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Oracoli (German Edition)

Oracoli (German Edition)

Titel: Oracoli (German Edition)
Autoren: Thomas Becks
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Katie überraschen und sie zu dieser ungewohnten Zeit in ihrem Atelier besuchen. Dafür musste Cora sich erst einmal von ihrer nostalgischen Kleidung befreien, die ihr viel zu warm war. Außerdem wäre es ihr peinlich gewesen, wenn Katie sie in dieser Kleidung sähe. Als Cora sich im Spiegel betrachtete, musste sie lachen. Sie sah aus, wie die französische Schauspielerin Miou-Miou, die sich für ein Drama, dass in den 60ern spielt, eine viel zu große Jacke angezogen hatte. Doch dann verging ihr das Lachen. ›Ich bin käuflich‹, dachte sie bitter. Sie schämte sich nun für ihre Käuflichkeit. Wie weit würde sie noch gehen, um an Geld zu kommen? Dann kamen ihr die Zweifel, wegen des bevorstehenden Einbruchs. Sollte sie diesen, zwar irren, aber dennoch freundlichen Mann, der ihr Chef war, wirklich bestehlen?
       Die Tür öffnete sich und eine elegant gekleidete Frau betrat den gefliesten Raum. Cora betrachtete sie im Spiegel. Sie war zirka 50 Jahre alt und trug lange, braune Haare, die ihr über die Schultern fielen. Cora überlegte, woher sie die Frau kannte. »Hallo Frau Lahn«, begrüßte sie Ingeborg Sandweg. Cora erkannte sie endlich und drehte sich um. »Sie haben eindeutig die bessere Partie gemacht«, platzte es aus Ingeborg heraus. »Wie haben Sie es nur bei diesem Ekel so lange ausgehalten? Ich wünschte, ich wäre noch bei diesem liebenswürdigen Spinner.«
       »Ich hab's mir nicht ausgesucht, Frau Sandweg.«
       »Das ist mir wohl bekannt, Frau Lahn, ich weiß, dass Roland Sie an seinem Bruder verkauft hat.« Cora traute ihren Ohren nicht. »Verkauft?«, sagte sie ungläubig. »Sagen Sie nicht, Sie wussten es nicht«, staunte Ingeborg. »Nein«, antwortete Cora geschockt. »Die ganze Firma nennt Sie Madame ein Prozent, und Sie wissen das nicht?« Cora schaute bedrückt zu Boden. Frau Sandweg, die bereute, mit der Tür ins Haus gefallen zu sein, nahm sie schließlich in ihre Arme und versuchte sie zu trösten. Nach einer Weile löste sich Cora von ihrer Kollegin. »Warum 1 Prozent?«, fragte sie, bemüht, Haltung zu bewahren. »Seit Jahren schon wollte Ferdinand Sie als Sekretärin haben, er hat seinem Bruder viel Geld für Sie geboten, wegen Ihrer Ähnlichkeit mit seiner Mutter, müssen Sie wissen. Roland aber, das Schlitzohr, wollte mehr. Er verlangte von seinem irren Bruder zwei Prozent seines Firmenanteils.« Sie machte eine Pause, bevor sie fortfuhr. »Nun, ganz so blöd war Ferdinand dann doch nicht, er hätte dadurch sein Mitspracherecht verloren. Ferdinand bot seinem Bruder dann 1% seines Anteils an, aber mit der Option gleichberechtigt zu bleiben. Roland blieb stur bei seinen zwei Prozent und wollte das alleinige Kommando über die Firma haben.« Ingeborg Sandweg verschwand in einer, der beiden Toiletten und schloss die Tür hinter sich zu. »Warum er Sie schließlich für nur ein Prozent … äh seinem Bruder überließ, ist mir immer noch ein Rätsel«, rief sie noch durch die geschlossene Tür. Cora kannte den Grund. Sie wollte nur nach Hause und verließ wortlos die Damentoilette. Sie wollte jetzt nicht mehr zu Katie fahren. Cora lief wie betäubt durch den Flur zum Fahrstuhl. Sie konnte nicht glauben, dass sie von den Brüdern wie ein Gegenstand oder Tier gehandelt wurde. Sie wurde wie ein Kamel von A nach B verschachert, und so fühlte sie sich jetzt auch. Alle wussten es, nur sie Kamel wusste nichts davon. Gut, wenn der Grund ihres Handelns, ihrem Können als Sekretärin gegolten hätte … nein, Ferdinand hat viel Geld dafür bezahlt, um sich an ihr zu ergötzen. Der Typ mit dem Ödipuskomplex ist Junggeselle, dachte Cora. Was kommt als nächstes? Ein schriftlicher Heiratsantrag mit einem Fünfhunderter angeheftet? Sie fühlte sich missbraucht und schmutzig. Sie zog ihre Jacke aus und warf sie in den nächsten Papierkorb. Was sie nun brauchte, war eine kalte Dusche und Schlaf. Sie musste einen klaren Kopf für das haben, was nun folgen sollte.
     
       Am Samstag fuhr Cora mit Ludwig zum Einkaufen. Sie kauften die Werkzeuge, die sie brauchten, in verschiedenen Baumärkten ein. Danach fuhren sie wieder nach Hause. Sie ließen die Sachen im Kofferraum des Vectra und begaben sich direkt in Ludwigs Zimmer. Dort schmiedeten sie ihren Plan.
         Es war spät am Abend, als Cora Ludwigs Zimmer verließ. Sie ging direkt in ihr Schlafzimmer. Dort betrachtete sie die luftig, leichten impressionistischen Gemälde, die sie vor ein paar Jahren schuf. Sie nahm sich vor, am nächsten Tag
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