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Pablo Picasso - die Lebensgeschichte

Pablo Picasso - die Lebensgeschichte

Titel: Pablo Picasso - die Lebensgeschichte
Autoren: Dagmar Feghelm
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Familie ist mit Lolas Geburt für immer dahin!
    Das nächste Desaster, das ihn trifft, ist der Alptraum Schule. Papa verhindert das Schlimmste. Bald kann Pablo auf die kleine Privatschule eines väterlichen Freundes wechseln. Auch dort bringt das jeglichem Lehrstoff abgeneigte kleine Zeichengenie
alle zur Verzweiflung. Seine Art von Intelligenz ist einfach nicht schultauglich! Weil Pablos Aufmerksamkeit sowieso nur dem quälend langsamen Zeiger der Uhr gilt, darf er die Stunden nun mit dem Zeichenblock bei der Frau des Direktors in der Küche zubringen. Und bevor die Familie nach La Coruña zieht, schafft es der Vater, ihm im heimischen Málaga schnell noch nachsichtige Prüfer für das Übertrittszeugnis zu verschaffen.
    La Coruña
    Weil der Vater seine Arbeit verliert, muss er 1891 eine Stelle als Lehrer im fernen La Coruña annehmen. Die Schifffahrt in die neue Heimat geht strikt gen Norden und verläuft stürmisch. Gewöhnt ans Mittelmeerklima, ist die Ankunft der Familie an der spätherbstlich rauen Atlantikküste ein Schock. Dem folgt ein Kulturschock – das galizische Spanisch unterscheidet sich himmelweit vom andalusischen! Auch die Menschen sind anders. Am meisten bedrückt dies Don José: »In La Coruña verließ mein Vater nie das Haus, außer um in die Kunstschule zu gehen. Die übrige Zeit saß er am Fenster und sah zu, wie es regnete… Kein Málaga, keine Stiere, keine Freunde, nichts. «
    Pablo aber scheint sich überraschend gut einzugewöhnen. Mit zehn Jahren ist er im besten Lausbubenalter, und so einer findet überall Anschluss. Schon in Málaga hat er sich bei den Zigeunern seines Viertels rumgetrieben und von ihnen allerlei Tricks gelernt, Rauchen durchs Nasenloch etwa. Er ist zwar klein für sein Alter, aber beileibe kein Milchbubi! So dauert es nicht lang, und er ist in La Coruña Anführer einer Bande von Jungs. Vielleicht wegen seiner typisch andalusischen Leidenschaft für den Stierkampf? Jedenfalls sind Stierkampfspiele in seiner Clique absolut angesagt. Mit wechselnden Rollen macht man den Stier oder den Torero. Einer muss seine Jacke als Capa opfern, um den Stier zu reizen. Aus dem verschreckten ABC-Schützen
mit Lernproblemen ist ein frecher Bengel mit Lernproblemen geworden – auch eine Karriere!
    1892 wechselt Pablo an die Kunstschule. Hier besucht er die Klasse des Vaters. Der schont sein Wunderkind kein bisschen. Wie alle anderen muss Pablo das ganze Pipapo der akademischen Ausbildung durchlaufen. Als da wäre: das Kopieren von Gipsfiguren. Das Zeichnen nach Vorlagen. Und das Zeichnen nach lebenden Modellen. Brav macht Pablo Kohlestudien von rechten Beinen, linken Daumen, rechten Händen und linken Füßen. So hat seine Lehre von der Pike auf wahrlich Hand und Fuß!
    Hat er die Hausaufgaben gemacht und zum x-ten Mal das Auge irgendeiner antiken Statue abgezeichnet, lässt der Elfjährige seiner Phantasie freien Lauf. Bewaffnet mit dem Bleistift betritt er die Stierkampfarena. Gleich ist er mitten in einer dramatischen Szene. Gebannt verfolgt das Publikum den Kampf. Olé! Oje! Der Torero! Er ist gestolpert! Sein Schwert fällt zu Boden. Der Stier steht vor dem Tuch. Er strotzt vor Kraft. Gleich wird er seine Chance wittern. Wird er den wehrlosen Torero überrennen? Ihm seine Hörner in den Leib rammen? Mit schnellen, sicheren Strichen malt Pablo sich und uns die Situation auf Leben und Tod aus. Wem das zuviel ist, der drehe das Blatt. Und schon haben fünf Tauben, sorgfältig gezeichnet wie von Papa, ihren Auftritt. Friedlich gehen sie ihrer Lieblingsbeschäftigung nach – herumstehen und picken.

    Bild 1
    Olé! Aua!! Oje!!! »Ich bedauere, nie Comics gezeichnet zu haben«, sagte Picasso rückblickend – dabei war er als Achtjähriger auf dem besten Weg dazu.
    Nein, für Pablo ist die Zeit im kalten La Coruña nicht übel. Hier wächst sein Selbstbewusstsein – leider mehr als sein Körper. Dass er nie das Gardemaß des Vaters erreichen wird, ist traurig aber wahr. Er kommt eben mehr nach Mama, deren »Füße nicht auf den Boden reichten, wenn sie auf einem Stuhl saß«. Doch was soll’s. Ein Genie muss Größe haben, nicht aber groß sein!

    Das findet auch seine erste Liebe. Sie heißt Angeles und geht in seine Klasse. Man schreibt sich Briefchen. Aus den verschlungenen Initialen »AP«, die nun seine Hefte zieren, wird bald ein »APR« für »Angeles Pablo Ruiz« – er hört bereits die Hochzeitsglocken läuten! Die Eltern der Angebeteten hören eher das Gras wachsen. Ihre
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