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Opfer fliegen 1. Klasse

Opfer fliegen 1. Klasse

Titel: Opfer fliegen 1. Klasse
Autoren: Stefan Wolf
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Nadja
     
    Tim hatte sich bereits Gedanken
gemacht über die rätselhafte und irgendwie bedrohliche Bemerkung dieses Armin
Leipel. Eine kurze Diskussion mit Karl und Klößchen folgte.
    Der dicke Budenkamerad meinte,
da wäre vermutlich gar nichts dran, der betagte Lover wolle sich nur wichtig
machen, bzw. sich dafür entschuldigen, daß seine Freundin Susanne Kühnert bei
der Erbschaft leer ausgehe.
    Karl war anderer Meinung,
teilte nämlich Tims Überlegung.
    „Ich glaube“, sagte Karl,
„dieser Leipel hat was vor — in seiner Endzeit. Der will ein übles Ding auf die
Schiene stellen — oder hat’s schon gemacht. Und das kann nur so aussehen.
Zunächst mal kriegt das Mistweib Vermögen und Kohle, damit sie ihre Erpressung
zurückhält. Aber dann wird was passieren, wodurch die Ex ausgeschaltet ist. Und
Susanne Kühnert kriegt alles.“
    Tim nickte. Er klebte immer
noch mit einem Ohr am Walkie-Talkie. Gleichzeitig beobachtete er die vier:
Gaby, Nadja, Kurt und Patrick.
    Gaby war etwas beiseite
gerückt, um Abstand zu wahren. Denn die beiden Typen streckten sich rechts und
links neben Nadja aus und sülzten ihr die Ohren voll. Ob sie heute abend
mitkäme in die Disco? Kurt wollte sie mit seiner Harley abholen. Patrick bot
seinen Porsche an. Ja, die beiden waren gut ausgestattet, wurden nämlich von ihren
Ernährern verwöhnt, daß einem die Augen tränten.
    Tim wußte: Die beiden waren
etwas vorzeitig vom Gymnasium abgegangen. Der Streß des Abiturs hätte sie
offenbar überfordert. Statt dessen lernten sie jetzt in den väterlichen
Betrieben. Kurts Vater besaß das größte Reisebüro in der Stadt — mit zig
Filialen. Werfall, der Touristik-Riese — das war ein geflügeltes Wort. Patricks
Vater besaß eine Versicherungsgesellschaft. Oder war dort der Chef. Oder
Direktor. Oder Hauptaktionär. Über Einzelheiten war Tim nicht informiert.
    Nadja sagte gerade: „...damit
keiner von euch weint, nehme ich beide Angebote an. Kurt kann mich abholen.
Patrick bringt mich heim.“
    „Umgekehrt wäre es mir lieber“,
meinte Kurt.
    „Wieso?“
    „Nach der Disco bist du
vielleicht zugänglicher als vorher.“
    Nadja lachte geschmeichelt.
„Weshalb sollte ich? Ihr wißt doch, daß ich keinen Alkohol trinke. Und Drogen
sind schon gar nicht bei mir drin. Ich stehe auf Eistee. Bin also immer klar.
Habe mich voll im Griff.“
    „Na gut, dann verfolge ich euch
bis zur Haustür“, erwiderte Kurt.
    Patrick sagte: „Und mach nicht
wieder Zoff, wenn Nadja mit mir öfter tanzt als mit dir.“
    „Ich kann eben meine Eifersucht
nicht beherrschen“, entgegnete sein Freund. „Das kannst du nicht begreifen,
denn du liebst sie nicht so wie ich.“
    „Viel mehr! Viel mehr liebe ich
sie!“
    „Hach! wie ich das genieße“,
ließ sich Nadja vernehmen. Gaby sagte: „Es ist irgendwie lächerlich. Entscheide
dich doch mal für einen. Du kannst ja dann wechseln.“
    Das verschlug den Typen die
Sprache.
    „Hör sich einer die
Bullentochter an!“ sagte Kurt, und das klang überhaupt nicht witzig.
    „Wie bitte!“ pfiff Gaby ihn an.
„Ich verbiete dir, meinen Vater so zu nennen. Leider hat sich diese Bezeichnung
eingebürgert, was aber nichts daran ändert, daß es ein Schimpfwort ist. Eine
Geringschätzung. Polizeibeamter zu sein — das ist ein harter Job. Ihr würdet
dumm gucken, wenn es keine Polizisten mehr gäbe.“
    „Dann hätte ich weniger
Strafzettel“, feixte Kurt. „Und für mich bist und bleibst du ‘ne Bullentochter,
wenn auch ‘ne besonders hübsche. Aber ich stehe nicht auf blond. Ich liebe ein
exotisches Wesen namens Nadja. Sonst würde ich dich anmachen, schöne
Bullentochter, und deinen dämlichen Tim in die Wüste schicken.“
    Tim hatte bis hierher
mitgehört, war aber nicht mehr an seinem Platz, sondern unterwegs zu dem
Quartett.
    In einer Hand hielt er das
Walkie-Talkie, in der anderen den Original-Basketball der
Black-Buffalo-Giganten.
    Der Ball war hart aufgepumpt.
    Tim stand jetzt hinter Kurt,
Nadja und Patrick, die ihm alle den Rücken zuwandten, ihn also nicht hatten
kommen sehen.
    Gaby, die ihm zugewandt lag,
hatte nicht betont aufgeblickt. Jetzt zuckten amüsiert ihre Mundwinkel.
    Tim schaltete das
Sprechfunkgerät aus und ließ es ins weiche Gras fallen. Den Basketball hob er
beidhändig. Und schmetterte ihn auf Kurts solariumgebräunten Rücken, daß ein
Geräusch entstand, als mache ein Nilpferd ‘nen Bauchklatscher vom
Zehn-Meter-Turm.

    Kurt brüllte auf. Der Ball
sprang zurück in Tims
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