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Outback

Outback

Titel: Outback
Autoren: Manuela Martini
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gewesen. In jedem Moment war Vergangenheit und Gegenwart und Zukunft zugleich gewesen. Doch sie hatten die Vergangenheit vergessen, Zukunft gab es nicht mehr, und die Gegenwart war tot. Er gehörte zu den Letzten seines Tribes. Mit ihm würde die Welt sterben.
    Am besten war das Leben zu ertragen, wenn er gar nicht mehr wusste, ob sein Arm wirklich sein Arm war und sein Bein sein Bein und sein Kopf sein Kopf. Er war nichts Ganzes, alle Glieder schwebten, flogen herum. Das einzige, was sie zusammenhielt, war das Schwarz seiner Haut.
    Fucking Blacks, fucking Whites! Seine Glieder begannen, sich langsam wieder zusammen zuschrauben. Fucking Beer ! Er musste was trinken, damit das wieder aufhörte, er wollte schweben – wie der Geist der Ahnen über das Land. Früher.
    Der Himmel wurde dunkler, Regen würde einsetzen. Das wusste er noch, alles andere hatte er schon längst vergessen. Das Große Sterben hatte schon lange begonnen. Er rundete seine Lippen, blies einen Ring in die Luft. Ein Windstoß zerriss ihn, bevor er über die Straße schweben konnte.
    Er hatte Angst vor der Nacht, die bald kommen würde. Dann kehrten sie zurück, die Geister der Toten, für deren ordentliches Begräbnis er nicht gesorgt hatte. Er musste trinken, dann würde er sie vielleicht nicht bemerken.

Shane

    Shane stieg aus dem Flieger. Die Hitze hatte ihn mit dem Polster verschmolzen. Die Hose war vom Scheiß klebrig geworden, sein dezent gestreiftes Hemd auch. W ährend sich Hunderte von schwarzen und roten Fliegen durstig auf s e i nen Schweiß stürzten rollte ein Polizeiwagen auf ihn zu. Hinter dem Steuer des Wagens, hatte sich ein Kloß in Uniform gequetscht, der si ch nun aus dem Auto mühte und sagte:
    „Paddy Dunegal. Hat man Sie strafversetzt?“
    Dunegal: Ein Endfünfziger mit weit auseinander stehenden Augen, einem dichten grauen Fellbewuchs auf dem Kopf, abstehenden Ohren und einem runden Kinn unter einer Knollennase. Das Uniform hemd unter spannte unter den Achseln und war dunkel von Schweiß.
    Shane ignorierte die Bemerkung , behielt die Sonnenbrille auf und knurrte:
    „Shane O’Connor.“
    „ Sie mögen keine Witze, oder? Na ja, a ber ob Sie es glauben oder nicht, mir gefällt es in dem Ort. Wir sind wie eine große Familie. Und das hier, das hat es noch nie bei uns gegeben.“ Paddy Dunegal schnaubte, und Shane ahnte, dass ihm Paddy das Leben nicht so einfach machen würde. Er setzte sich auf den Beifahrersitz des Wagens. Paddy Dunegal schlug die Tür zu und Shane bemerkte den Schweißgeruch im Auto.
    „Irgendein Hinweis, um wen es sich bei dem Toten handeln könnte?“, fragte er, um einen Anfang zu machen, während Dunegal den Wagen startete. „Jemand vermisst hier in der Gegend?“
    Paddy warf ihm einen misstrauischen Seitenblick zu.
    „Nein. Keiner. Lediglich ´ne Frau vor zwei Jahren, ist aber wieder aufgetaucht. In Darwin. Hatte sich in einen Fleischpastetenverkäufer verliebt, der sich dann als Heiratsschwindler entpuppte.“ Paddy schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf. „Eins sag ich Ihnen, hier hat es so was noch nie gegeben!“ Und es klang, als empfände er es als persönliche Beleidigung, dass jemand es wagte, Unruhe in sein Reich zu bringen.
    Die breite Straße war voller Schlaglöcher, denen sich nicht immer ausweichen ließ. Rechts und links der Straße schlossen sich die Vorgärten einfacher Holzhäuser an. Lehmfarbige Rasenflächen zeugten von der Trockenheit. Grau fleckige Caravans klebten an den dünnen Wänden der Häuser, deren Bewohner entweder zuerst im Caravan gelebt und dann das Haus daran gebaut hatten, oder zur Erweiterung des Hauses einfach einen Caravan dazugestellt hatten. Eine Schule, ein Haus mit der Aufschrift CWA – Country Women Association. Shane sah niemanden auf der Straße. Kein Wunder, dachte er, schließlich war es ein Uhr mittags und über dreißig Grad heiß. Er war schon öfter an solchen Orten gewesen, und die Ermittlungen hatten sich immer zäh gestaltet, und wenn sie noch so zerstritten untereinander waren – gegen einen fremden Detective aus der Stadt hielten sie plötzlich alle zusammen.
    Sie bo gen in eine Seitenstraße und fu h r en etwa einen Kilom e ter stadtauswärts. Am Ende der geteerten Straße konnte Shane einen großen Parkplatz sehen, einen Bagger, Autos und mindestens zwanzig Menschen.
    „Detective Philipp Russell aus Charleville ist vor einer Stunde zurück gefahre n, hatte einen wichtigen Termin “ , sagte Dunegal beiläufig bevor er
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