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Orcs ante Portas

Orcs ante Portas

Titel: Orcs ante Portas
Autoren: Martin Scott
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du ein Leselernprogramm entwickelt hast.«
    Makri fällt mein missbilligender Unterton auf. »Findest du die Idee nicht gut?«
    »Ganz im Gegenteil. Ich finde sie großartig. Wenn jemand anders es organisieren würde.«
    »Und wer in dieser Stadt sollte das wohl tun?«
    Da hat Makri Recht. In Turai besuchen nur sehr wenig Frauen eine Schule. Die wohlhabenderen Klassen leisten sich meistens Privatlehrer für ihre Töchter, aber in einem armen Viertel wie ZwölfSeen hat nur ein verschwindend kleiner Anteil der Frauen jemals so etwas wie eine Ausbildung genossen. Womit ich nicht sagen will, dass die Männer hier besonders gebildet wären. Ich hätte wirklich nicht das Geringste gegen Makris Vorhaben, wenn nicht die Vereinigung der Frauenzimmer ihre Finger im Spiel hätte. Es ist eine Versammlung von rebellischen Vetteln und Unruhestifterinnen, die von allen ehrbaren Bürgern Turais mit Skepsis betrachtet werden.
    »Weißt du noch, was das letzte Mal passiert ist, als du jemanden unterrichtet hast?«
    Makri runzelt die Stirn. »Was meinst du damit?«
    »Ich finde nicht, dass du eine sehr geduldige Lehrerin bist. Du hast diese junge Elfe auf Avula beinahe umgebracht.«
    Makri tut meinen Einwand mit einer Handbewegung ab. »Das war etwas vollkommen anderes. Ich habe sie gelehrt, wie sie zu kämpfen hat. Da war eine etwas raue Behandlung vonnöten.«
    »Eine etwas raue Behandlung? Ich habe gesehen, wie du ihr ins Gesicht getreten hast.«
    »Na und? Sie hat jedenfalls gelernt, wie sie kämpfen muss, oder nicht? Sie hat sogar den Junior-Schwertkampfwettbewerb gewonnen. Ich betrachte das als einen Triumph.«
    »Na gut«, erwidere ich. »Aber wenn du auf die Idee kommst, den Frauen aus dem Viertel ins Gesicht zu treten, beschwer dich anschließend nicht bei mir, wenn sie dich aus der Stadt vertreiben.«
    »Das mache ich schon nicht«, erwidert Makri und geht.
    Später sehe ich, wie sie die Kaschemme verlässt. Sie ist unterwegs zu ihrem ersten Lehrauftrag. Mir fällt auf, dass sie ein Schwert umgeschnallt und einen Dolch im Stiefel stecken hat. Auf dem Rücken trägt sie einen Beutel mit Schriftrollen, aber so, wie er sich ausbeult, vermute ich, dass sie auch ihre kurzstielige Streitaxt eingepackt hat. Makri geht nur ungern irgendwohin, ohne ihre Waffen bei der Hand zu haben. Ich schüttele den Kopf. Da bei diesem Unterfangen sowohl die vollkommen inkompetente Vereinigung der Frauenzimmer als auch die heißblütige Makri mitwirken, bin ich sehr zuversichtlich, dass es mit einem verheerenden Fiasko enden wird.

3. KAPITEL
    Die Büros des Konsuls befinden sich auf dem Gelände des Palastes. Der liegt nördlich vom Fluss und ist einen langen Marsch von Turai entfernt. Da ich keine Lust auf einen langen Fußmarsch habe, nehme ich mir einen Miet-Landauer. Während die Pferdekutsche langsam den Mond-und-Sterne-Boulevard entlangtrottet und sich durch den dichten Verkehr windet, frage ich mich, was man wohl von mir will. So weit ich weiß, befindet sich die Stadt augenblicklich nicht im Würgegriff irgendeiner besonderen Krise. Wenn man allerdings mit einem Kerl wie Prinz Frisen-Lackal als Thronerben leben muss, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass jeden Moment irgendetwas Skandalöses passiert. Sollte er sich zu Tode gesoffen haben, bevor er den Thron besteigen kann, erwiese er der Stadt damit einen unschätzbaren Dienst.
    Wir biegen nach links in die Allee-der-Königlichen ein und zockeln durch die reiche Vorstadt Thamlin. Dort habe ich einmal gewohnt. Als ich noch als Hoher Ermittler im Palast arbeitete. Bevor sie mich gefeuert haben. Unter dem albernen Vorwand, dass ich zu viel trinken würde.
    Der Kaiserliche Palast kommt in Sicht. Könnte man mich mit großen Bauwerken beeindrucken, wäre ich höllisch beeindruckt. Das Bauwerk übertrifft die Paläste vieler Staaten, die weit größer sind als Turai. Allein das Eingangsportal kann einen Besucher in ehrfürchtiges Staunen versetzen. Es sind gewaltige Tore in der Form von Zwillingslöwen, etwa sechsmal so hoch wie ein Mensch. Dahinter liegen einige der schönsten Gartenanlagen der gesamten Menschenlande. Lange Alleen führen zu sauber gestutzten Rasenflächen, zu Blumenbeeten und glitzernden Springbrunnen. Die Anlage wurde von Mirafior-al-Giersch, dem großen elfischen Gartenbauarchitekten, entworfen. In einer Ecke des Geländes ist der Kaiserliche Zoo beheimatet, Heim einer Sammlung höchst fabelhafter Kreaturen, zu der früher einmal sogar ein Drachen aus dem Osten
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