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Opfer fliegen 1. Klasse

Opfer fliegen 1. Klasse

Titel: Opfer fliegen 1. Klasse
Autoren: Stefan Wolf
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weil du
gierig bist.“
    „Ich bin nicht dumm. Trotzdem
leide ich unter meinem Wankelmut. Ich weiß das. Aber ich will mein Recht. Und
ich will den Lohn für 24 Jahre Ehe. Für eine Ehe, die kein Honiglecken war. Ja,
du hast mich abgefunden. Aber ich lasse nicht zu, daß jetzt diese Frau dein
Vermögen erbt. Und die Villa. Vor allem die Villa nicht!“
    „Susanne Kühnert ist ein Engel.
Sie gibt mir viel. Und sie hat eine Tochter. Ich wünschte, ich wäre Nadjas
Vater.“
    „Bist du aber nicht. Du bist
nur ein 148facher Mörder.“
    „Ich möchte dich bitten, ein
Drittel von allem für die beiden abzutreten.“
    „Wie bitte? Spinnst du? Wie
komme ich denn dazu, deine Liebschaft zu finanzieren?“
    „Susanne und Nadja hätten es
nötig.“
    „Mit denen habe ich kein
Mitleid. Verhungern werden sie schon nicht. Wenn die irgendwas erben, dann
packe ich aus. Dann ist es nichts mit deinem Denkmal in der Stadt. Oder mit der
Benennung einer Straße nach dir.“
    „Beruhige dich!“ sagte er und
spürte, wie sein krankes Herz schmerzte. „Du bekommst alles. Allerdings wird
Susanne die Nacherbin sein. Was nach dir noch übrig ist, gehört ihr. Und sie
ist 13 Jahre jünger als du.“
    „Das zwingt mich geradezu,
nichts übrigzulassen.“
    „Diese Antwort habe ich
erwartet. Was das Geld betrifft, kann ich dich nicht am Verprassen hindern.
Aber das Haus hier soll Susanne erhalten bleiben. Oder ihrer Tochter. Du hast
die Nutzung auf Lebenszeit. Verkaufen darfst du’s nicht. So habe ich’s im
Testament verfügt.“
    „Hm! Du hättest mich fragen müssen.
Vielleicht bin ich nicht damit einverstanden.“
    „Es ist ein winziges
Entgegenkommen.“
    „Von mir aus.“
    „Ich nehme an, du wirst wieder
hier einziehen — wegen des Bassins.“
    Sie haßte es, wenn er Bassin
sagte. Es war ein Swimmingpool von beachtlicher Größe, eine luxuriöse
Schwimmhalle im Tiefgeschoß unter der Villa. Irene hatte den Pool vermißt seit
der Trennung. Sie war leidenschaftliche Schwimmerin. Außerdem erforderte ihr
Rückenleiden, daß sie täglich trainierte. Natürlich nach ärztlicher Vorschrift.
Dabei benutzte sie ein Schwimmbrett — schob es vor sich her mit ausgestreckten
Armen und ließ nur die Hüftgelenke arbeiten.
    „Ja, du hast recht“, gab sie
zu, „der Pool fehlt mir sehr.“
    „Wo schwimmst du jetzt?“
    „Na, wo werde ich schwimmen? In
den öffentlichen Bädern. Zwischen Hunderten von Menschen. Sie spucken rein —
und wahrscheinlich pinkeln sie auch. Außerdem vertragen meine Augen kein
Chlor.“
    „Bald hast du dein Reich wieder
für dich.“

    „So bald muß es trotzdem nicht
sein. Ich wünsche dir ein langes Leben.“
    Er ging nicht ein auf diese
heuchlerische Lüge, sondern sagte statt dessen: „Das Testament ist bei meinem
Notar Dr. Schwabich hinterlegt. Und es enthält eine Klausel, die dir nicht
gefallen wird. Aber die bleibt drin. Den Wortlaut habe ich vor mir liegen.
Willst du ihn hören?“
    „Selbstverständlich! „
    „Das gesamte Erbe wie oben
angegeben steht Irene Flörchinger nur dann zu, wenn sie niemals in mündlicher
oder schriftlicher Form dem Ansehen und Andenken des Verstorbenen schadet —
auch nicht durch Äußerungen vertraulicher Art. Wird Derartiges bekannt, fällt
das gesamte Erbe an die Nacherbin Susanne Kühnert oder an deren Tochter Nadja.“
    Sekundenlang war Stille in der
Leitung. Dann: „Bist du wahnsinnig! Wie stehe ich denn da, wenn das verlesen
wird! Was wird Schwabich von mir denken?“
    „Der kann damit nichts
anfangen. Als er’s gelesen hat, hat er nur kurz gestutzt. Du kannst ja bei der
Testamentseröffnung was Spitzmauliges über mich äußern. Sag doch: Aha! Ein
bißchen Herabsetzung post mortem — nach dem Tode. Mein verstorbener Gatte will
wohl damit äußern, daß er mich für eine Nestbeschmutzerin hält.“
    „Garantiert werde ich das
sagen.“
    Sein Herz schmerzte jetzt wie
rasend. Er sagte, er müsse dringend sein Medikament einnehmen, und legte auf.
    Während er sich dann etwas
besser fühlte, was aber trügerisch war, dachte er an die Todesfälle, die er für
seine Exfrau konstruiert hatte.
    Leipel war Dipl.-Physiker. Ja,
er hatte was Ordentliches studiert, bevor er von seinem Stiefbruder die Firma
übernahm. Ein Unternehmen der Chemischen Industrie. Er war gut damit
zurechtgekommen, bevor er alles aus Gesundheitsgründen verkaufte. Und seine
Todesfälle war perfekt. Ärgerlich nur, daß er den Triumph nicht mehr würde
genießen können.

3. Rivalen um
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