Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oracoli (German Edition)

Oracoli (German Edition)

Titel: Oracoli (German Edition)
Autoren: Thomas Becks
Vom Netzwerk:
Schluck Tee, bevor er  fortfuhr: »Und genau dort durfte der Stahl nicht dicker als 15 mm sein, da würde sonst ein Hitzestau entstehen und alles Brennbare da drin
    würde …«, er zog kräftig an seiner Zigarette und blies eine dicke Wolke zur Decke. »Puff … verbrennen«, amüsierte er sich. »Und da wollen Sie ihn aufschweißen?«, wollte sie wissen. »Ein Tresor wird nicht aufgeschweißt, man kann nur was zusammen schweißen. Nein, dafür nimmt man einen Schneidbrenner«, belehrte er sie. »Also brauchen wir einen Schneidbrenner?«
       »Nein, für den dünnen Stahl reichen uns ein Akkubohrer und ein paar Ersatz Akkus.«
       »Ist das alles? «, fragte sie erstaunt. »Wir brauchen noch eine Brechstange, Taschenlampen, hm, ich mache eine Liste fertig, Cora, wir dürfen kein Werkzeug vergessen.«
       »Und wann geht’s los? Am Wochenende?«, fragte sie, voller Tatendrang. »Montagnacht steigen wir ein. Sie sagten zwar, es gäbe keinen Wachdienst, doch die Polizei fährt gerade an den Wochenenden ihre Streifen sehr aufmerksam. Profis arbeiten nie am Wochenende, Cora.« Sie tranken ihren Tee und gingen noch ein paar Einzelheiten durch. Ludwig fühlte sich plötzlich um 30 Jahre jünger.
     
       Als Cora am Freitagmorgen die Bürotür öffnete, schlug ihr der Geruch kalter Zigarrenasche entgegen. Sie öffnete die Fenster und leerte den randvollen Aschenbecher ihres Chefs. Es war eine schlechte Angewohnheit ihres neuen Arbeitgebers, die Stumpen der Handelsgold, die er in Kette rauchte, nicht zu entsorgen. Sie setzte Kaffee auf und ging zu ihrem Arbeitsplatz. Da lag wieder ein Karton auf ihrem Bürostuhl, den Cora sofort öffnete. Diesmal war es eine weiße Bluse. Cora roch an ihr und stellte zu ihrer Beruhigung fest, dass die mit Spitzen besetzte Bluse gewaschen war. Sie zog sie an und steckte sich die 200 Euro, die unter dem Kleidungsstück lagen, in ihre Handtasche. Ihr Chef kam um zehn. Er war höchst erfreut, als er Cora in der Bluse seiner Mutter sah. Er sah sie eine Weile mit verträumten Augen an. Cora nutzte diesen Moment und bat Herrn Stark um den Schlüssel für die Kellertür. »Ich brauche noch eine Akte«, log sie. »Aber sicher, Frau Lahn«, sagte er geistesabwesend. Ohne Cora aus den Augen zu verlieren, durchsuchte er seine Taschen. In der rechten Hosentasche wurde er schließlich fündig. Er machte sich nicht die Mühe, den einen Schlüssel vom Ring zu nehmen, sondern gab ihr das ganze Schlüsselbund.
    Cora ließ sich Zeit bis kurz vor Mittag, bevor sie in den Keller ging. Dort wartete sie an einem Fenster des Kellerflurs, aus dem sie den Wagen ihres Chefs beobachten konnte. Es dauerte nicht lange und sie sah, wie Ferdinand Stark mit seinem Mercedes in die Mittagspause fuhr.
     
       Gegen 13 Uhr war Cora wieder im Büro. Niemand in der Firma bemerkte, dass sie eine Stunde außer Haus war. Sie betrachtete stolz die nachgemachten Schlüssel, verglich die beiden Bunde miteinander und legte sie in ihre Handtasche zurück. Sie hatte nicht die Zeit gehabt, sie vorher im Einzelnen auszuprobieren, deshalb hatte sie gleich alle Schlüssel, die am Bund hingen, nachmachen lassen. Sie war froh, die 200 Euro dabei gehabt zu haben, denn das Nachmachen der Schlüssel kostete sie 150 Euro und 75 Cent.
      Cora legte sich die ersten Firmenakten auf den Schreibtisch und blätterte sie im Groben durch. Jetzt erst fiel ihr auf, dass zwischen den Rechnungen und Bilanzen, Auszüge aus Ulfs Tagebüchern abgeheftet waren.
       Nachdem sie ein paar Wörter ins Mikrofon gesprochen hatte, spulte Cora das Band zurück, fädelte das Tonband wieder ein und schloss den riesigen Kopfhörer an. Sie setzte sich den Hörer auf und drückte die Abspieltaste. »Test, Test, Test«, kam es aus dem Kopfhörer. Sie staunte, als sie ihre Stimme hörte und war stolz, diese Monster-Tonbandmaschine bedienen zu können. Cora studierte die Anfänge der Firma und sprach die wichtigsten Ereignisse ins Mikrofon. Sie erfuhr, dass Ulf Stark aus Bremerhaven war. ›Dort stehen auch noch die Produktionshallen der Nudelfabrik‹, dachte Cora.
       Ulfs Vater, Heinrich Stark, war Werftarbeiter und sparte sich das Schulgeld seines einzigen Sohnes vom Munde ab. Ulf dankte es ihm mit viel Fleiß und guten Noten. Besonders gut war er in Chemie, er überraschte ständig seine Lehrer und Mitschüler durch seine Experimente und chemischen Erfindungen.
       Der Junge war sehr begabt und studierte schließlich Chemie. 1943, er war kaum fertig mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher