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Outback

Outback

Titel: Outback
Autoren: Manuela Martini
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Kleiderhaufen auf dem Tisch und klappte die Tür des Wohnwagens auf. „Elefantenfriedhof“, nannte er das Camp: Drei baufällige Wohnwagen, die einen Ortswechsel ni cht mehr überstehen würden und drei Wellblechverschläge für Generator, Dusche und Klo. Dazwischen dürre, verkohlte Bäumchen, auf deren schwarzen Zweigen manchmal kleine, dicke Vögel saßen. Der Himmel strahlte blau . Gegen Mittag, wenn es so heiß werden würde, dass man kaum noch atmen könnte, lagen weiße Schleier über dem Blau.
    Andy schlüpfte in die staubigen Gummilatschen, schlurfte am Wohnwagen seines Vaters vorbei, vor dem sie einen moskitonetzbespannten Verschlag errichtet hatten. Sein Vater war doch noch nicht aufgestanden. An den Metallfässern, die hinter dem Wohnwagen lagen, blieb er stehen, hielt einen zerbeulten Blecheimer unter den Hahn, der das Fass verschloss und drehte ihn auf. Bei der nächsten Fahrt nach Quilpie müssten sie Wasser kaufen. Dass er nicht me h r dazu kommen würde, wusste er in diesem Moment noch nicht. Er trug den Wassereimer zur Dusche, dem Blechverschlag, in dem ein Sack mit Zotte aufgehängt war, schüttelte das Wasser in den Sack, zog sich aus, drehte die Zotte auf und zuckte zusammen. Über Nacht war das Wasser kalt geworden.
    Als er zurück zum Wohnwagen schlenderte, hockte sein Vater am Tisch unter dem Moskitonetz, seinen blauen Becher vor sich. „Gut geschlafen?“, fragte er Andy, als der an ihm vorbei die Stufen zum Wohnwagen hinaufstieg. Andy brummte. Er schüttete das noch warme Wasser aus dem Kessel auf zwei Löffel Bushells Instant Kaffee, holte drei Scheiben Toast und die süße Marmelade ihrer Nachbarin in Quilpie, Dora Hamilton, aus dem Kühlschrank und setzte sich zu seinem Vater an den Tisch.
    „Du erinnerst dich doch an die Geschichte mit Terry“, begann sein Vater und kratzte seinen Bart . Natürlich erinnerte er sich. Er kannte sie in- und auswendig.
    „Damals in Andamooka“, holte sein Vater aus, „als deine Mutter und ich angefangen haben zu graben, war da auch dieser Terry Walton. Wo der grub, fand er Opal. Terry war sicher schon zehnmal in seinem Leben Millionär! Und wenn er wieder einen dicken Fund hatte, dann ist er nach Sydney oder nach Las Vegas, hat gespielt auf Teufel komm raus, bis nichts mehr da war. Zweihunderttausend in einer Nacht waren da nichts. Einmal hat er sogar sein Ticket verspielt, da mussten dann ein paar Freunde zusammenlegen und ihm ein Ticket schicken.“ Er lachte, schlurfte Kaffee und sah in die Weite. Andy schob lustlos die Toastpappe in seinem Mund herum. Er wusste, dass die Geschichte noch lange nicht zu Ende war .
    „Aber da machte sich keiner Gedanken!“, ging es auch gleich weiter, „alle wussten ja, wenn Terry zurückkommt, dann findet er wieder Opal! Das war auch so. Bis auf einmal. Da war es mit einem Schlag vorbei. Peng. Nix mehr, gar nix mehr, tja, er ist jetzt, soweit ich weiß , in einem Armenasyl in Sydney.“ Sein Vater sah kopfschüttelnd in die Ferne.
    „Letztes Mal hat er sich umgebracht“, konnte sich Andy nicht verkneifen, zu sagen.
    „Ach ja? Kann sein, hab ich vielleicht durcheinander gebracht mit ... Billy Eisenstein. Der ging doch glatt mit ´ner Taschenlampe und ´nem Schraub enzieher ru nter in sei n en Stollen und kam mit Opa l für tausend Dollar wieder raus! “ Er lachte. „ Das war ein Bursche, hat seinen Stollen mit Dynamit vermint. Ist ihm auch glatt einer ins Netz gegangen. Ich weiß noch, dem hat es das ganze Bein weggerissen!“
    Andy fürchtete eine weitere Sto ry, d och sein Vater schwieg und schau te in seinen Kaffeebecher . Plötzlich hörte Andy ein langsam lauter werdendes Surren. Weit hinten in der roten Ebene quoll eine Staubwolke hoch.
    Der Besucher war Bernie Stuart, der ab und zu zur Mine kam, um für ein paar Tage mitzuarbeiten, weil es ihm Spaß machte, wie er behauptete. Er war um einen Kopf größer als Andys Vater aber brachte sicher nur ein Drittel Gewicht auf die Waage. „Ich will doch der Erste sein, wenn du endlich deinen großen Fund machst!“ Bernie lachte und zeigte dabei g elbliche Zähne hinter einem gr aue n Bart.

    Der Motor des klapprigen Caterpillars dröhnte, und die Sandkörner in jeder Ritze ließen die metallenen Gewinde kreischen und knirschen. Andy saß im Führerhaus hinter den Schaltknüppeln und s ch a ufelte den Sand, den ihr Vorgänger aus der Erde geholt und als Abfall liegen gelassen hatte, auf eine sich drehende Siebtrommel. Sein Vater hockte mit Bernie in der
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