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Opfer fliegen 1. Klasse

Opfer fliegen 1. Klasse

Titel: Opfer fliegen 1. Klasse
Autoren: Stefan Wolf
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Hände. Der Harley-Fahrer warf sich herum, ohne sein
Gebrüll einzustellen. Er schnellte hoch. Und beinahe hätte er Tim angegriffen,
merkte aber noch rechtzeitig, wen er da vor sich hatte, und hielt inne.
    „Das war für die
Bullentochter“, sagte der TKKG-Häuptling. „Für die Beleidigung. Hat gebrannt,
wie? Aber es muß nicht dabei bleiben. Ich kann dir noch was anderes anbieten.“
    „Du... hast... Mir ist... Mein
Rücken!... Mir ist die Haut aufgeplatzt.“
    „Ist sie nicht. Deine Schönheit
ist unversehrt. Hallo, Nadja! Wie geht’s? Pfote, wie isses? Wir sind gerade
gekommen. Legst du dich rüber zu uns?“
    Eine überflüssige Frage, denn
Gaby war schon senkrecht und stopfte ihre Sachen in den City-Rucksack.
    Nadjas Miene drückte Bedauern
aus. Patrick grinste.
    Der freut sich, dachte Tim, daß
sein Rivale eins drauf gekriegt hat. Aber helfen wird’s ihm nicht. Trotzdem!
Patrick ist um ein paar Grade sympathischer als der andere.
    Gaby hatte ihre Sachen
verstaut, auch das Walkie-Talkie. Sie verabschiedete sich von Nadja, nur von
ihr.
    Tim trug das Badelaken und
hatte sein Fernlauschgerät unauffällig drin eingewickelt.
    Die beiden gingen hinüber zu
Karl und Klößchen, die immer noch grinsten.
    Sie waren nicht die einzigen.
Ringsum aalten sich etliche Schüler/innen der verschiedenen Schulen. Tim und
Gaby sind nahezu allen bekannt. Und über Kurt Werfall wußten auch die meisten
Bescheid. Er galt als gräßlicher Angeber, als Großmaul und Protz. Der Dunking
auf seine Schulterblätter fand Beifall.
    „Nadja gegenüber ist es zwar
nicht fair“, sagte Gaby. „Aber ich dachte mir, es ist gut, wenn du mithörst.
Hast du alles gehört?“
    „Jedes Wort, Pfote.“
    „Ist ein Ding, wie?“
    „Da können wir nicht nur
zusehen. Da müssen wir uns kümmern.“
    Sie lächelte ihn an. „Schon
eine Idee?“
    Er legte den Arm um ihre nackte
Schulter. „Einen Schritt nach dem andern, du Tochter eines Kriminalkommissars.
Ich finde nämlich, die Sache hat Vielfalt. Da ist einmal der unaufgeklärte
Flugzeugabsturz mit 148 Toten. Da ist die Gruppe der 22 Überlebenden. Da ist
Armin Leipel, der vielleicht eine Leiche im Keller hat, mit der seine Exfrau
ihn erpressen kann. Und da ist seine doppelsinnige Bemerkung, die man
bedrohlich auslegen kann. Wir strecken uns erst mal aus und besülzen das
alles.“
    Bei Karl und Klößchen
angekommen, wurde Gabys Badelaken angebaut an die bereits ausgebreiteten. Auf
der vergrößerten Liegefläche fanden alle Kids Platz.
    Die Walkie-Talkies gehörten
Karl. Es waren neue Modelle. Er hatte sie gestern gekauft und verstaute sie
jetzt in seinem Matchbeutel.
    Klößchen hatte außer einer
großen Tafel Schokolade auch seinen schwarzgehäusigen, tragbaren Weltempfänger
mitgebracht, ihn nun eingeschaltet — und nudelte sich durch die
Hörfunkprogramme.
    Tim blickte zu dem Trio zurück.
    War Nadja verschnupft? Oder
mußte sie weg?
    Sie war aufgestanden,
schüttelte zweimal den Kopf, schlüpfte in ihre Jeans-Shorts und ins pinkfarbene
T-Shirt.
    Kurt und Patrick, die sich
erhoben hatten, wurden auf die Wange geküßt. Dann eilte Nadja mit ihrer Tasche
zum Ausgang, blickte her zu den TKKGlern und winkte.
    Gaby winkte zurück. „Sie muß
noch was für ihre Mutter besorgen.“
    „Für die Millionenerbin“, sagte
Klößchen.
    „Wer weiß!“
    Gaby ließ sich zurücksinken,
fand keine passende Unterlage für den Kopf und legte ihn ab auf Tims Schulter,
der von nun an keine Bewegung mehr wagte.
    Ihr Haar, dachte er, duftet
nach Sommerblumen. Kommt das von der Wiese hier — oder vom Shampoo?

4. Teuflisch
     
    Hoch im blauen Himmel kreiste
ein Hubschrauber, tarnfarbengrün, also von der Bundeswehr. Sein Lärm war kaum
zu hören. Hier im Neptunia-Schwimmbad ging’s lauter zu. Die Luft roch nach
Sonnenöl der verschiedenen Schutzfaktoren, nach nassen Badeklamotten,
aufblasbaren Gummimatratzen und mitgebrachtem Proviant, nämlich Brathähnchen
und Käsesemmeln.
    Kurt hatte seine Wut, die sich
anfangs auf Tim gerichtet hatte, jetzt in andere Richtung gelenkt. Und unter
seinen blonden Locken schmorte ein Plan: eine Heimtücke, wie sie schlimmer
nicht sein kann.
    Aber es ging ja um Nadja. Und
da, das fand er, war jedes Mittel erlaubt.
    Ja, er war verrückt nach ihr.
Und unglücklicherweise gab es auch für Patrick nur dieses eine Mädchen.
    Als gäbe es nicht massenhaft
andere, dachte Kurt. Mann, du A...! Sieh dich doch um! Hier wimmelt es von
tollen Bräuten. Überlaß mir die Nadja!
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