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Orcs ante Portas

Orcs ante Portas

Titel: Orcs ante Portas
Autoren: Martin Scott
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gehörte. Der wurde allerdings vor einer Weile umgebracht. Und zwar von der Tochter des Königs, Prinzessin Du-Lackai. Natürlich ist diese Geschichte niemals an die Öffentlichkeit gedrungen.
    Der Palast selbst ist ein gewaltiges Gebäude aus glänzendem weißem Marmor, über das sich schlanke silberne Minarette erheben. Es ist ein sagenhafter Ort. Und ich habe hier einmal gearbeitet. Jetzt bin ich so willkommen wie ein Ork auf einer Elfenhochzeit. Außerdem verstärkt der Anblick dieses Luxus um mich herum meine diffus mürrische Stimmung, die ich seit einigen Tagen hätschele.
    Sicherheit wird hier im Palast groß geschrieben. Zivilgardisten halten jeden Verdächtigen auf, und auf dem Gelände patrouillieren Beamte des Palastsicherheitsdienstes. Wenn jemand den König ermorden will, muss er sich ganz schön etwas einfallen lassen. Man kann dem König diese Investitionen in seine Sicherheit nicht vorwerfen. In unserem Stadtstaat tummeln sich einige sehr talentierte Meuchelmörder, und der König hat durchaus Feinde.
    Ich werde durchsucht, als ich das Gelände betrete, und noch einmal, als ich mich der Büroflucht des Konsuls nähere. Mein Schwert händige ich einem Mitglied des Sicherheitsdienstes aus, während ein Zauberer kontrolliert, ob ich vielleicht einen Zauberspruch in meinem Gedächtnis trage.
    Dann werde ich in einen Empfangsraum abgeschoben. Dort steht bereits ein großer, mir unbekannter Mann und starrt aus dem Fenster. Aber mein Blick wird sofort von dem eleganten Essenswagen in der Ecke angezogen. Er ist mit Speisen beladen. Meine lange Reise hat mich hungrig gemacht, also strebe ich geradewegs auf das Wägelchen zu und mache mich an die Arbeit. Die Appetithäppchen für die Gäste des Konsuls sind köstlich zubereitet, aber ich kann nicht gerade behaupten, dass mich die Größe der Portionen umhaut. Einige kleine Pasteten sind mit Wildragout gefüllt. Sie schmecken so gut, dass sie selbst dem verwöhntesten Gaumen Bewunderung entlocken würden, aber für einen Mann mit einem gesunden Appetit sind sie bei weitem nicht groß genug. Ich schiebe mir eines in den Mund und stopfe ein zweites nach. Gleichzeitig ziehe ich einen Teller von dem Stapel unter dem Wagen hervor und häufe etwa fünfzehn dieser Pasteten darauf. Auf dem Tisch neben dem Wagen steht eine Karaffe mit Wein, mit der ich die Pasteten herunterspüle, bevor ich mich über den nächsten Gang hermache. Das sind süße Kuchen, die mit köstlicher Zuckerglasur überzogen worden sind. Erneut kann ich die erstklassige Qualität nur loben, aber die Größe lässt auch hier zu wünschen übrig. Ich lege sämtliche Kuchen auf meinen Teller und gehe zu einem Sessel in einer Ecke. Die Weinkaraffe habe ich noch in der Hand.
    Ich habe mich kaum hingesetzt, als mein Teller auch schon leer ist. In dem Moment fange ich den Blick des anderen Gastes auf. Es ist ein würdevoll aussehendes Individuum in einer grünen Robe. Der Mann sieht aus wie ein ausländischer Priester oder vielleicht auch ein niederer Bonze.
    »Das sind nicht gerade großzügige Portionen, hab ich Recht?«, sage ich liebenswürdig. Er dreht sich ohne zu antworten zum Fenster um. Vermutlich spricht er unsere Sprache nicht. Ich schlendere wieder zu dem Wagen, aber bis auf einen Teller voller Eier ist hier nichts mehr zu holen. Ich esse sie der Not gehorchend, aber wirklich satt machen sie mich nicht. Wenn der Konsul schon jemanden in sein Büro kommen lässt, sollte er ihn wenigstens ordentlich verpflegen. Ich sehe mich hoffnungsvoll um und überlege, wo ich noch etwas zu essen herbekommen könnte. Da öffnet sich die Außentür, und eine Frau in einem langen weißen Kleid tritt ein. Für eine Kellnerin ist das eine ziemlich schicke Garderobe, aber hier im Palast bevorzugen sie eben formelle Kleidung.
    »Kommt vielleicht noch ein Essenswagen?«, frage ich sie höflich.
    »Wie bitte?«
    »Mehr Pasteten. Die hier scheinen alle zu sein. Und vielleicht habt ihr auch noch ein oder zwei Tabletts von diesen Kuchen? Meine Güte, ihr könnt auch ein paar Eier mitbringen, wenn Ihr sie unbedingt loswerden wollt. Ich bin nicht allzu wählerisch. Und vielleicht könntet Ihr bei der Gelegenheit auch diese Karaffe Wein nachfüllen?«
    Die Kellnerin starrt mich merkwürdig an. Habe ich sie beleidigt? Die Palastetikette kann ziemlich vertrackt sein. Selbst die Bediensteten muss man formell ansprechen.
    »Thraxas, Gast von Konsul Kahlius«, verkünde ich. »Ich frage mich, ob Ihr wohl in der Lage wärt, mir
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