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Orcs ante Portas

Orcs ante Portas

Titel: Orcs ante Portas
Autoren: Martin Scott
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finanziellen Schwierigkeiten, wenn mir nicht einige sehr erfolgreiche Besuche beim Wagenrennen im Stadion Superbius gelungen wären. Ich habe auf den Gewinner des Turas-Gedächtnis-Rennens gesetzt und auch sonst sehr erfolgreiche Wetten platziert, so dass ich am Ende der Rennwoche einen saftigen Gewinn einstreichen und außerdem meinen Ruf als Spieler wieder etwas aufpolieren konnte. Der hatte nach dem Debakel im letzten Jahr empfindlich gelitten. Allerdings sind die Rennen damals durch Magie manipuliert worden. Jeder weiß, dass Thraxas unter normalen Umständen niemals so hohe Verluste einfährt.
    Die Tür der Kaschemme fliegt auf. Ein Kaleidoskop obszöner Ork-Flüche kündigt Makris Eintreffen an. Orkische Flüche auszustoßen ist in Turai sowohl verpönt als auch gesetzeswidrig, aber unter Stress neigt Makri dazu, in die Sprache ihrer Kindheit zurückzufallen. Da sie in einer Gladiatorensklavengrube der Orks aufgewachsen ist, steht ihr ein reichhaltiger Wortschatz wirklich niederträchtigster Ork-Beschimpfungen zur Verfügung.
    Ghurd sieht sie finster an, und Dandelion wirft ihr gepeinigte Blicke zu. Doch Makri ignoriert die beiden.
    »Wisst ihr, dass mich gerade jemand auf der Straße beleidigt hat? Ich gehe da so ganz friedlich vor mich hin, als mich plötzlich dieser Mann völlig grundlos anfährt: ›Da geht ja diese dürre Ork.‹« Makri beugt sich vor und lässt sich von mir eine Thazisrolle geben. Sie zündet sie an einer Kerze an und nimmt einen tiefen Zug. »Ich hasse diese Stadt!«, verkündet sie dann.
    In Makris Adern fließt ein Viertel Ork-Blut. In einer Stadt, deren Einwohner allesamt die Orks abgrundtief hassen, kann das rasch zu Schwierigkeiten führen. Die meisten Bewohner von ZwölfSeen haben sich zwar allmählich an Makris Anblick gewöhnt, dennoch schlägt ihr auf der Straße gelegentlich offene Feindseligkeit entgegen. Weder Ghurd noch ich machen uns die Mühe, sie zu fragen, was mit dem armen Tropf passiert ist, der es gewagt hat, sie zu beleidigen. Wir wissen es auch so.
    »Wollt ihr denn nicht wissen, was dann passiert ist?«, erkundigt sich Makri.
    Ich trinke einen Schluck Bier.
    »Lass mich raten. Ein Fremder hat dich eine dürre Ork genannt, während du den Quintessenzweg gerade entlanggeschlendert bist. Wie könnte deine mögliche Reaktion wohl aussehen? Du kicherst fröhlich und gehst deiner Wege? Du gratulierst ihm zu seinem fast schon poetischen Satzbau? Nein, verrat mir nichts, ich hab’s! Du hast ihn zu Boden geschlagen, ihm das Schwert an die Kehle gesetzt und ihm erklärt, dass du ihn gnadenlos tranchieren würdest, wenn er es noch einmal wagt, dich auch nur anzusprechen?«
    Makri ist enttäuscht. »So in etwa«, gibt sie zu. »Aber du hast mir meine Geschichte verdorben.«
    Danach verfällt sie in düsteres Schweigen. In den letzten Wochen war sie genauso niedergeschlagen wie ich. Und das lag nicht nur an der Heißen Regenzeit und ihrer Abneigung gegen den unaufhörlichen Platzregen. Selbst jetzt im Herbst, einer der kurzen Perioden, in denen man das Klima in Turai als einigermaßen angenehm bezeichnen könnte, ist sie nicht glücklich. Der vergangene Sommer war einer der Höhepunkte ihres Lebens. Sie hat hervorragende Noten auf der Innungshochschule erzielt und geht als beste Studentin in ihr letztes Studienjahr. Doch nachdem das Hochgefühl darüber verflogen ist, scheint sie sich wieder daran zu erinnern, dass ihre erste romantische Erfahrung ein höchst abruptes Ende gefunden hat. Dabei spielte ein junger Elf von der Insel Avula eine nicht ganz unschuldige Rolle. Und eben dieser junge Elf hat es seither versäumt, sich wieder mit Makri in Verbindung zu setzen. Avula liegt eine Seereise von mehreren Wochen von Turai entfernt, aber Makri ist der Meinung, der Elf hätte wenigstens eine kurze Nachricht senden können. Da er das nicht getan hat, ist Makri in den letzten Wochen so schlecht gelaunt wie eine niojanische Hure, sehr zum Missfallen der Gäste der Kaschemme.
    Früher einmal genügte bereits der bloße Anblick, wie Makri sich bemühte, ihre Kurven in einen mehrere Nummern zu kleinen Kettenhemd-Zweiteiler zu pressen, um selbst den niedergeschlagensten Hafenarbeiter aufzumuntern. Makris Figur, die, wie kundige Münder zu behaupten nicht müde werden, in Turai ihresgleichen sucht, ist so berühmt, dass die Menschen sogar ihre Vorurteile gegen ihre Besitzerin vergessen. Einem Mädel mit einer solchen Physis sollte man die paar Tropfen Ork-Blut wirklich nicht vorwerfen,
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