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Orcs ante Portas

Orcs ante Portas

Titel: Orcs ante Portas
Autoren: Martin Scott
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auf den Institutionen sind Söhne der oberen Klassen, deren Väter sich die Gebühren der Kaiserlichen Universität leisten können. Die Innungshochschule, die Makri besucht, ist nicht ganz so teuer, und der Verbund der Innungen gewährt den Studenten auch Beihilfen. Trotzdem sind fast alle Schüler dort Söhne relativ wohlhabender Innungsmitglieder, Kaufleute, Goldschmiede, Glasmacher und dergleichen mehr. Ich glaube nicht, dass es außer Makri noch jemanden dort gibt, der seine Gebühren selbst aufbringt.
    »Vielleicht unternehme ich ja morgen einen Spaziergang außerhalb der Stadtmauern. Willst du mitkommen?«
    Die Idee, außerhalb der Stadtmauern spazieren zu gehen, ist so abwegig, dass es mir für einen Moment die Sprache verschlägt. Makri meint, sie möchte einfach mal etwas anderes sehen.
    »Könnten wir nicht wenigstens einen Blick auf den Feenhain werfen?«
    »Du meinst durch Zauberei?« Ich schüttele den Kopf. Eine gute Zauberin wie Lisutaris, die Herrin des Himmels, könnte ohne viel Mühe ein magisches Fenster zum Feenhain öffnen, aber meine zauberischen Fähigkeiten sind zur Zeit so eingeschränkt, dass es viel zu viel Energie kosten würde.
    »Dann muss ich mich wohl mit Thazis zufrieden geben«, seufzt Makri und zündet sich eine meiner Thazisrollen an. Ich schenke ihr ein kleines Bier ein und reiche ihr ein Glas Kleeh dazu.
    »Die Rauschmittel der Armen.«
    Ich stelle die Figuren meines Machplat-Spiels auf. Machplat ist ein sehr listenreiches Strategie-Brettspiel, in dem Makri mich trotz ihres viel gerühmten »Ich-bin-die-Kursbeste«-Intellekts noch nie schlagen konnte. Das war auch nicht anders zu erwarten. Ich bin der unumstrittene Machplat-Meister von ZwölfSeen und habe in meiner Blütezeit Lords und Ladys, Philosophen und Zauberer und jeden anderen geschlagen, der dumm genug war, mich zu einer Partie herauszufordern. Ich genehmige mir einen großzügigen Schluck Kleeh und bereite unter der Deckung von Elefanten einen Infanteristenangriff vor, der Makris Streitkräfte vom Brett fegen wird.
    »Diesmal bist du erledigt«, knurrt Makri und bringt ihren Helden sofort ins Spiel. »Und reich mir den Kleeh rüber.« Makri schüttelt sich, als der scharfe Schnaps ihre Kehle hinunterläuft.
    Es ist erstklassiger Kleeh, gebrannt von den Mönchen in den Bergen. Ich lasse ihren Helden weiter vormarschieren und tue so, als würde ich meine Truppen zurückziehen. Ich schicke nicht einmal meinen Harfinisten vor, um die Moral meiner Frontlinie zu stärken. Makri lässt ihre schwere Kavallerie auf meiner rechten Flanke vorrücken. Ich nehme an, sie will ein Zangenmanöver vorbereiten. Die arme Makri. Mit einem Schwert in der Hand mag sie ja die Nummer eins sein, und vielleicht ist sie auch die beste Studentin auf der Innungshochschule, aber was die Kunst des Krieges angeht muss sie noch einiges lernen. Nach kaum einer halben Stunde starrt Makri trübselig auf die kläglichen Reste ihrer Armee, die sich in heilloser Flucht vor der Welle aus Elefanten, Infanterie und leichter Kavallerie zurückzieht, die sich unter der Leitung von Thraxas, dem unaufhaltsamen Kriegslord, über das Brett walzt.
    Getreu ihrem Charakter weigert sich Makri aufzugeben und spielt das Spiel bis zu seinem bitteren Ende. Meine Truppen platzieren den Belagerungsturm neben ihrer Burg, schwärmen die Leitern empor, töten alle, die sich darin befinden, und hissen triumphierend eine Flagge. Jedenfalls sinnbildlich gesprochen. Es gibt bei diesem Spiel keine richtige Flagge.
    Makri drückt angewidert ihre Thazisrolle aus. »Warum schlägst du mich dauernd?«
    »Ich bin eben schlauer als du.«
    »Von wegen schlauer. Du spielst es nur länger.«
    Das sagt Makri immer, üblicherweise unterlegt mit einem finsteren Blick und gelegentlich mit Andeutungen, dass ich schummeln würde. Sie ist eine sehr schlechte Verliererin. Ich frage sie, ob sie noch eine Partie spielen möchte.
    Sie schüttelt den Kopf. »Ich muss gehen.«
    »Gehen? Wohin?«
    »Ich gebe einen Kurs.«
    Das überrascht mich.
    »In der Hochschule?«
    »Nein, da lassen sie mich nicht unterrichten. Obwohl ich es könnte. Mein Elfisch ist weit besser als das einiger Professoren. Ich gehe zu Morixas Bäckerei und unterrichte einige Frauen im Lesen.«
    Ich bin immer noch verwirrt. Makri erklärt mir, dass die Organisatorin der Ortsgruppe der Vereinigung der Frauenzimmer sie gefragt hat, ob sie nicht einigen Frauen aus unserem Viertel das Lesen beibringen möchte.
    »Ich wusste gar nicht, dass
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