Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oracoli (German Edition)

Oracoli (German Edition)

Titel: Oracoli (German Edition)
Autoren: Thomas Becks
Vom Netzwerk:
Frau Lahn.«
       »In so einem alten Ding?«, sagte Cora. »Das Ding, wie Sie es nennen meine Liebe, ist unknackbar«, sagte er und begab sich auch zum Tresor.    
       »Sehen Sie sich die Schlösser an, Sie brauchen drei verschiedene Schlüssel, einen habe ich und zwei hat mein Bruder. Dann müssen Sie noch die Zahlenkombination kennen, um den Safe zu öffnen«, sagte Ferdinand lächelnd und zeigte auf das Zahlenrad. »Mit einem Schweißgerät könnten Einbrecher auch nichts anfangen«, sagte er kichernd. »Der Stahl ist 15 cm dick und dahinter ist Beton. Noch mal 10 cm dicker Stahlbeton«, schwärmte Ferdinand Stark weiter und klatschte mit der flachen Hand auf den gepanzerten Schrank. »Stehlen kann ihn auch niemand«, fuhr er fort. »Der Keller wurde praktisch um ihn herum gebaut, er passt nicht durch die Tür und auch nicht durch den Kellerflur.« Cora war beeindruckt und ging zum Regal, in dem sich die Ordner aus dem Gründungsjahr befanden. Sie hatte eine dieser grauen Kisten gefunden und stellte die drei Ordner von 1965 dort hinein.
     
       Im Büro war es mittlerweile sehr warm geworden. Coras Chef war zum Mittagessen nach Hause gefahren, sodass Cora sich vorerst von ihrer Jacke befreien konnte. Sie kochte sich einen Kaffee, schaltete den Deckenventilator ein und machte es sich an ihrem Schreibtisch bequem, um die Geschichte ihrer Firma zu studieren. Aber sie konnte sich nicht so richtig darauf konzentrieren. Was mag da für ein Vermögen im Tresor liegen, dachte sie. Unknackbar? Und dann dachte Cora an Ludwig. Das war auch nicht verwunderlich. Woran sollte sie in ihrer finanziellen Not auch sonst denken? Sie machte die Bekanntschaft mit einem Tresor aus den 50er Jahren, und einer der größten Safe Knacker der 50er und 60er Jahre war Ihr Untermieter.
     

Cora hat einen Plan
       Sie saßen an seinem Tisch und er drehte sich eine Zigarette, während Cora erzählte. Sie hatte ihm damals ein schönes und großes Appartement vermietet. Es befand sich im oberen Geschoss des Hauses.   
       Ludwig hatte alles was er brauchte: Sein kleines eigenes Bad, eine Kochzeile und ein Wohn-Schlafraum, der durch Regale halbwegs getrennt war. Für die Wände hatte Cora im Laufe der Zeit einige Gemälde von Vincent van Gogh kopiert, den Herr Eisen so mochte. Sie hatte ihn damals trotz seiner Vorstrafen aufgenommen und dafür war er ihr sehr dankbar. Er hatte nach dem Knast in einem Männerheim gewohnt, wo er es nicht lange aushielt. Dann wohnte er bei seiner Schwester in Essen. Ludwig war in großer Not damals.
       Er war noch auf Bewährung draußen und musste einen festen Wohnsitz vorweisen. Seine zwei Jahre ältere Schwester nahm ihn schließlich auf. Sie nutzte Ludwigs Situation schamlos aus. Sie herrschte über ihn, wie sie es schon als Kind gerne tat, wenn er als Junge Mist gebaut, und sie als Mitwisserin hatte. Sie machte Ludwig zu ihren Sklaven. Täglich musste er putzen und ihr das Essen kochen, und wehe sie war nicht zufrieden, dann drohte sie ihm ständig mit Rauswurf. Das hätte für ihn bedeutet, wieder in den Knast gehen zu müssen. Er war so verzweifelt und wollte nur weg von ihr. Dann suchte er sich ein Zimmer, aber nicht in Essen, denn er wollte seine Schwester nie wieder sehen. Ludwig fuhr mit der Bahn nach Dortmund, in die Stadt seiner Jugend und Karriere als Schränker. Dort kaufte er sich am Kiosk den Reviermarkt Ost. Er hatte für 30 Mark herumtelefoniert und erfolglos nach einer Bleibe gefragt. Er war müde. Zuletzt rief er bei Frau Lahn an. Cora lud ihn zu einem Gespräch ein. Die Chemie zwischen den beiden stimmte sofort und sie wollte auch, solange er kein Kinderschänder war, nichts von seinen Vorstrafen wissen. Er bekam diese wundervolle Unterkunft von ihr. Sie verlangte auch nicht so viel Geld von ihm, dafür sollte Ludwig ab und zu auf ihre Kinder aufpassen, da sie halbtags arbeiten ging. Durch dieses Vertrauen bekam er wieder mehr Selbstbewusstsein, auch dafür war er ihr dankbar. Ludwig Eisen wohnte nun fast zehn Jahre bei Coras Familie und fühlte sich sauwohl bei ihnen. Dann ist plötzlich Coras Mann tödlich verunglückt. Das hatte sie nicht gerade umgehauen, selbst Ludwig hatte gemerkt, dass ihr Mann eine Affäre mit der Galeristin hatte. Umgehauen wurde sie durch die Folgen, die daraus resultierten. Auf einmal war sie hoch verschuldet, und ausgerechnet die Geliebte ihres Gatten bekam die Versicherungsprämie ausgezahlt.
       Es schmerzte ihn zutiefst, als er ihre Sorgen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher