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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger
Autoren: Andreas Gößling
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sind es – Klara und ich.« Er deutete auf Klara, die neben ihm stand und sich verstohlen den Schlaf aus den Augen wischte.
    Doch Hebedank schüttelte nur unwillig den Kopf. »Ich verstehe immer noch kein Wort«, sagte er. »Hat Kronus dich beauftragt, diesen Brief zu schreiben?«
    »Nein, Herr.« Amos konnte nicht gleich weitersprechen. Urplötzlich hatte sich in seiner Kehle ein Klumpen gebildet, und wie heftig er auch schluckte – der Klumpen saß fest wie ein Pfropf. »Kronus ist wohl nicht mehr am Leben«, gelang es ihm schließlich hervorzuwürgen. »Ihr seht ja selbst, was die Purpurkrieger hier angerichtet haben.« Er deutete zum Hof auf der anderen Bachseite hinüber. »Seit damals habe ich von ihm kein Lebenszeichen mehr bekommen«, fügte er hinzu. »Er muss bei dem Brand umgekommen sein – oder der Inquisitor hat ihn in seinen Kerker verschleppt.« Seine Augen füllten sich mit Tränen. Hastig wischte er sie weg, aber das half überhaupt nichts – sofort quollen weitere Tränen hinterher.
    Hebedank wirkte noch immer besorgt und unzufrieden, doch zumindest schwang er sich nun von seinen Wagen herunter undschirrte sein Pferd aus. Es lief auch gleich auf die Weide und fing an zu grasen, und die Füchsin und der Rappe kamen vom Waldrand herbeigetrabt, um ihren neuen Kameraden zu begrüßen. Aber das graubraune Pferd ließ sich nur kurz beschnuppern und drehte ihnen dann seine Hinterseite zu. Es war wirklich genauso ungesellig wie sein Herr.
    »Um Kronus tut es mir leid«, sagte der unterdessen zu Amos. »Aber dass du mir in seinem Namen geschrieben hast, bleibt trotzdem ein Lügenspiel, das auch Kronus ganz gewiss missbilligt hätte.«
    Amos verstand immer noch nicht, worauf der Setzer eigentlich hinauswollte. »Ich habe Euch hierherbestellt«, sagte er. »weil es Klara und mir unter großen Gefahren gelungen ist, Kronus’ Buch vor der Vernichtung zu bewahren. Aber ich habe doch nicht in seinem Namen geschrieben, sondern …«
    Hebedank streckte ihm das zerknitterte Zettelchen hin und Amos starrte darauf und vergaß, weiterzureden. Hebedank, eilt herbei – dorthin, wo alles anfing , stand da ganz richtig. Und darunter prangten allerdings zwei Initialen, die dort überhaupt nicht hingehörten: V.K.
    »Das … das …«, stotterte Amos und schaute hilflos von dem Zettel zu Klara und von ihr wieder zu Hebedank. »Das verstehe ich nicht!«, brachte er in kläglichem Tonfall hervor.
    Der Setzer sah mit gerunzelter Stirn auf ihn herunter, die Arme vor der breiten Brust verschränkt. »Und ich verstehe es umso besser. Du konntest dir ja leicht ausrechnen, dass ich bestimmt nicht ›herbeieilen‹ würde, wenn ein bartloses Bürschlein anstelle von Meister Kronus mich ruft.«
    Amos wurde allmählich wütend. Von wegen bartloses Bürschlein!, wollte er dem Setzer ins Gesicht schreien. Dieser Hebedank hatte ja keine Ahnung, was Klara und er alles durchgemacht hatten, um
Das Buch
zu retten! Trotzdem spielte sich der griesgrämige Kerl auf wie ein Erzengel beim Jüngsten Gericht – und das nur wegen so einer kleinen Verwechslung! Die fand Amos allerdings auch ziemlich unheimlich – es war ja geradezu, als ob auf einmalKronus’ Geist in ihn gefahren wäre! Was natürlich gar nicht sein konnte. Und trotzdem, wütete es in ihm weiter – das gab Hebedank noch lange nicht das Recht, ihn einen Lügner zu schimpfen!
    Eben noch rechtzeitig legte ihm Klara eine kühle Hand auf den Arm und sah ihn beschwörend an. Bezähme deinen Zorn, Amos. Wenn Hebedank uns nicht hilft, war alles umsonst.
    Sorge dich nicht – ich werde mich bezähmen . Er lächelte ihr zu.
    »Bitte seht mir das kleine Versehen nach«, sagte er zu Hebedank. »Ich kann es mir selbst nicht erklären, betrügen wollte ich Euch jedenfalls bestimmt nicht.« Er holte tief Luft. »Klara und ich haben
Das Buch der Geister
gerettet«, fuhr er fort. »Ich habe mich an Euch gewandt, weil ich weiß, dass Kronus Euch vertraut hat. Bitte sorgt dafür, dass es gedruckt und in alle Himmelsrichtungen verbreitet wird, wie Kronus es immer wollte.«
    Hebedank schaute ihn noch einen Moment lang mürrisch an, dann nickte er Amos zu. »Also gut, zeige mir das Manuskript. Kronus hat mir schon vor langer Zeit gesagt, woran ich erkennen kann, ob es sich wirklich um das Original seines Geisterbuchs handelt.«
    Amos und Klara wechselten einen raschen Blick. »Und woran könnt Ihr das erkennen?«, fragte Klara.
    »Nun, zeigt es mir, dann wird sich alles erweisen.« Hebedank
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