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Outback

Outback

Titel: Outback
Autoren: Manuela Martini
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engen, fensterlosen Alukabine, in die hinein ein Förderband die dicken Brocken transportierte, die durch die Fliehkraft nicht zerstäubt wurden. Unter Schwarzlicht begutachte ten sie jeden Brocken und sortierten die aus, auf denen sie eine schillernde Opalade r entdeckten. Später schlugen sie diese Brocken auf, in der Hoffnung, dass die Ader nicht n ur ein dünnes Haar auf der Ober f l äche war, sondern als dicke, bunte Schicht den ganzen Stein durchzog.
    Immerhin brachte das D u r chsieben des Abfalls des Vorgängers so viel ein, dass wenigstens die Kosten für die Maschinen und das einfache Leben gedeckt waren. Abfallhüge l für Abfallhügel siebten sie d u r ch, während sie an anderen Stellen tief in die Erde gruben . Auf der Suche nach dem zweiten Level, der Schicht Opal, die der Vorbesitzer der Mine nicht gefunden hatte. Jeder Tag härteste Knochenarbeit. Fliegen stür z t en sich auf jede feuchte Stelle, saßen haufenweise an den Augen, auf den Lippen, krochen in die Nasenlöcher und Ohren, l i e ßen sich auf dem durchgeschwitzten T-Shirt nieder. Die Sonne brannte vom Himmel, als wäre die Luft ein Brennglas.
    Auch dieser Tag war nicht anders. W ährend Andy versuchte, den Bagger wieder anzuwerfen, weil dieser sich plötzlich nicht meh r von der Stelle bewegen wollte, hörte er wie Bernie und sein Vater miteinander sprachen.
    „Ernst“, sagte Bernie, „in Lambina holen sie Opa l raus, so groß wie Ziegelsteine. 500.000 Dollar in einer Woche, gute Qualität. Du kannst da doch gar nicht mithalten. Gib es endlich auf!“
    Andy konnte beobachten, wie sich sein Vater von Bernie abwandte , über das Land sah und schließlich sagte: „Ich hätte schon tausendmal aufhören können. Aber um was zu tun?“
    „Denkst du nicht auch mal an Andy?“, fragte Bernie. „Der Junge kann doch nicht sein Leben lang in dieser Trostlosigkeit nach etwas suchen, das es vielleicht gar nicht gibt!“
    „Wir finden den zweiten Level! Ich weiß es! Wir sind ganz nah dran! “
    Bernie wurde lauter: „ Begreif doch endlich: Es gibt keinen zweite n Level! Sonst hättest du ihn s c h on längst gefunden – in den fünf Jahren! Hör endlich auf! Andy zuliebe, dass der wenigstens noch ´ne Chance im Leben hat.“
    Andys Vater drehte sich wieder zu Bernie um.
    „Misch dich nicht in Dinge, die nur Andy und mich etwas angehen. Und dass du mir nichts zu ihm sagst, das mit Lambina und so. Jetzt hilf mir mal, da drüben sind ein paar Brocken, die ich noch nicht aufgeschlagen hab!“ Und damit war für seinen Vater das Thema beendet.
    In diesen Minuten fasste Andy einen Entschluss . Er würde nach Lambina abhauen. Tausendfünfhundert Kilometer weiter – und dort reich werden. Und dann würde er zurückkommen, und sein Vater würde einsehen, dass es richtig gewesen war.
    Am Abend als sie zusammen am Tisch saßen und ein paar Flaschen lauwarmes Hahn-Bier tranken, fragte Andy, ob Bernie ihn am nächsten Tag nach Quilpie mitnähme. V on da an sprach sein Vater nicht mehr mit ihnen. In jener Nacht konnte Andy nicht schlafen. Am Morgen nahm ihn Bernie nach Quilpie mit. Dort wartete er eine Stunde, bis er in Scottys Lieferwagen stieg. Sein Vater hatte noch nicht einmal mehr Auf Wiedersehen gesagt.

Moodroo

    Moodroo blies blaue Rauchringe in die Luft, sah ihnen nach, wie sie unter dem Balkon des Coocooloora-Pubs he r vor – und über die Straße schwebten und sich dort langsam auflösten, wenn sie nicht vorher von einem der vorüberfahrenden Autos zerfetzt wurden. Sein Kopf tat ihm weh, sein ganzer Körper war ein Klumpen Schmerzen. Fucking Life . Vor ein paar Jahren waren noch andere da gewesen, mit denen er rauchen und trinken und den Rauchringen hatte nachblicken können. Mit denen er die Songs gesungen hatte, die nicht drei Minuten dauerten, wie die der Weißen, sondern Tage, Monate, ein halbes Jahr. Wenn die Vögel auf ihrer Wanderschaft über Coocooloora hinwegflogen, dann sangen sie den Song drei Tage und drei Nächte, und die, die im nächsten Ort wohnten, über den die Vögel zogen, sangen ihn weiter, und so fort. Und wenn die Vögel zurückkamen, sangen sie ihn auch wieder.
    Doch jetzt begann er die Songs zu vergessen. Und wenn er die Songs nicht mehr wusste, hörte er auf zu sein. Wer würde sich um ihn kümmern, wenn er tot war? Die Zeremonien – wer würde sie noch kennen und dafür sorgen, dass sein Geist nicht wieder in den toten Körper zurückkehrte?
    Früher war die Welt weit und groß und voller Leben und ohne Zeit
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