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Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach

Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach

Titel: Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
Autoren: Tom Bale
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es dann auf und ging zum Wagen zurück. Er jagte den Motor hoch, fuhr geradewegs durch die Lücke und ignorierte das durchdringende metallische Kreischen, mit dem die Karosserie auf der Beifahrerseite am Tor entlangschrammte.
    Nördlich von Valentins Grundstück lagen nicht mehr so viele Trümmerteile auf der Fahrbahn, aber Joe wusste, dass er gut aufpassen musste, um keinen Platten zu bekommen. Er beugte sich weit vor und beobachtete angestrengt die Straße, die von den Scheinwerfern und dem fernen Flackern der Flammen erhellt wurde. Das Feuer im Wald breitete sich rapide aus, bald könnte es die ganze Insel erfasst haben.
    »Mist!«, sagte er laut und trat voll auf die Bremse.
    Joe setzte zurück und spähte zum Seitenfenster hinaus, um die Lücke zwischen den Bäumen zu finden. Beim ersten Mal übersah er sie und fuhr zu weit zurück. Langsam ließ er den Wagen wieder ein Stück vorrollen, hielt an und sprang hinaus. Er rannte auf die Bäume zu, sah sich noch einmal um, um sich am Haus und der Auffahrt zu orientieren,
und tauchte in das Wäldchen ein, das schon von dichtem grauem Rauch und dem näher rückenden Knistern der Flammen erfüllt war.
    Seine Kassette war noch genau da, wo er sie abgelegt hatte. Ein paar Minuten später, und sie wäre nur noch ein Haufen geschmolzenes Altmetall gewesen.
    Er rannte zum Wagen zurück, warf die Kassette in den Fußraum hinter dem Beifahrersitz und fuhr los. Unwillkürlich malte er sich aus, wie Terror‘s Reach aussehen würde, wenn es von der Feuersbrunst zerstört wäre. Wieder gingen seine Gedanken zurück zu Felton, wie er gelangweilt an seinem Champagnerglas genippt und erklärt hatte: »Ich will, dass Sie von Terror‘s Reach verschwinden. Das hier ist jetzt meine Insel.«
    Die bittere Ironie war, dass Oliver seinem Vater vielleicht sogar einen Gefallen getan hatte; zumal, wenn das Feuer sich bis zu dem alten Truppenübungsplatz ausbreiten sollte. Wenn sämtliche Gebäude zerstört wären, könnte das den Ausschlag zugunsten einer Neubebauung des gesamten Geländes geben. Und wenn es Felton gelänge, sich seiner gerechten Strafe zu entziehen, könnte er sich alles unter den Nagel …
    Joes Gedankengang wurde vom Anblick flackernder blauer Lichter drüben auf dem Festland unterbrochen. Sie waren noch rund vier oder fünf Meilen entfernt. Er bremste ab, als er sich der Brücke näherte, schaltete das Fernlicht ein – und fluchte wieder.
    Der Citroën-Transporter, den Liams Bande benutzt hatte, parkte immer noch auf der Brücke, doch die Plastik-Absperrgitter lagen zerbrochen auf der Straße. Es könnte die Explosion gewesen sein, doch Joe bezweifelte es. Er glaubte eher, dass jemand mit hoher Geschwindigkeit hier durchgefahren war.

    Es lag nahe, dass Feltons Leute ein Fahrzeug an der Brücke postiert hatten, nachdem Juri den ursprünglichen Posten aus dem Weg geräumt hatte. Dann hätte Felton nur bis hierher laufen und dann einfach davonfahren müssen. Selbst mit nur zehn Minuten Vorsprung könnte er jetzt bereits auf der A27 sein, und damit über alle Berge.
    Und was tue ich dann hier? , fragte sich Joe.
    Ich mache mir etwas vor. Mache mir vor, ich könnte sie finden. Mache mir vor, dass ich jemals ein Leibwächter war, der diesen Namen verdient.
    Er sah Felton sein Glas auf seinen eigenen Erfolg erheben. Diese selbstgefällige Stimme ging ihm nicht aus dem Kopf.
    Das hier ist jetzt meine Insel.
    Wie Ungeziefer über meine Insel zu kriechen.
    Beide Male hatte er Terror‘s Reach als »seine Insel« bezeichnet. Warum tat er das?
    War es reine Arroganz – oder noch etwas anderes?

63
    Joe verbiss sich regelrecht in die Erinnerung; er fragte sich, ob er vielleicht etwas in die Äußerung hineinzulesen versuchte, was sie gar nicht hergab. Meine Insel. Das könnte Felton auch einfach so dahergesagt haben, in dem sicheren Bewusstsein, dass er in diesem Moment alle Fäden in der Hand hielt.
    Oder … er hatte einen berechtigten Grund für seinen Besitzanspruch.
    Wie dem auch sei, Joe musste sich jetzt schnell entscheiden. Die Einsatzfahrzeuge waren inzwischen von den Bäumen im Naturschutzgebiet verdeckt, doch anhand des
schwachen, pulsierenden Lichtscheins am Himmel konnte er ihren Weg verfolgen. Wenn sie Gas gaben, könnten sie in weniger als zwei Minuten da sein.
    Er wiederholte die beiden Sätze laut und merkte, was ihn daran stutzig gemacht hatte.
    Nicht die Formulierung meine Insel , sondern das Wort kriechen.
    Dieser spezielle Ausdruck war ihm sofort unangenehm
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