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Pablo Picasso - die Lebensgeschichte

Pablo Picasso - die Lebensgeschichte

Titel: Pablo Picasso - die Lebensgeschichte
Autoren: Dagmar Feghelm
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schon schön. In blauer Handwerkermontur malt Pablo nächtelang nachtblaue Bilder, die keiner will. Laut Fernande findet »dieser traurige Mann in der Arbeit keinen Trost – nur Vergessen. Auf ihm schien immer tiefe Trauer zu lasten. « Nur sie und sein neuer Freund Guillaume Apollinaire können ihn aufheitern.
    Der, aus polnischem Adel,Vater unbekannt, ist Börsenmakler aus Not und Dichter aus Leidenschaft. Solch krasse Gegensätze vereint er mühelos. Er ist ein »Schlemmer, der trotz Fettleibigkeit appetitlich wirkt«, ein »Egoist mit empfindsamen Herzen«, ein Freigeist, der noch bei Muttern wohnt. Er ist geizig, eitel, kindisch, herrisch, witzig und irre belesen – kurz, amüsant und charmant. Ein Lebenskünstler! Zwei verkannte Genies haben sich gefunden. Beide verachten das Bürgertum und schwärmen für die Zirkuswelt. In Clowns und Akrobaten, jenem fahrenden Volk am Rand der Gesellschaft, sehen sie eine Lebensform voll Poesie. Diese Außenseiter sind arm, aber frei, Künstler, die sich die Regeln selbst geben!
    Mit Apollinaire hellt sich Pablos Laune auf. Bald auch seine Farbpalette. Der blaue Schleier hebt sich. Nun gibt es Terrakotta-und Rosétöne. Ab und zu wagt er ein brennendes Rot! Das belebt die verhärmten Gestalten. Sie kauern nicht mehr. Stolz aufgerichtet, wirken sie fast kämpferisch und monumental. Manchmal auch sentimental: ob asketischer Schauspieler beim Üben der großen Geste, junger Arbeiter, mit Rosen bekränzt, oder all die bleichen Artisten mit ihren stummen Kindern – der stets verhangene Blick lässt sie erscheinen wie edle Wesen aus einer anderen Welt.

    »Im weiten Land die Gaukler dort
    An Gärten vorüber ziehen sie fort«, dichtet Apollinaire, während Pablo Picasso seine »Gauklerfamilie« malt, das Hauptwerk der »Rosa Periode«.

    Bild 5
    Picasso als Harlekin, Fernande als stille Muse – die ernsten Spaßmacher bewegen sich wie im Traum durch eine leere Wüstenwelt.

    Da ist es, das weite Land – die Gärten liegen längst hinter ihnen. Wo kommen sie her, wo gehen sie hin, diese wie Statuen oder Tänzer dastehenden Vagabunden? Der kraftvolle Harlekin und eine anmutige Frau bilden den Rahmen um drei Kinder und einen alten Clown. Stolz ragen die Köpfe der Männer und des ältesten Jungen über den Horizont. Die anderen sind eingebettet in die karge Wüstenei. Jeder ist in sich versunken – einsam in der Einsamkeit. Mit einer realen Reise hat das wenig zu tun. Proviant und Schuhwerk spielen keine Rolle. Das Ganze ähnelt eher einem Traum. In dem dürfen Gesichter undeutlich und Gestalten verschwommen sein. Die geträumte Reise ist symbolisch gemeint, sie steht für etwas anderes. Die verschiedenen Altersstufen der Figuren verweisen auf eine Lebensreise. Sie führt ohne erkennbaren Weg durch eine unbehauste Welt. Schon im 19. Jahrhundert steht in der französischen Kunst der Harlekin für den Künstler als Außenseiter der Gesellschaft. Hier trägt er Pablos Züge, während im dicken Clown Apollinaire zu erkennen ist. Am Rand bildet Fernande den Schlusspunkt der Komposition. Da alle Figuren ihr zugewandt sind, ist sie als schöne Begleiterin und stille Muse das heimliche Zentrum der verklärten Szene.

    Diese Art Bilder trifft den Geschmack des Publikums schon eher. Die raue Modernität kitzelt den Wagemut des Käufers, die ruhigen Formen schmeicheln seinem Schönheitsgefühl. Und die Symbolik? Die darf getrost übersehen, wer keine Lust auf Tiefgang hat. Wer nur seine Freude haben will, hält sich an die Stimmung voll Wehmut und Geheimnis oder an grazile Figuren wie den Jungen in Blau à la Manet und die kleine Ballerina à la Degas. Zudem sind die lieblich-herben Pastelltöne meilenweit weg von den schrillen Farben dieser neusten Schmierer, die gerade ihre Machwerke ausstellen. Nicht umsonst nennt man Henri Matisse & Co. die »Fauves« – wilde Tiere!
    Auf gegen die wilden Tiere!
    Bei Gertrude Stein, einer amerikanischen Schriftstellerin, Pablos »einzigem weiblichen Freund«, lernt er 1906 Matisse kennen. Der ist lang nicht so wild wie seine Kunst. Endlos lässt er sich vor den an seinen Lippen hängenden Zuhörern darüber aus, dass er mit Bildern wie »Die Lebensfreude« der Seele Ruhe, schnarch, und Frieden geben will. Pablo ärgert allein schon die wohlgesetzte Rede, der er mit seinem miesen Französisch schlecht Paroli bieten kann. Er ahnt, dass er nun einen Rivalen hat im Kampf um den Ruf des revolutionärsten Malers von Paris. Und da hat Matisse gerade die Nase
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