Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal
Autoren: G Funaro
Vom Netzwerk:
wusste, sein Supervisory Special Agent fühlte sich irgendwie verantwortlich.
    »Wie geht es dem Mädchen?«, fragte Markham.
    »Ich habe heute mit ihrer Mutter gesprochen«, sagte Gates. »Sie meint, es ginge ihr schon besser, aber sie wacht immer noch mitten in der Nacht schreiend auf. Das wird bald vergehen, nehme ich an. Oder zumindest wird sie damit umgehen lernen.«
    »Teil der Gleichung.«
    »Wovon reden Sie?«
    »General gleich E plus Nergal«, sagte Markham geistesabwesend und fuhr mit dem Finger über einen Artikel. »Die Gleichung, von der der Pfähler am Telefon sprach – die Drei und die Neun –, das alles muss ebenfalls dazugehören. Gene Ralston ist gleich Stone Nergal.«
    »Die Todesanzeige meinen Sie? Die wir an der Kellerwand gefunden haben?«
    »Ja. Wie es scheint, hat Ralston kurz nach Lamberts Rückkehr aus dem Irak Selbstmord begangen. Lambert hat diese Anagramme auf die Todesanzeige und in eins der Notizbücher geschrieben. Man erkennt an der Art, wie er in dem Notizbuch Buchstaben strich, dass er versucht hat, ein Rätsel zu lösen. Und anscheinend hat er einen Teil der Lösung in Gene Ralstons Namen gefunden. Stone Nergal. Himmel, wie groß ist die Chance dafür? Selbst ein nicht geistesgestörter Mensch könnte auf die Idee einer Art kosmischer Verbindung kommen.«
    »Was ist mit dem Wort General selbst? Glauben Sie, das war schon vor der Verbindung zu Nergal im Spiel, oder kam es erst hinterher hinein?«
    »Schwer zu sagen. Sein ausgeprägter Narzissmus, seine militärischen Ambitionen, vielleicht begleiteten sie seine Wahnvorstellung, ein Stellvertreter des Prinzen zu sein. E plus Nergal gleich General. Seine wahre Identität, ein Teil der Gleichung.«
    »Hier drin finden sich andere Teile«, sagte Gates und schlug auf den Stapel der Notizbücher. »Claude Lamberts Formeln, die Experimente mit seinen eigenen Kindern, die Produktion des Absinth-Hybrids und die Drogenlieferungen von Ralston. Der Missbrauch war jahrelang gegangen, scheint aber aufgehört zu haben, als Edmund in die Pubertät kam. Und soweit wir aus Claude Lamberts Notizbüchern schließen können, hatte Edmund nie eine Ahnung. Zumindest nicht, solange sein Großvater lebte.«
    »Nicht bewusst, das nicht, aber vermutlich wusste er, da war irgendetwas. Wie der Tod seiner Mutter. Ein Problem, eine Gleichung, die gelöst werden musste. Das Wort ›General‹ und die ersten sieben Buchstaben von Gene Ralstons Namen – eine Verbindung, die sein Unterbewusstsein möglicherweise wahrgenommen hatte.«
    »Der Alte hat seine Notizen in chiffriertem Französisch verfasst. Selbst mithilfe von französischen Geheimdienstspezialisten haben wir eine Weile gebraucht, alles herauszufinden. Schwer zu glauben, dass Edmund Lambert etwas daraus entschlüsselt haben könnte. Sein Großvater war ziemlich offen in Bezug darauf, was er seinen Kumpel Ralston tun ließ. Im Wesentlichen hat er seine eigenen Kinder und Enkel verkuppelt, alles im Namen der Wissenschaft. Wegen irgendeines vollkommen irrwitzigen Plans von einer Bewusstseinsdroge, die er und Ralston der Regierung verkaufen wollten.«
    Markham schwieg.
    »Allerdings«, fuhr Gates fort und öffnete eine Akte auf seinem Schreibtisch, »scheint Claude Lambert alles andere als geisteskrank gewesen zu sein. Ein Soziopath, wie er im Buch steht, das ja, aber seine Aufzeichnungen haben etwas beinahe Nazihaftes – die peinlich genauen Dokumentationen und die verqueren Rechtfertigungen für den fortgesetzten Missbrauch, den er Ralston an seiner Familie verüben ließ. Er äußert sich sogar über den Selbstmord seiner Tochter, als wäre es schlicht ein fehlgeschlagenes Experiment gewesen.« Gates blätterte in der Akte und las vor: »›Muss vorsichtiger mit dem Stichwort des Jungen sein‹, schreibt der Alte. ›Seine Mutter hat ihres zu wörtlich genommen. Ich dachte nicht, dass sie sich erinnern würde, aber wenigstens wissen wir jetzt, dass das Stichwort funktioniert hat.‹ Haben Sie so etwas schon einmal gehört, Sam?«
    » C’est mieux d’oublier «, murmelte Markham und griff nach einem Zeitungsartikel.
    »Wie bitte?«
    »Dieser Zeitungsausschnitt«, sagte Markham. »Über den Diebstahl des Löwenkopfs bei dem Tierpräparator in Durham. Er ist ganz anders als die übrigen Artikel, die wir an der Kellerwand gefunden haben. Der einzige, auf den er c’est mieux d’oublier geschrieben hat.«
    »Er hat diesen Satz auch in eines der Notizbücher seines Großvaters geschrieben. Heißt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher