gegenteil. Ich brauche Liss dringend.«
    »Aber sie ist nicht geeignet, um einer Königin aufzuwarten! Sie ist nicht mal eine Dame!«
    Liss kratzte sich am Kopf. »Nun, das ist wahr. Ich verstehe nicht viel vom Warten. Ich eigne mich besser für schnelles Reiten.«
    Ista lächelte. »Allerdings.« Ihr Lächeln wurde ein wenig angespannt, als sie an die Szene dachte, in die sie eben hineingeplatzt war. Hatte Lady dy Hueltar tatsächlich geglaubt, sie könnte Liss von ihrer Seite fortlocken oder vertreiben, sie wegschicken und sie glauben machen, sie wäre entlassen?
    Unter Istas kühlem Blick machte Lady dy Hueltar eine unsichere Bewegung. »Nun, da Ihr Euch ein wenig beruhigt habt, Lady Ista, sollten wir an unsere sichere Rückkehr nach Valenda denken. Euer lieber Bruder hier wird Euch für die Reise gewiss eine angemessenere Wache zur Verfügung stellen.«
    »Ich kehre nicht nach Valenda zurück. Ich folge unserem Heer nach Jokona, um dort im Namen des Bastards nach Dämonen zu jagen«, erwiderte Ista. » Sicherheit spielt bei den Aufgaben des Gottes keine große Rolle.« Ihre Mundwinkel hoben sich, doch man konnte es kaum noch als Lächeln bezeichnen. »Hat Euch denn niemand etwas gesagt, meine liebe Lady dy Hueltar?«
    » Ich habe es ihr gesagt«, warf Liss ein. »Schon mehrmals.« Sie senkte die Stimme und fügte vertraulich, an Ista gewandt, hinzu: »Aber es ist schon in Ordnung. Ich hatte mal eine Großtante, die in ihrem Alter ebenso verwirrt war. Das arme Ding.«
    »Ich bin nicht …«, setzte Lady dy Hueltar mit erhobener Stimme an, stockte dann und begann von neuem: »Das ist viel zu gefährlich. Bitte überlegt es Euch noch einmal, liebste Ista. Lord dy Baocia, Ihr seid doch jetzt das Haupt der Familie. Ihr müsst darauf bestehen, dass sie Vernunft annimmt!«
    »Eigentlich«, stellte Ista fest, »ist er schon seit anderthalb Dekaden das Haupt der Familie.«
    Dy Baocia schnaubte und murmelte halblaut: »O ja, überall in Baocia, außer in Valenda …«
    Ista ergriff Lady dy Hueltars Hand und legte sie entschlossen auf den Arm ihres Bruders. »Ich bin mir sicher, Ihr seid sehr müde, gute Dame, nachdem Ihr so weit und so rasch gereist sind, und das aus so geringer Notwendigkeit. Aber mein Bruder wird dafür sorgen, dass Ihr morgen sicher nach Hause aufbrechen könnt – oder heute noch.«
    »Ich habe schon meine Sachen hierher bringen lassen …«
    Ista warf einen Blick auf die Gepäckstapel. »Die Diener werden sie zurückbringen. Ich werde später noch mit dir reden, Bruder.« Mit einigen dezenten Andeutungen lenkte sie beide durch die Tür nach draußen. Nachdem die letzte Hoffnung auf Unterstützung seitens dy Baocia zunichte war, zog Lady dy Hueltar sich an seiner Seite zurück. Missmutig gingen sie nebeneinander her, und die alte Dame wirkte zutiefst gekränkt.
    »Wo ist die Frau denn hergekommen?«, fragte Foix und schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Ich habe sie geerbt.«
    »Mein Beileid.«
    »Sie wird darüber hinwegkommen. Mein Bruder wird schon irgendeinen Zweig der Familie finden, wo er sie unterbringen kann. Das dürfte ihr zwar nicht so sehr gefallen wie ein fürstlicher Haushalt, aber vielleicht befriedigt es sie ein wenig, ihren früheren Ruhm zur Schau zu stellen. Sie lebt nicht einfach nur auf anderer Leute Kosten, müsst Ihr wissen; in gewissem engem Rahmen macht sie sich recht nützlich. Es ist allerdings traurig, dass sie selbst die Dankbarkeit zunichte macht, die
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