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Opfertod

Opfertod

Titel: Opfertod
Autoren: Hanna Winter
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diesen Zettel mit der Adresse von Artifex’ Werkstatt dort unten nicht gefunden hätte …«
    Verdutzt blickte Belling auf. » Er hat die Adresse gefunden?«
    »Äh, ja – zumindest hat er das gesagt.«
    »Das ist ja interessant …« Belling richtete sich umständlich im Bett auf. Er griff mit seiner gesunden Hand in die Schublade seines Nachtschranks und zog eine transparente Asservatentüte hervor, in der sich ein blutdurchtränkter Zettel mit einer handgeschriebenen Adresse befand. »Ich schätze, Sie meinen diesen hier? Der Zettel ist nach meiner Einlieferung in die Notaufnahme an die Mordkommission weitergeleitet worden.«
    Lena blickte ihn sprachlos an. »Ts, ist ja typisch.«
    Er machte eine gleichgültige Handbewegung. »Was soll’s, lassen wir Drescher sein kleines bisschen ergaunerten Ruhm.«
    Sie lachten, als es in diesem Moment an der Tür klopfte. Belling legte die Tüte zurück in die Schublade. »Herein.«
    Die Tür ging auf, und zu ihrer beider Überraschung war es Tamara, die mit dem kleinen Marcel im Arm den Raum betrat. »Ich wollte mich nur verabschieden.« Sie sah abwechselnd zu Lena und Belling und trat ans Bett. »Ich habe einen neuen Job gefunden, und es geht schon morgen los.«
    Lena zog einen Mundwinkel hoch. »Das freut mich zu hören.«
    Tamara nickte und wischte sich mit dem Handrücken die laufende Nase. »Und … na ja, ich wollte noch sagen, dass es mir leid tut. Ich hab mich wohl ziemlich danebenbenommen, so viel ist mir inzwischen klar.«
    Belling lächelte.
    »Vielleicht kommt ihr mich ja mal wieder besuchen«, sagte Lena und strich dem kleinen Marcel zärtlich über das Köpfchen.
    »Ja, bestimmt …«, grinste Tamara.
    Hätte sie nicht mit dem Rücken zu Belling gestanden, hätte sie vielleicht gesehen, dass dieser Lena mit ausgestrecktem Zeigefinger einen Schnitt am Hals andeutete. Lena musste schmunzeln. Sie verabschiedete sich von Tamara und sah ihr nach, wie sie mit dem Baby in der Tür verschwand, durch die im selben Moment Volker Drescher hereinkam.
    »Ich hoffe, ich störe nicht.«
    Belling grinste. »Kommen Sie rein.«
    Er korrigierte den Sitz seiner Brille und sagte: »Ich wollte nur, dass Sie wissen, dass Oleg Semak und seine Leute letzte Nacht geschnappt worden sind. Wir haben die Bande schon seit geraumer Zeit beobachtet, konnten ihnen aber nie etwas nachweisen. Aber mit Ihrer Aussage und allem, was in dem Keller dieser angeblichen Galerie sichergestellt worden ist, kommen die so schnell nicht wieder auf freien Fuß.«
    Belling nickte langsam. »Das hoffe ich.«
    »Ja, das war es eigentlich schon, was ich Ihnen mitteilen wollte«, schloss Drescher und wandte sich zu Lena. »Was ist, sehe ich Sie am Montag auf dem Revier?«
    Sie lächelte überrascht und blickte ihn einen Moment lang nachdenklich an.
    »Nur unter der Bedingung, dass ich mir meinen Partner selber aussuchen darf«, sagte sie mit einem Kopfnicken zu Wulf Belling.
    Doch Drescher schien alles andere als erfreut. Er stand mit verschränkten Armen am Fußende des Krankenbetts und wollte gerade ansetzen, etwas zu sagen, da kam ihm Lena zuvor: »Immerhin ist es Bellings Verdienst, dass Sie die Verbindung zum Killer herstellen konnten.«
    Drescher errötete und sah Lena und Belling abwechselnd an. »Sie beide gibt’s jetzt also nur noch im Doppelpack, was?«
    Lena und Belling lächelten einander verschwörerisch zu. Sie waren ein unschlagbares Team, so viel stand fest. »Na schön«, brachte Drescher zähneknirschend hervor, »wenn das so ist, habe ich wohl kaum eine andere Wahl.« Er holte tief Luft und wandte sich an Belling: »Sobald Sie wieder auf die Beine gekommen sind, melden Sie sich bei mir im Büro … Aber eins sage ich Ihnen, Belling: Wenn Sie Mist bauen, werfe ich Sie hochkant wieder raus.«
    Belling nickte. »Ach, Herr Drescher?«, rief er dem Leiter der Mordkommission noch nach, als dieser schon an der Tür war.
    Drescher blieb stehen und drehte sich zu ihm um. »Ja?«
    »Dieser mysteriöse Anrufer, der sich bei mir als Artifex ausgegeben hat – steht schon fest, wer sich dahinter verbirgt?«
    »In der Tat. Es handelt sich dabei um einen Junkie namens Gemmy. Der Junge kannte Artifex, und nachdem er dessen Machenschaften auf die Schliche gekommen und in der Kellerwerkstatt auf das Foto von Frau Peters gestoßen war, ist ihm die Idee mit der Lösegeldforderung in den Sinn gekommen. Er muss wohl angenommen haben, Artifex hätte sie längst in seiner Gewalt.«
    »Und woher wissen Sie das
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