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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus
Autoren: L Riley
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Der Fahrer hob erstaunt eine Augenbraue, als Julia ihr Fenster öffnete, um die Luft einzuatmen. Auf den Gehsteigen wimmelte es von Menschen, in den Gassen von Garküchen und auf den Straßen von Autos, uralten Bussen und motorisierten tuk-tuks . Das Ganze erschien ihr wie ein riesiger Schmelztiegel aus Ost und West.
    »Wir sind fast da, Madam. Haus ist am Fluss, ja?«, fragte der Fahrer.
    »Das weiß ich leider nicht. Ich bin das erste Mal hier.«
    »Keine Sorge, Madam. Wir finden es, okay?«

    Julia nickte.
    Wenige Minuten später bog er in ein Wohngebiet. Als der Fahrer das Ende einer Sackgasse erreichte, deutete er auf ein Tor.
    »Das ist richtige Soi , und Haus, das Sie wollen«, teilte er ihr mit.
    »Danke.«
    Er öffnete ihr die Tür und fragte mit einem Lächeln: »Soll ich warten?«
    »Ja, bitte. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird.«
    »Keine Sorge, Madam, lassen Sie sich Zeit. Ich bin hier.«
    »Danke.«
    Julia holte tief Luft und ging die kleine Straße entlang. Das hübsche Haus war im Thaistil erbaut, mit holzverkleideten Außenwänden, einer Veranda um das gesamte Erdgeschoss sowie einem Dach in Form eines umgedrehten V, dessen Enden sich nach oben bogen.
    Sie stieg die Stufen zur Veranda hinauf. Da sie keine Klingel entdecken konnte, klopfte sie an der Tür, wartete und klopfte noch einmal. Gerade als sie sich enttäuscht abwenden wollte, öffnete sich die Tür.
    Aus dem schmalen Spalt lugte ein altes Augenpaar.
    »Kann ich helfen?«, erkundigte sich ein Mann mit starkem thailändischem Akzent.
    »Ja, ich suche Lidia.«
    Die Augen musterten sie voller Angst.
    »Wer sind Sie? Was wollen Sie?«, fragte er.
    »Ich komme aus England. Ein Freund von Lidia hat mich gebeten, ihr eine Nachricht zu überbringen. Ist sie da?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein. Auf Wiedersehen.« Er versuchte, die Tür zu schließen, doch Julia hinderte ihn daran.

    »Kommt sie zurück?«
    Der Mann zuckte mit den Achseln. »Vielleicht.«
    »Es geht ihr gut?«
    »Ja, ihr geht gut. Und jetzt gehen Sie, ja?«
    »Könnten Sie ihr, wenn sie zurückkommt, ausrichten, dass eine Freundin von Harry sie sehen möchte? Ich wohne im Oriental Hotel und warte dort auf sie.« Julia sprach die Worte langsam und deutlich aus, damit er sie verstand.
    »Harry.« Der Mann wiederholte den Namen. »Okay, ich sage ihr.«
    Dann schlug er ihr die Tür vor der Nase zu, und Julia kehrte zum Wagen zurück.
     
    Den Nachmittag verbrachte sie am Pool. Immerhin wusste sie nun, dass Lidia lebte. Im Moment konnte Julia nicht viel mehr tun als warten und die Zeit zum Nachdenken nutzen.
    Und sich ihren Gefühlen für Kit stellen.
    Ihre Ehe mit Xavier wäre nach allem, was sie über den Unfall erfahren hatte, mit ziemlicher Sicherheit zerbrochen, aber Julia musste zugeben, dass auch ihre Gefühle für Kit eine Rolle spielten. Kits Liebe zu ihr, seine Ruhe, Stärke und Sicherheit hatten sie Xavier und die Beziehung zu ihm in klarerem Licht sehen lassen.
    Kit war in einem denkbar ungünstigen Moment in ihr Leben getreten. Dass sie bei ihm trotz der Trauer um ihren Sohn und ihren Mann solches Glück gefunden hatte, zeugte von der Kraft ihrer Verbindung.
    Julia wusste, dass es sich um Liebe handelte.
    In den vergangenen Monaten hatte sie eine weitere wichtige Lektion gelernt: Alles hing vom Timing ab. Wenn sie Kit unter anderen Umständen kennengelernt hätte, wären sie vermutlich noch zusammen gewesen.

    Leider gab es kein Zurück, weil sie sein Vertrauen missbraucht hatte. Kit musste sich vorkommen wie ein weggeworfenes Spielzeug. Julia wäre es an seiner Stelle nicht anders ergangen. Sie hatte nicht einmal den Anstand oder den Mut besessen, mit ihm persönlich zu sprechen.
    Als Julia später am Abend mit einem Glas Wein auf dem Balkon saß, beschloss sie, Olav telefonisch zu bitten, dass er ihr ein möglichst dichtes Auftrittsprogramm zusammenstellte.
    So gern hätte Julia Kit von den blinkenden Lichtern auf dem Fluss und davon erzählt, wie wohl sie sich in diesem fernen Land fühlte. Dass sie das Gefühl hatte dazuzugehören – wie ihr Großvater damals.
    Gott, wie Kit ihr fehlte!
    Sie sprach reichlich dem Wein zu und ließ den Tränen über den Verlust von Kit zum ersten Mal freien Lauf.
     
    In den folgenden Tagen nutzte Julia die Zeit, in der sie auf eine Reaktion von Lidia wartete, um auf Harrys Spuren mit dem Boot den Fluss hinaufzufahren und den Königspalast und den Smaragdbuddha zu besichtigen. Den Nachmittagstee nahm sie in der Authors
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