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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal
Autoren: G Funaro
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inne und überlegte einen Sekundenbruchteil, wie viele Kugeln er noch hatte. Voll geladen enthielten seine Glocks jeweils sechzehn Schuss. Wenn der Pfähler seine Beretta M9 benutzte … leider wusste Markham nicht mehr, wie viele Schuss diese Waffe hatte.
    »Bitte helfen Sie mir«, wimmerte die junge Frau.
    »Sind Sie verletzt?«, fragte Markham. »Wurden Sie angeschossen?«
    »Es war Edmund Lambert«, schluchzte sie. »Es war Edmund …«
    Markham zog sein Sakko aus und deckte sie zu. Sie hatte Bissspuren am Hals und an den Schultern, auch an den Brüsten fehlten große Flecken Haut. Sie blutete heftig, aber Markham sah, dass es fürs Erste nicht lebensbedrohlich war. Es durfte nicht lebensbedrohlich sein.
    »Wie heißen Sie?«, fragte Markham.
    »Cindy Smith.«
    »Sam Markham, FBI «, sagte er und überprüfte seine Pistolen. »Drücken Sie sich meine Jacke an die Brust, um die Blutung zu verlangsamen. Das wird schon wieder.«
    »Es war Edmund Lambert! Er hat Bradley getötet …«
    »Sie müssen ein Telefon suchen, Cindy Smith«, sagte Markham und steckte die Waffen in den Hosenbund. »Rufen Sie die Notrufnummer an. Warten Sie, bis ich weg bin, dann …«
    »Verlassen Sie mich nicht!«, rief das Mädchen und griff nach seinem Bein, aber Markham beachtete sie nicht und stellte die Leiter wieder auf.
    »Sie müssen stark sein«, sagte er. »Rufen Sie an – unten in der Küche habe ich ein Telefon gesehen. Haben Sie mich verstanden?«
    »Nein – er wird wiederkommen!«
    Markham stieg auf die Leiter. »Also gut – bleiben Sie, wo Sie sind«, rief er beim Klettern. »Sie sind in Sicherheit hier. Ich werde nicht zulassen, dass Ihnen etwas passiert, versprochen.«
    »Gehen Sie nicht weg!«
    Aber Markham war bereits am oberen Ende der Leiter angekommen. Er stieß die Waffe durch die Öffnung und stieg auf das Dach hinaus, während das Mädchen unten weiterschrie.
    Er befand sich in einer menschenleeren Gegend, das silbrig glänzende Farmland schien sich meilenweit in alle Richtungen zu erstrecken. Plötzlich hörte er, wie hinter ihm ein Wagen gestartet wurde.
    Markham krabbelte über den Dachfirst zur anderen Seite des Hauses und sprang von dort auf das Verandavordach, während die Scheinwerfer eines Pick-ups sich rückwärts die Einfahrt hinunter entfernten.
    Mit einem Satz war er vom Vordach gesprungen und feuerte hinter dem Fahrzeug her; er zerstörte einen Scheinwerfer mit dem ersten Schuss, dann hörte er die Windschutzscheibe bersten und den getroffenen Kühler zischen. Eine der Pistolen war inzwischen leer, er ließ sie auf die Erde fallen und feuerte mit der zweiten weiter.
    Er entkommt, dachte er – und im selben Moment brach der Pick-up überraschend aus und pflügte rückwärts in eine der alten Tabakscheunen.
    Die verwitterten alten Bretter stürzten ein und prallten von der Motorhaube des Pick-ups, der zum Stillstand kam – sein verbliebener Scheinwerfer schnitt wie ein Laserstrahl durch den aufgewirbelten Staub. Markham rannte mit wild klopfendem Herzen darauf zu, während der Motor des alten Fords schmerzhaft aufheulte und die Räder in der Erde durchdrehten.
    Er feuerte ein letztes Mal, hörte ein lautes Krachen, und dann war alles still bis auf ein anhaltendes bedrohliches Zischen.
    Markham verlangsamte, als er näher kam, bezog hinter einigen stehen gebliebenen Wandbrettern Deckung und überprüfte seine Pistole.
    Das Magazin war leer. Nur eine Kugel war noch in der Kammer.
    Er richtete die Waffe auf die Fahrertür und rief: » FBI ! Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus!« Sein Herz hämmerte. Er war ein toter Mann, wenn es der Pfähler auf einen Schusswechsel ankommen ließ. Aber nicht das kleinste Geräusch war zu hören von ihm, nur das Zischen des Kühlers.
    Markham näherte sich der Tür auf der Fahrerseite und spähte rasch hinein. Die Innenbeleuchtung brannte, und er konnte Blut auf dem Sitz sehen, aber die Beifahrertür war offen, und vom Pfähler fehlte jede Spur.
    Markham ging hinter dem Radkasten in Deckung. Stille – nur die Grillen, sein Atem und das leiser werdende Zischen des Kühlers –, doch plötzlich hörte er Bretter in der Scheune krachen.
    Er versucht, hinten rauszukommen, dachte Markham. Er reckte den Hals, spähte über die Ladefläche in die Dunkelheit und sah eine Lücke in der Rückwand der Scheune, durch die das Mondlicht fiel. Keine Spur von dem Pfähler.
    Er ging wieder in die Hocke, schloss die Augen und holte tief Luft. »Kommen Sie mit erhobenen
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